Daniel Hanslik will keinesfalls menschlich scheitern

Teil eins des Interviews mit dem Neu-Wolfsburger

16. Juni 2017, 07:00 Uhr

Wie hier gegen Rot-Weiss Frankfurts Damir Topcagic war Daniel Hanslik (links) in der abgelaufenen Runde den Gegnern meist mehr als nur einen Schritt voraus. Foto: Charlie Rolff

Daniel Hanslik (20) war der Shootingstar der vergangenen Saison. Wir haben mit dem Unterhauner, der ab der neuen Saison für die U 23 des VfL Wolfsburg spielen wird, ein Interview geführt. In Teil eins erklärt er die Beweggründe seines Wechsels in die Regionalliga Nord, was Steinbachs Trainer "Kalle" Müller bei ihm bewirken konnte und weshalb es keine Alternative für ihn ist, menschlich zu scheitern.

Dein Ex-Trainer Frank Ullrich sagte mir kürzlich, dass er dir bei deinem Wechsel nach Steinbach vor einem Jahr ins Ohr geflüstert habe, dass dein Weg noch längst nicht vorbei sei. Aber dass es so schnell gehen würde, damit habe er auch nicht gerechnet. Geht es dir ähnlich?

Das habe ich auch nicht erwartet. Wenn du von Asbach aus der Verbandsliga zu einem Hessenliga-Aufsteiger kommst, machst du dir erst einmal Gedanken, ob du überhaupt regelmäßig spielst, weil Marcel Ludwig oder Petr Kvaca zuvor eine überragende Saison hingelegt hatten und die Konkurrenz groß war. Aber dann habe ich mich schnell eingelebt, habe schnell viele Freunde gefunden. Aber dass es so gut klappen wird, konnte keiner erwarten.

Du hast im Laufe der Saison noch einmal einen riesigen Sprung nach vorne machen können, gerade in der Rückrunde warst du nicht nur noch Torjäger, sondern hast auch als Vorbereiter geglänzt. Was war entscheidend für die rasante Entwicklung?

In erster Linie das Training von „Kalle“ Müller, das meiner Meinung nach sehr professionell geplant ist und verletzungsvorbeugend durchgeführt wird. Wenn du die Vorbereitung durchziehst, dann bist du körperlich fit für die Saison. Mit den ersten Hessenliga-Spielen hatte die Mannschaft wie ich ein wenig Startschwierigkeiten, aber du gewöhnst dich immer mehr an das höhere Tempo und die körperliche Präsenz. Und das wird in der kommenden Saison nicht viel anders werden.

Im Winter hattest du bei mehreren Vereinen vorgespielt. War da auch dein neuer Verein dabei?

Mit Wolfsburg war ich tatsächlich schon im Gespräch. Ich habe die Mannschaft ein paar Tage kennenlernen können, habe mir auch ein Spiel angeschaut. Mir hat gerade das Umfeld sehr gut gefallen, ich konnte ja auch beispielsweise Vergleiche mit den Eindrücken bei Borussia Dortmund ziehen.

Wie ist der Wechsel nach Wolfsburg letztlich zustande gekommen und warum hast du dich für eine U 23 eines Bundesligisten entschieden?

Viele Vereine wurden durch die hohe Medienpräsenz auf mich aufmerksam, dadurch wurde ich kontaktiert. Wir haben zusammengesessen und es hat von Beginn an sehr gut harmoniert. Ich glaube, dass die U 23 des VfL eine sehr junge Mannschaft ist, in der ich als etwas älterer Spieler und von meinem Charakter her eine Führungsrolle übernehmen kann - zumal einige Spieler aus der A-Jugend nach oben kommen, die gerade Erster in ihrer Bundesliga-Staffel geworden sind, die aber sicherlich eine gewisse Marschroute benötigen. Zudem ist es für mich gut, mit ungefähr Gleichaltrigen zu spielen, die sich auf einem technisch hohem Niveau bewegen.

Hast du schon einen Trainingsplan? Und eine Wohnung? Und eine grobe Vorstellung davon, was dich in Wolfsburg erwarten wird?

Nächsten Mittwoch geht die Vorbereitung los, aber ich arbeite schon seit zwei Wochen mit einem individuellen Trainingsplan. Nicht nur in Sachen Wohnung hilft der Verein, wo er nur kann. Ich werde zunächst im Hotel wohnen und in den kommenden Wochen dann eine Wohnung beziehen, ich brauche ja nicht viel für mich allein. Und was mich erwartet? Mein Traum, mich voll auf den Fußball konzentrieren zu können. Das ist doch der Traum, den jeder hat, der in jungen Jahren Fußball spielt. Dass er so spät wahr wird, ist umso schöner. In der Vorbereitung werden wir sicherlich hart und gut trainieren, aber da bin ich ehrlich gesagt auch richtig heiß drauf; mich mit den anderen zu messen und vielleicht auch die Unterschiede zu sehen, wenn man wie ich keine Junioren-Bundesliga-Ausbildung genießen konnte. Aber vielleicht kann ich den Jungs ein bisschen was im körperlichen Bereich beibringen, vor allem den A-Jugendlichen.

Dein Berater Kujtim Mustafi sprach davon, dass das Ziel Bundesliga heißen müsse. Wie groß ist der Druck, den du dir jetzt selbst auferlegst?

Ich hege eine gewisse Erwartung an mich selbst, was Disziplin und Motivation angeht. Wichtig für mich ist, dass ich menschlich nicht scheitere - wenn, dann soll es am Sportlichen liegen. Bessere Spieler gibt es immer und ein bisschen Glück gehört auch dazu, aber das Glück gilt es ein Stück weit zu erzwingen. Ich muss dem Fußball alles unterordnen, eher 110 als 100 Prozent geben und darf nicht die Bodenhaftung verlieren. Wenn ich menschlich nicht scheitern sollte, darf ich schon zufrieden sein, wobei mein Ziel natürlich ist, oben anzugreifen.

Wurde in den Gesprächen auch deutlich, dass eine gewisse Durchlässigkeit zwischen U 23 und dem Bundesligateam gewährleistet ist?

Ja, Wolfsburg bringt regelmäßig Spieler aus der U 23 nach oben, wie beispielsweise Paul Seguin oder Jannes Horn in der vergangenen Saison. Und es haben ja auch ein paar Spieler Wolfsburg verlassen und da ist natürlich die Hoffnung da, dass ein paar Spieler aus der U 23 den Sprung schaffen. Aber das liegt natürlich an uns Spielern selbst, letztlich müssen die Leistungen stimmen, um oben mitspielen zu können.

Autor: Johannes Götze