Christian Stark: Familienmensch auf dem Weg in die Bundesliga
Ehrgeiziges HSV-Talent will den nächsten Schritt machen
Christian Stark vor der Stiftsruine in Bad Hersfeld. In der Festspielstadt hat er seine Wurzeln. Foto: Viktoria Goldbach
In Deutschland gibt es knapp drei Millionen aktive Fußballer, die alle irgendwann einmal den Traum vom Profigeschäft geträumt haben – von diesem Beruf leben können allerdings nur knapp 1500 Profis. Der Hersfelder Christian Stark ist seit Dezember einer davon.
Hinter Stark liegt ein ereignisreiches Jahr, weshalb er jetzt an Weihnachten endlich einmal Zeit dafür finden kann, sich zu entspannen – und vor allen Dingen zu realisieren, was er in 2016 erreicht hat. Meilensteine waren für ihn die Nominierung in den Kader der deutschen U-19-Nationalmannschaft im Herbst und dann die Unterschrift unter seinen ersten Profivertrag, der den Hersfelder bis 2020 an den HSV bindet. Zwischen Training, Nationalmannschafts-Lehrgängen und Spielen in der Junioren-Bundesliga bleibt naturgemäß wenig Zeit für Erholung. Umso schöner ist es für Stark, wenn er an Weihnachten im Kreise der Familie ausspannen kann.
Zu seiner Heimatstadt Bad Hersfeld pflegt er immer noch eine besondere Beziehung: „Ich bin hier geboren und aufgewachsen, meine Großeltern wohnen hier. Ich freue mich auch darauf, endlich wieder etwas mit meinen Freunden machen zu können“. Seinen dreiwöchigen Urlaub verbringt Stark komplett im Kreise der Familie, bevor Anfang des neuen Jahres gleich ein Leistungstest in Hamburg ansteht. „Deswegen muss ich mich über Weihnachten auch etwas zurückhalten, da gibt es dann eher mal Pute und Reis. Meine Läufe muss ich auch noch machen“, sagt der Stürmer schmunzelnd, der seine große Leidenschaft mittlerweile zum Beruf gemacht hat.
Dass er es so weit schaffen konnte, hat er in erster Linie seinem Willen und seinem Arbeitsethos zu verdanken. Aber auch seine Familie spielt eine entscheidende Rolle. Im Jahr 2010 nahm der damals 12-jährige Stark aus Eigeninitiative an einem Sichtungstraining in Hamburg teil und konnte die Verantwortlichen von sich überzeugen.
„Mein Traum war es damals schon, Fußballprofi zu werden. Für das Internat war ich aber damals zu jung, weswegen meine Eltern hier in Bad Hersfeld ihre Zelte abgebrochen haben und mit mir nach Hamburg gezogen sind“, zeigt sich Stark dankbar dafür, dass seine Eltern ihn auf seinem Weg unterstützten. Zusammen mit seinen Eltern, seiner kleinen Schwester (15) und dem sechs Monate alten Bruder lebt Christian Stark nun in Norderstedt in unmittelbarer Nähe des Hamburger Nachwuchsleistungszentrums.
Verletzungspause als "wichtige Phase"
Seit Anfang der Saison durfte Stark im Wechsel mit anderen HSV-Jugendspielern dann am Training der Profis teilnehmen. „Deswegen konnte ich mich auch darauf einstellen, dass ich einen Profivertrag bekommen würde“, gibt Stark zu, der den Tag der Unterschrift dann aber dennoch als „unbeschreiblich“ bezeichnet. „Der Termin stand zwar lange zuvor fest, für mich war es aber trotzdem wie Weihnachten und Geburtstag zusammen“. Auch das Handy des 18-Jährigen stand an diesem Tag nicht still: „Ich habe unheimlich viele Nachrichten bekommen, auch aus der Heimat – das hat mich sehr gefreut“.
Der große Durchbruch in diesem Jahr war allerdings nicht unbedingt abzusehen: Im vergangenen Jahr war Stark sieben Monate aufgrund von Rückenproblemen außer Gefecht. Der Verletzungspause konnte er aber auch etwas Positives abgewinnen: „Das war eine wichtige Phase für mich, in der ich viel nachdenken konnte. Vorher war ich sehr verkrampft, fast zu perfektionistisch. Eine gewisse Lockerheit braucht es aber auch und ich glaube, die habe ich mittlerweile gefunden“. Für die mentale Seite des Spiels hilft ihm auch die Zusammenarbeit mit einem Mentaltrainer, mit dem sich Stark alle zwei Wochen zusammensetzt. „Wir reden über die Dinge, die anstehen. Das hilft mir enorm“.
