Die Delle der Eintracht wird tiefer
Die Bergexpedition, mit der Trainer Dino Toppmöller am Tag vor der Partie die Bemühungen der Frankfurter Eintracht umschrieben hat, nach oben zu klettern, ist erneut ins Stolpern geraten. Und sie ist nach dieser 1:2 (1:1)-Niederlage bei RB Leipzig sogar um ein paar Meter zurückgeworfen worden, zumindest haben die Hessen vorerst ihren zweiten Tabellenplatz eingebüßt. Auch im vierten Pflichtspiel in Folge blieb die Eintracht ohne Sieg, wie schon vor zehn Tagen im DFB-Pokal unterlagen sie in der Liga den Sachsen – allerdings zeigten die Frankfurter eine deutlich bessere, engagiertere Leistung als damals. Aber mehr als ein Treffer von Nathaniel Brown zum zwischenzeitlichen Ausgleich sprang nicht dabei heraus. „Wir waren wesentlich besser als im Pokal“, fand Frankfurts Bester Torwart Kevin Trapp, „es war lange ein offenes Spiel.“ Er räumte gleichwohl auch ein: „Die letzten eineinhalb Wochen waren nicht die schönsten.“
Immerhin hat es vorerst ein Ende mit den Englischen Wochen, die Partie bei RB war das siebte Spiel binnen 22 Tagen, davon fünf in der Fremde. Nun haben die Frankfurter sechs Tage Zeit, sich zu erholen und letzte Kräfte zu mobilisieren für das Jahreshalali gegen Nachbarn FSV Mainz 05, und um das trotz der jüngsten Ergebnisdelle sehr gelungene Halbjahr 2024 erfolgreich abzuschließen.
Trainer Toppmöller hatte dieses Mal deutlich mehr rotiert als zuletzt, neben dem wegen einer Wadenblessur verletzt ausfallenden Tuta mussten auch noch Fares Chaibi, Niels Nkounkou, Nnamdi Collins und Mario Götze zunächst auf der Bank Platz nehmen. Erwartungsgemäß durfte Can Uzun, zuletzt mit sehr ansprechenden Leistungen, erstmals in der Liga in der Startelf beginnen - sein bislang einziger Auftritt von Anfang an war in der Europa League gegen Slavia Prag. Zudem rückten Nathaniel Brown, der genesene Hugo Larsson und Rasmus Kristensen ins Team. Und natürlich kehrte Toptorjäger Omar Marmoush in die Mannschaft zurück. Gegenüber dem verkorksten Pokal-Auftritt von vor zehn Tagen erwartete der Coach, dass „wir es besser machen“. Kleinere taktisch Anpassungen sollten dem Team die Arbeit erleichtern.
Tatsächlich war davon in den ersten 25 Minuten wenig bis nichts zu sehen. Ganz im Gegenteil: Schon nach 32 Sekunden zappelte die Kugel im Frankfurter Netz, Christoph Baumgartner hatte getroffen, aber um Haaresbreite war vorher eine Abseitsposition via VAR erkannt worden. Da hatten die Gäste Glück gehabt. Die Eintracht war dennoch überhaupt nicht auf dem Platz, ähnlich wie im Pokal-Spiel hatte RB alles im Griff, war bissiger, galliger, klar feldüberlegen.
Und hätte Kevin Trapp nicht einen Sahnetag erwischt und Bälle beinahe im Akkord aus allen möglichen Winkeln gekratzt, Eintracht Frankfurt wäre schon zur Pause heillos ins Hintertreffen geraten. Schüsse von Lois Openda, Kevin Kampl, Christoph Baumgartner, Benjamin Sesko wehrte er reaktionsschnell ab, dummerweise aber hatte er beim 1:0 (19.) durch Benjamin Sesko die Fäuste nicht schnell genug nach oben bekommen, zuvor aber hatte er gegen Baumgartner aus kürzester Distanz überragend gehalten.
Anfangs nicht im Spiel
Die Eintracht enttäuschte bis dato komplett, kaum Ballpassagen, keine Torgefahr und hinten unsicher. Vieles sah aus wie vor zehn Tagen, als Sportvorstand Markus Krösche noch einen „Systemausfall“ diagnostizierte. Es dauert eine knappe halbe Stunde, ehe Eintracht Frankfurt so etwas wie Bindung zum Spiel fand. Hugo Larsson war es, der erstmals den Leipziger Schlussmann Maarten Vandevoordt zu einer Reaktion zwang. Es sollte die Initialzündung sein, ab da waren die Hessen im Spiel, auf einmal lief auch das Bällchen besser, sie bekamen Zugriff aufs das Spiel. Und hätte Omar Marmoush dank überragender Schusstechnik nicht einen Freistoß (32.) an die Latte geschossen, die Eintracht hätte da schon ausgeglichen. So dauerte es bis zur 40. Minute, ehe es so weit war, und es war ein wunderschön herausgespielter Treffer der beiden Ex-Nürnberger Kumpel. Can Uzun verlängerte einen Pass per Hacke brillant in den Lauf von Brown und der traf mit seinem satten Linksschuss den Innenpfosten und ins Tor. Es war bis da hin ein gerechtes Ergebnis in einem packenden Spiel mit vielen Torraumszene, 10:6 lautete nach 45 Minuten das Torschussverhältnis für Leipzig.
Der zweite Abschnitt begann ähnlich wie der erste, mit Leipziger Dominanz und Frankfurter Fehlern. Ansgar Knauff ließ nach einer per Kopf verlängerten Ecke Openda unbeaufsichtigt, und der Stürmer, der schon im Pokal zweimal getroffen hatte, ließ sich nicht bitten und erzielte die neuerliche Führung (52.). Immerhin waren die Hessen danach wach: Kurz darauf verpasste Marmoush nach einem Schuss von Arthur Theate hauchzart, dann schob Knauff (59.) die Kugel am Tor vorbei.
Die Partie wogte nun hin und her. Die Eintracht bäumte sich auf, stemmte sich gegen die drohende Niederlage, kam aber viel zu selten in die gefährlichen Leipziger Zonen. Theate hatte eine gute Kopfballmöglichkeit (74.), die Benjamin Henrichs von der Linie kratzte. Aber wirklich ernsthaft gefährlich vor das Leipziger Tor kamen die Frankfurter nicht mehr, da änderten auch die Einwechslungen von Matanovic, Bahoya, Nkounkou oder Chaibi nichts.
Und weil auch ein letzter Sololauf von Marmoush mit anschließendem Schuss aus spitzem Winkel nicht im Tor landete, blieb die Eintracht auch im vierten Spiel in Folge ohne Sieg. Wieder kippte ein enges Spiel nicht auf die Seite der Frankfurter.
Die Delle wird tiefer.
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