Das Duell der feinsten Offensiven
Mit den eigenen Fans im Rücken: Eintracht Frankfurt will nach dem Duell gegen Bayern München von ganz oben grüßen. © IMAGO/sportworld
Schon in der vergangenen Saison hatten die Fußballerinnen von Eintracht Frankfurt dem späteren Meister Bayern München in dessen Heimat das Siegen schwer gemacht: Im Bundesliga-Auswärtsspiel, das damals vor 19 000 Zuschauern in der großen Arena ausgetragen wurde, gab es ein 0:0, und im DFB-Pokal-Halbfinale setzte sich der Favorit erst im Elfmeterschießen durch. An diesem Montag (18 Uhr) treffen die beiden Teams nun erstmals in der neuen Spielzeit aufeinander, und die Vorzeichen vor der Partie auf dem Campus des Titelverteidigers haben sich verändert.
Die Hessinnen haben die Distanz zu der Formation von Trainer Alexander Straus verkürzt. Durch den 2:1-Erfolg von Bayer Leverkusen beim 1. FC Köln am Freitag sind sie zwar vorerst wieder auf den dritten Tabellenplatz zurückgefallen. Doch mit einem Sieg würde die Eintracht die Münchnerinnen an der Spitze ablösen. Wozu sie an einem Tag in der Lage sind, haben die Frankfurterinnen nicht zuletzt mit ihrer reifen Leistung beim 3:0-Erfolg über den VfL Wolfsburg bewiesen, der in den vergangenen Jahren als der einzige gleichwertige Konkurrent der Bayern galt und diesen im Oktober auch wieder ihre erste und bislang letzte Saisonniederlage zufügte. Auch die Berufungen in der gerade zu Ende gegangenen Länderspielpause machen deutlich, welch wichtige Rolle die Sportlerinnen der SGE mittlerweile auch über den eigenen Verein hinaus spielen: Erstmals hatte die Eintracht die meisten Akteurinnen für die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) abgestellt, und wegen weiterer nationaler Verpflichtungen blieb nur eine Handvoll Spielerinnen in der Liga-Pause am Main zurück.
Spektakel erwartet
Die überraschende Niederlage gegen Werder Bremen am letzten Spieltag vor der Unterbrechung konnte so kaum aufgearbeitet werden. Es habe lediglich das obligatorische kurze Gespräch direkt danach gegeben, sagt Cheftrainer Niko Arnautis. Dann verstreuten sich die Spielerinnen in alle Richtungen, und als sie am vergangenen Freitag erstmals wieder alle zusammen im Training waren, richtete sich der Fokus nur noch auf die anstehende Aufgabe.
Bis auf Carlotta Wamser, die sich bei ihrem Einsatz für die U23-Nationalmannschaft eine Gehirnerschütterung zugezogen hat, sind „alle an Bord“, um diese zu lösen, wie Arnautis sagt. Auch Laura Freigang, die krankheitsbedingt von der DFB-Maßnahme hatte abreisen müssen, und Kapitänin Tanja Pawollek, die nach ihrem Kreuzbandriss erstmals wieder für die polnische Nationalmannschaft aufgelaufen war. „Wir wissen, dass wir mit unseren Waffen den Münchnerinnen wehtun können“, sagt Arnautis. Wichtig dafür sei, mit hoher Intensität gegen den Ball zu arbeiten, clever zu spielen und sich keine Fehler zu erlauben.
Zuletzt war die Taktik gegen Bayern gewesen, die Räume eng zu machen und so möglichst wenig zuzulassen. Um einen Erfolg zu erringen, müsste mehr passieren. Das Duell ist jenes der beiden offensivstärksten der Liga, die Eintracht hat mit einer Bilanz von 22:4 sogar das bessere Torverhältnis als die Bayern (21:7). Die Zuversicht von Arnautis schürt, dass er schon im damaligen Pokalspiel mehr Spielanteile bei den Seinen und auch mehr Pressing sah. „Wichtig wird sein, dass wir bei unserer Spielidee und unserer Qualität bleiben und in den Duellen fokussiert sind.“ Auf die Stärke der Münchnerinnen in den Standardsituationen habe man sich gut vorbereitet.
Dass das Spitzenspiel diesmal nicht in der großen Arena, die 75 000 Zuschauer fasst, ausgetragen wird, soll die Eintracht nicht stören. „Wir müssen es nehmen, wie es kommt“, sagt Arnautis. Auch Sophia Kleinherne hat dieser Tag in einem Interview betont, dass man sich in einem ausverkauften kleineren Runde wohler fühlen könne als auf der großen Bühne, wenn drumherum die meisten Plätze leer sind.