Der Sieg lindert die Schmerzen
Das Goldene Tor: Sara Doorsoun (Nummer 23) schießt die Eintracht per Elfer zum Erfolg. IMAGO/foto2press © IMAGO/foto2press
Sara Doorsoun drückte sich einen dicken Eispack an die rechte Wange. In der Nachspielzeit der Bundesliga-Partie bei der TSG Hoffenheim war die Frankfurter Fußballerin am Samstag mit der eigenen Torhüterin Stina Johannes zusammengestoßen und hatte sich dabei eine Blessur zugezogen. Die Freude und den Stolz der 33-Jährigen über den siebten Saisontriumph und den damit verteidigten zweiten Platz in der Tabelle konnte der körperliche Schmerz jedoch nicht trüben.
Das 1:0 (0:0) aus Sicht der Hessinnen war kein unverdienter und doch ein geschenkter Sieg. Denn dass Doorsoun den entscheidenden Treffer per Elfmeter erzielen konnte, hatte sie einem kuriosen Aussetzer einer Gegenspielerin zu verdanken.
Es war in der 52. Minute des sehr intensiven Duells vor 1400 Zuschauenden in Sinsheim: TSG-Torhüterin Laura Dick hatte nach einem langen Pass den Ball kurz vor der Grundlinie abgefangen und rollte ihn der in der Nähe stehenden Verteidigerin Marta Cazalla zu. Die nahm ihn mit der Hand auf, um ihn sich zurechtzulegen. Doch das hätte sie den Regeln nach nicht dürfen, denn der Ball war nicht im Aus gewesen. Die Hessinnen monierten sofort das Handspiel. Schiedsrichterin Franziska Wildfeuer zeigte folgerichtig auf den Punkt, und Doorsoun verwandelte den Strafschuss eiskalt mit rechts ins untere Eck, während die noch immer konsternierte Keeperin auf die andere Seite hechtete.
„Die Situation hatte ich im Spiel gar nicht mitbekommen“, erklärte Doorsoun später. „Die Führung hätte uns Sicherheit geben können, wir hätten besser in den Spielfluss kommen können. Aber die TSG hat durch ein paar Ballverluste unsererseits Möglichkeiten bekommen.“
Insgesamt tat das Tor der Begegnung trotzdem gut. In der ersten Hälfte hatte es auf beiden Seiten nur wenige Chancen gegeben. Die Hoffenheimerinnen standen sehr kompakt in der Defensive und ließen wenig zu. Doch auch sie selbst kamen nicht weit. Doorsoun etwa, die wieder einmal einen sehr guten Tag erwischte, neutralisierte Stürmerin Selina Cerci fast gänzlich.
In der zweiten Hälfte wurde es lebhafter: Bei der Eintracht, mit bislang 32 Toren das offensivstärkste Team der Klasse, häuften sich die Möglichkeiten, ohne dass weiteres Zählbares herauskam, und auch die Gastgeberinnen ließen sich vom Rückstand pushen. Sie hätten durch den Crash von Doorsoun und Johannes sogar noch in der letzten Minute das Unentschieden erzielen können, da der Frankfurter Keeperin der Ball dabei aus den Händen rutschte. Doch Chiara Hahns Versuch aus kurzer Distanz ging daneben.
„Es war ein verdienter Arbeitssieg“, resümierte Eintracht-Trainer Niko Arnautis, der in der Startformation die erkrankte Lara Prasnikar durch Elisa Senß ersetzte und in der 65. Minute unter anderem Tanja Pawollek für Lisanne Gräwe aufs Feld schickte. „Hoffenheim ist traditionell nicht so einfach zu spielen“, die TSG habe eine gute Mannschaft, auch wenn sie in dieser Saison als Tabellenachter bislang nicht an die Jahre zuvor anknüpfen kann, in denen sie jeweils zu den ersten Anwärtern auf das dritte Champions-League-Ticket zählte. Am Ende habe der Gegner „noch einmal alles nach vorne geworfen“, sagte Arnautis. Mit dem Sieg sei er „sehr glücklich“.
Während es für die Eintracht in der Bundesliga erst am 9. Dezember mit dem Heimspiel gegen RB Leipzig weitergeht, steht vor der vorangehenden Länderspielpause noch das Achtelfinale im DFB-Pokal gegen Union Berlin am Freitag (18.30 Uhr) an. Vielleicht werden Spuren des Hoffenheim-Spiels dann noch in Doorsouns Gesicht zu sehen sein. „Mein Kiefer tut ein bisschen weh“, erzählte sie nach dem Abpfiff. „Aber das darf er auch. Wir haben drei Punkte gewonnen.“
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