Der nächste Härtetest für die Eintracht
Die Sache mit dem Gradmesser wollte Dino Toppmöller dann nicht einfach so stehen lassen. Normalerweise ist der Eintracht-Trainer stets verbindlich und freundlich, doch jetzt wurde der Eintracht-Trainer mal offensiver, energischer. Die Frage nach dem Gradmesser störte ihn irgendwie. „Da stelle ich mal die Gegenfrage“, bedeutete der Frankfurter Coach: „Welches Spiel ist für uns denn kein Gradmesser? Slavia Prag war ein Gradmesser, Bochum war ein Gradmesser. Und jetzt Stuttgart. Für uns ist jedes Spiel ein Gradmesser.“
Will sagen: Jede Partie ist eng, schwierig, jede Partie stellt seine Mannschaft vor eine neue Aufgabe, eine neue Herausforderung. Auch deshalb sagt er: „Wir sollten nicht über Ziele sprechen, sondern jedes Spiel für sich nehmen.“ Für die Begegnung am Sonntag (17.30 Uhr/Dazn) in Stuttgart sei die Eintracht aber bereit: „Wir fahren mit der klaren Absicht dahin, drei Punkte mitzunehmen.“ Das neue Eintracht-Selbstverständnis.
Und doch wird die Aufgabe für die Frankfurter zu einem Härtetest, „eine spannende Aufgabe, eine harte Nuss“, wie Toppmöller sagt. Zumal die Eintracht noch eine, oder besser, zwei Rechnungen offen hat mit dem VfB. In der vergangenen Saison gingen beide Spiele an die Schwaben, die Begegnung in Bad Cannstatt im April geriet sogar zu einer kleinen Lehrstunde, 3:0 hieß es am Ende für die Platzherren. Für die Eintracht war es in einer insgesamt verkorkste Rückrunde einer der Tiefpunkte.
In Frankfurt hat sich die Stimmung längst gedreht, die Mannschaft präsentiert sich von ihrer besten Seite, die Stimmung ist prächtig, die Leistungen sind hervorragend. Also ein Spiel mit anderen Vorzeichen? Dino Toppmöller sagt das so nicht explizit, aber es ist klar zu spüren, dass die Eintracht die hohe Hürde im Schwabenland überspringen will. „Wir wollen uns oben festbeißen“, sagt der Fußballlehrer. Und mit einem guten Gefühl in die dann durch Länderspiele anstehende Bundesligapause gehen.
Der VfB habe allerdings nach wie vor eine gute Mannschaft beisammen, trotz einiger prominenter Abgänge im Sommer. In der Champions League etwa gegen Real Madrid oder Juventus Turin habe er „phantastische Spiele“ gemacht. Und generell sei der Vizemeister der abgelaufenen Saison „ein Vorbild für einige Klubs, wie man oben reinstoßen kann“. Das ist das klare Ziel der Eintracht.
Ein Erfolg am Sonntag wäre da schon eminent wichtig, zumal die Eintracht seit sieben Spielen schon keine Champions-League-Mannschaft mehr hat bezwingen konnte. Zeit, dass sich was dreht. Der Trainer spürt in seinem Team „einen guten Fokus, eine gute Gier“. Den Prozess beschleunigen natürlich auch Erfolgserlebnisse. „Ergebnisse helfen“, sagt der Chefcoach, der am Sonntag Stürme Hugo Ekitiké in die Startelf beordern wird. Das kündigte Toppmöller bereits an. Vorhang auf für den Traumsturm Omar Marmoush/Hugo Ekitiké.
Gegen Slavia Prag beim 1:0-Sieg saß der Franzose zunächst auf der Bank, weil die Hüfte ein paar Problemchen bereitete. „Wir haben zusammen entschieden, dass er erst mal draußen bleibt“, erzählt Toppmöller, der für seine Spieler einen Plan im Kopf hat, wann jemand mal eine Pause bekommt. Denn nach der Bundesligapause geht es Schlag auf Schlag – acht Spiele bis Weihnachten, fünf davon auswärts, da sind die Strapazen auch durch die Reisen noch mal andere. „Wir müssen schlau sein in der Steuerung und Planung“, sagt der Trainer.
Da trifft es sich ganz gut, dass der an einer Muskelverletzung leidende Rechtsverteidiger Rasmus Kristensen in absehbarer Zeit wieder zum Team stoßen wird, womöglich schon gegen Werder Bremen, dem ersten Spiel nach der Bundesligapause. Toppmöller wird da genau abwägen: „Es geht auch um Risikomanagement.“ Zumindest Eile ist nicht geboten: Kristensen-Vertreter Nnamdi Collins machte seine Sache herausragend gut.
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