Für das eher fußballspezifische Training schiebt er Sonderschichten mit Mehdi Mahdavikia. Der ehemalige Profi kümmert sich beim HSV um die Offensivspieler und führt mit Stark stürmerspezifische Übungen durch. „Wir machen alles, was ein Stürmer braucht. Mein Ziel ist es, mich immer weiter zu verbessern“. Zu seinen Schwächen zählt Stark sein Kopfballspiel und den linken Fuß: „Kein Spieler ist perfekt, man kann immer alles verbessern – auch die Dinge, die man besonders gut kann“.
Adler auf der Brust
Ein weiterer großer Schritt war für den ehemaligen Jugendspieler des FSV Hohe Luft die Nominierung in den Kader der U-19-Nationalmannschaft, für die er im Oktober und November bisher zu vier Einsätzen kam. Die Nominierung sei für ihn „die beste Bestätigung für die Leistungen“ gewesen, schließlich würden nur „18 Jungs aus ganz Deutschland, darunter nur zwei Stürmer“ nominiert werden. „Da irgendwann mal dabei zu sein, das war schon ein großes Ziel“, so Stark, der seine bisherige Zeit beim DFB als „super Erlebnis“ beschreibt. „In der Nationalmannschaft ist alles ein wenig strenger als beim HSV. Beim DFB gibt es keine Ausreden, man muss Leistung bringen. Sonst wäre man ja auch nicht da“, so der Nachwuchsstürmer.
Für den Moment haben sich die langen Jahre harter Arbeit und Entbehrungen also gelohnt. Nächste Etappenziele sind jetzt der erste Einsatz in der Bundesliga, das erste Mal im Stadion einlaufen – und ein fester Bestandteil der Profimannschaft werden. Momentan trainiert Stark noch neben dem normalen U-19-Training zweimal die Woche bei den Profis mit, je nach Bedarf von Trainer Markus Gisdol.
Ansprechpartner bei den Profis sind für ihn Michael Gregoritsch und Dennis Diekmeier, die den jungen Spielern sehr gut helfen würden. „Sie sind immer ansprechbar, wenn wir eine Frage haben, das ist toll. Und sie informieren sich über die Ergebnisse der U19 und fragen, wie es lief“, freut sich Stark über die Unterstützung der erfahreneren Profis. Der Spieler, an dem er sich am meisten orientiere, sei Stürmer Bobby Wood, da dieser Starks Art zu spielen am nächsten kommt. „Er ist genauso wie ich nicht zu groß, aber trotzdem körperlich robust und hat einen guten Abschluss. Von ihm kann ich mir einiges abgucken“.
Im Trainingsbetrieb dabei gegen gestandene Abwehrspieler wie Johan Djourou ranzudürfen, war für Stark „anfangs natürlich ungewohnt“, mittlerweile habe er sich aber daran gewöhnt. Cheftrainer Gisdol sehe die jungen Spieler auch im Training und gebe Rückmeldung über den Leistungsstand, mehr ist allerdings momentan noch nicht geschehen. „Es hängt auch davon ab, wie sich der HSV jetzt verstärkt“, antwortet Stark auf die Frage, ob er im Januar mit ins neuntägige Trainingslager nach Dubai fahren wird. „Ansonsten werde ich aber bei der zweiten Mannschaft trainieren“, fügt Stark an, dessen Fokus also im neuen Jahr mehr auf dem Seniorenbereich liegen wird.
Was er jungen Fußballerinnen und Fußballern mit auf den Weg geben wolle, die sich ebenfalls den Traum vom Profigeschäft erfüllen wollen? Der HSV-Jungprofi antwortet: „Es braucht ein gutes Gesamtpaket aus Talent, Ehrgeiz, Wille und Trainingseifer. Man muss in jedem Training 100 Prozent geben. Irgendwann wird man belohnt. Was aber auch nicht fehlen darf, ist die Unterstützung durch die Familie“.
Autor: Arne Steinberg
Christian Stark in einem kurzen Video
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