Daniyel Cimen: Der nächste Trainer, der eine Ära prägen könnte

02. September 2024, 19:45 Uhr

Daniyel Cimen ist der neue starke Mann bei der SG Barockstadt. Der 39-Jährige kommt vom FC Gießen. © Charlie Rolff

Der neue Trainer der SG Barockstadt heißt Daniyel Cimen. Eine auf den ersten Blick etwas überraschende Entscheidung, schließlich trainierte der 39-Jährige bis zuletzt Regionalliga-Konkurrent FC Gießen. Doch für die Fulda-Lehnerzer könnte es eine goldrichtige sein.

Nachdem 2018 mit Alfred Kaminski ein in Osthessen unbeschriebenes Blatt aus dem Hut gezaubert wurde, ist die SG Barockstadt bei ihrer zweiten externen Trainersuche der jüngeren Vergangenheit nun auf einen naheliegenden Kandidaten gekommen. Bereits 15-mal spielte Daniyel Cimen bereits gegen die SGB oder Borussia Fulda, die Mehrzahl dieser Spiele gewann er - acht Siegen stehen drei Niederlagen gegenüber. Viermal wurden die Punkte geteilt, zuletzt vor wenigen Wochen am zweiten Spieltag der Regionalliga.

Daniyel Cimen: Ein logischer Trainer für die SG Barockstadt

Es ist aber nicht nur die gute Bilanz gegen die Osthessen, die Daniyel Cimen zum logischen Trainerkandidaten machen. Der 39-Jährige steht für eine klare Fußball-DNA: Ballbesitzorientiertes, dominantes Kurzpassspiel. Lieber Agieren als Reagieren. Eine gewisse Risikobereitschaft. Dafür steht und stand Cimen bei seinen beiden Stationen im Seniorenbereich, Rot-Weiss Frankfurt und FC Gießen. Die Frankfurter führte er in etwas mehr als zwei Jahren zu den mit Abstand besten Saisons der 2000er-Jahre. In Gießen erlebte er Auf- und Abstiege und sogar die Fusion von Teutonia Watzenborn-Steinberg und VfB Gießen zum heutigen FCG.

In wenigen Wochen hätte Cimen dort Jubiläum gefeiert. Doch nach fast sieben Jahren sieht der gebürtige Hanauer, der in Rodgau wohnt, in der SG Barockstadt einen nächsten logischen Schritt. Im Gegensatz zu Regionalliga-Neuling Gießen ist die Mannschaft gefestigt und Regionalliga-erfahren. Auch finanziell dürften die Aussichten in Osthessen besser sein als beim notorisch klammen FCG, der haarscharf an einer Insolvenz vorbeigeschlittert ist und noch immer von einem „Notvorstand“ geführt wird. Daher ist der Wechsel zu einem Ligakonkurrenten innerhalb einer Saison nur auf den ersten Blick ein überraschender.

Cimens acht Jahre in Gießen: Aufstiege, Abstieg, Finanzprobleme

Und für Cimen kein völlig neuer. Im September 2017 verließ er Hessenligist Rot-Weiss Frankfurt Richtung Watzenborn-Steinberg - ebenfalls mitten in der Spielzeit, ebenfalls zu einem unmittelbaren Konkurrenten. Wäre Cimen schon am ersten Spieltag Teutonen-Trainer gewesen, hätte er mit seinem Punkteschnitt die Meisterschaft eingefahren. Diese folgte ein Jahr später, Belohnung waren drei Spielzeiten in der Regionalliga. Leider während der Corona-Pandemie, die nicht nur den Spielplan, sondern auch die Finanzen durcheinanderwirbelte. Doch Cimen blieb, trotz anderer Anfragen - auch als der Kader nicht mehr regionalliga-tauglich war. Oder nach dem Abstieg in die Hessenliga ein möglicher Aufstieg nicht wahrgenommen wurde . Auch hier zahlte sich die Geduld mit der Meisterschaft im Jahr darauf aus - aufgenommen hatte er da schon längst einen früheren Barockstädter, Dominik Rummel.

„Daniyel Cimen ist ein Glücksgriff für den FC Gießen“, sagte Notvorstand Michèl Magel nicht ohne Grund. „Er ist ein Trainer, der sowohl fachlich als auch menschlich passt“, sah Dominik Rummel in Cimen einen großen Pluspunkt für seinen Wechsel. Der 39-Jährige gilt an der Seitenlinie als ruhiger Zeitgenosse. Abseits des Platzes ist Cimen ein angenehmer, höflicher Gesprächspartner, der sich auch in schwierigen Zeiten der Presse stellte.

Bundesliga bei Eintracht Frankfurt, später auch in Offenbach

Als Spieler verhinderten Verletzungen eine steilere Karriere. Bei Eintracht Frankfurt galt der Innenverteidiger als großes Talent, immerhin zu 16 Spielen für seinen Ausbildungsclub brachte es der Junioren-Nationalspieler in der Bundesliga. Mal mehr als 30 Partien pro Saison schaffte er aber nie, auch nicht bei seinen späteren Clubs Eintracht Braunschweig, Kickers Offenbach oder Erzgebirge Aue. Zur Eintracht, für die er schon als Achtjähriger spielte, kehrte er 2010 zurück und startete dort seine Trainerkarriere. Erst als Assistent der U23, später als Trainer der U19. Fußball spielte er parallel trotzdem weiter. Bis Sommer kickte er gelegentlich in der Reserve des FC Gießen. Und zuvor verhalf er Hessens ältesten Verein Hanau 93 zum Aufstieg in die Hessenliga - gestartet war er in der Kreisoberliga.

In Hanau ist Cimen geboren, dort wurde seine Familie vor fast 50 Jahren heimisch. Sie stammt aus dem Südosten der Türkei. „Ich fühle mich als deutscher Aramäer“, sagte Cimen mal in einem Interview. Und ebenfalls, dass er sich in seinem Fußballerleben die Dinge „hart erarbeiten musste“. Seine Erfahrungen gibt der A-Lizenz-Inhaber auch in seiner Fußballschule weiter. Und nun auch in Fulda: Eine Ära wie in Gießen - so sicherlich die Hoffnung der Verantwortlichen nach der fast sechsjährigen Zeit unter Sedat Gören - könnte Daniyel Cimen in der Barockstadt prägen.