Der doppelte Koch

14. November 2024, 15:01 Uhr

Bei der Arbeit am DFB-Campus: Eintracht-Verteidiger Robin Koch. © IMAGO/Jan Huebner

Robin Koch kommt damit zurecht, als Führungskraft von Eintracht Frankfurt eine Nebenrolle im DFB-Team zu spielen

Heimkehrgefühle der anderen Art: Das im Oktober 2021 eingeweihte neue Stadion in Freiburg kennt Robin Koch noch gar nicht aus eigener Erfahrung. Denn der Nationalspieler von Eintracht Frankfurt musste vergangene Saison ausgerechnet beim Auswärtsspiel gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber wegen einer Gelbsperre aussetzen. Umso mehr hofft der 28-Jährige, dass er am Samstagabend (20.45 Uhr/RTL) in der Nations League gegen Bosnien-Herzegowina für Deutschland in Freiburg mitspielen darf.

Zehn Länderspiele hat der Sohn von Kaiserslautern-Legende Harry Koch bisher absolviert. Seine internationale Laufbahn verlief keinesfalls nur aufstrebend. Erstmals wurde Koch junior von Joachim Löw im Herbst 2019 nominiert. Es folgte ein ordentliches Debüt gegen Argentinien, ehe er zwischen Juni 2021 und Juni 2024 volle drei Jahre lang kein einziges Länderspiel mehr bestreiten durfte. Der Verteidiger musste sich nach seinem Wechsel von Leeds United erst durch solide Leistungen bei Eintracht Frankfurt wieder in den Fokus spielen.

20 Minuten gegen Ungarn

Das hat er eindrucksvoll geschafft. Deshalb wurde er schon für den EM-Kader den arrivierten Mats Hummels und Niklas Süle vorgezogen. Als ausgewiesener Teamplayer hat Robin Koch niemals schlechte Stimmung verbreitet, obwohl er als einziger Feldspieler beim Heimturnier nicht zum Einsatz kam. Im September beim 5:0 gegen Ungarn belohnte ihn Bundestrainer Julian Nagelsmann dafür mit 20 Spielminuten. Koch machte seine Sache gut und war hinterher „sehr zufrieden mit der Mannschaft und mit mir auch“.

Das kann er im November 2024 erst recht sein. Er gehört gemeinsam mit Kevin Trapp und Mario Götze zu den Anführern der stürmisch in die Saison gestarteten Frankfurter Eintracht. Bei den Hessen ist man glücklich mit dem Innenverteidiger, der gewiss nicht zum extrovertierten Typus „Rampensau“ gehört, sondern zurückhaltend daherkommt und doch auch engagiert verbale Führungsarbeit verrichtet,

Da Trapp als Torwart die Kapitänsbinde trägt, ist Koch als derjenige auserkoren worden, der in Vertretung des Keepers die Gespräche mit den Schiedsrichtern führen darf. „Mein Denken, als Führungsspieler voranzugehen, lebe ich jeden Tag“, sagt der gebürtige Pfälzer über seine Jobbeschreibung im Verein. Die Mannschaft sei noch einmal verjüngt worden, umso mehr sehe er eine Verpflichtung darin, „auch neben dem Platz“ zu wirken.

Im Nationalteam ist das anders. Da muss Robin Koch nicht vorangehen, sondern seine Rolle als Stellvertreter der beiden gesetzten Innenverteidiger Antonio Rüdiger und Jonathan Tah akzeptieren. Der Switch von der Eintracht, deren Trainingsplatz nur anderthalb Kilometer vom dem der Nationalmannschaft entfernt liegt, falle ihm nicht schwer. „Ich gebe in jedem Training und jedem Spiel Gas. So gehe ich die Sache hier an und so mache ich es auch bei der Eintracht.“

Dort, berichtet Koch am Donnerstag auf der DFB-Pressekonferenz am Campus, hätten sie „extrem viel Spaß in der Kabine - das sieht man dann auch auf dem Platz“. Seinen Stolz, eine Rolle, wenn auch bisher nur eine Nebenrolle, im Nationalteam zu spielen, hat er nie verborgen. „Es ist immer etwas ganz Besonderes, bei der Nationalmannschaft dabei zu sein und mit dem Adler auf der Brust auf den Platz zu treten.“

Die Rückkehr nach Freiburg ist eine besondere. „Ich freu mich darauf.“ Beim SC Freiburg sprang 2017 seine Bundesligakarriere an, nachdem die Breisgauer bereit waren, 3,5 Millionen Euro an den 1. FC Kaiserslautern zu überweisen. Er lieferte in der Abwehr und im defensiven Mittelfeld gleichermaßen zuverlässig. Jogi Löw und Leeds United wurden aufmerksam, Koch wurde Nationalspieler und Premier League-Stopper.

Unterstützung für Trapp

Er ist also gestählt. Im Oktober aber hat er wegen hartnäckiger Hüftprobleme bei Nagelsmann absagen müssen. Koch hält einiges aus, aber diese Pause brauchte er und kam umso stärker zurück - ganz ähnlich wie Kevin Trapp nach dessen Oberschenkelverletzung, die den Torwart einen vollen Monat aussetzen ließ. Für seinen seit einem Jahr nicht mehr in den DFB-Kader berufenen Kapitän legt Koch auf Nachfrage gern ein gutes Wort ein: „Kevin ist ein guter Tormann. Bei der Nationalmannschaft ist es auf jeder Position so eng beieinander, dass wir überall so gut besetzt sind, dass auch hintendran immer Jungs sind, die extrem Druck machen. Das kann sich sehr schnell verändern. Für Kevin ist hier kein Zug abgefahren. Wenn er weiter Gas gibt, wird das Trainerteam auf jeden Fall ein Auge auf ihn haben, und dann wird er die Chance bekommen, wieder dabei zu sein.“

Man sieht: Robin Koch ist nicht nur ein guter Zweikämpfer und Aufbauspieler, er beherrscht auch die hohe Kunst der Fußballdiplomatie.