Die Eintracht fährt den Wut-Motor hoch

14. Dezember 2024, 15:32 Uhr

Fehlt der Eintracht aufgrund einer Wadenblessur in Leipzig: Verteidiger Tuta (li.). © dpa

Eintracht Frankfurt hakt die Niederlage in Lyon ab und will in Leipzig Revanche für die böse Pleite im Pokal – aber ohne den Brasilianer Tuta.

Ob seiner Mannschaft nun, kurz vor Weihnachten und nach drei sieglosen Spielen am Stück, so ein bisschen die Puste ausgehe, ist Dino Toppmöller am Samstag zur Mittagszeit gefragt worden. Der Eintracht-Trainer ging auf die Einlassung gar nicht näher ein, sondern malte ein ganz hübsches Bild, das ihm auf dem Rückflug vom Europa-League-Spiel in Lyon in den Sinn kam. Beim Flug über die sonnendurchfluteten Alpen wurde der Frankfurter Fußballlehrer fast ein bisschen philosophisch, und daran ließ er auch die Öffentlichkeit teilhaben.

„Man kann so eine Saison mit einer Bergexpedition vergleichen“, sagte er. „Wir nehmen uns vor, einen 8000-er zu erklimmen. Dass das nicht leicht ist, ist klar. Wir sind mit großer Euphorie gestartet, mit einer gewissen Leichtigkeit. Je höher du kommst, desto dünner wird aber auch die Luft.“ Manchmal verlasse einen die Kraft, auch das Wetter werde schlechter, „der Wind bläst einem ins Gesicht“, und im Aufstieg gebe es Phasen, die sich nicht ganz so gut anfühlen, „in denen du Widerstände überwinden musst. Aber dann wartet aber schon die nächste schöne Aussicht auf einen. Es lohnt sich dafür zu kämpfen, auf dem Gipfel anzukommen“, befindet der 44-Jährige. Und fügt an: „Wir werden so weit gehen, wie die Füße uns tragen.“

Zunächst einmal geht es am Sonntagabend (19.30 Uhr/Dazn) nach Leipzig zum fälligen Bundesligaspiel. Und natürlich ist das keine normale Partie, denn in Sachsen begann vor zehn Tagen die Mini-Misserfolgsserie. Nicht nur das: In diesem Pokalspiel zeigte die Eintracht ihre mit Abstand schwächste Leistung in dieser Spielzeit.

Ein Fakt, der Toppmöller nicht loslässt. Diese 0:3-Packung war schon ein Schlag ins Kontor, ein gehöriger Dämpfer. „Das Pokalspiel spielt eine Rolle. Das wollen wir alle so nicht stehenlassen“, sagt Toppmöller. „Ich denke schon, dass da noch eine gewisse Wut im Bauch ist. Die wollen wir in positive Energie umwandeln.“ Oder, um mit Thomas Müller zu sprechen: „Wir wollen den Wut-Motor anschmeißen.“

Doch auch Toppmöller weiß, dass gerade in einer solchen Konstellation auch die Gefahr da ist, zu überdrehen, dass die große Motivation sich ins Gegenteil verkehrt. „Wir sollten bei uns bleiben“, sagt er. „Und nicht kopflos werden.“

Mit zu großer Motivation könnte im Übrigen auch der Leistungsabfall von Fares Chaibi zu erklären sein, orakelt der Chefcoach. In der Heimat in Lyon hatte der 22-Jährige bei der 2:3-Niederlage einen denkbar unglücklichen Auftritt hingelegt. „Dass er nicht auf Toplevel agiert hat, wissen wir. Er hat natürlich Luft nach oben“, befindet der Trainer, der das Gefühl hatte, „das Fares etwa Besonderes machen wollte, weil er in seiner Stadt spielte.“ Immerhin 50 Freunde, Bekannte und Angehörige waren im Stadion. „Das kann einen beflügeln oder hemmen“, erklärt Toppmöller, der den Mittelfeldspieler aber vorher sehr wohl im Aufwind sah. „Und wir werden das auch jetzt nicht an ihm festmachen. Wir waren im Kollektiv nicht gut genug, um etwas mitzunehmen.“

Dino Toppmöller steuert zurzeit auch so ein bisschen gegen den Trend, will auf keinen Fall Zweifel oder schlechte Stimmung aufkommen lassen, weil die letzten drei Begegnungen nicht liefen wie erhofft. „Wir spielen eine sensationelle Runde“, sagt er. „Genau das ist auch meine Message an die Mannschaft.“

Auf keinen Fall solle man sich das Selbstvertrauen und die Freude nehmen lassen, sondern sich bewusst sein, dass man gerade in der Bundesliga eine herausragende Bilanz aufzuweisen habe. „Wir stehen völlig zu Recht auf dem zweiten Tabellenplatz. Dieses Selbstvertrauen will ich von meiner Mannschaft sehen.“ Das Spiel in Leipzig sei auf jeden Fall eine große Chance. „Wir wollen eine sehr gute Hinrunde abrunden.“

Nicht mithelfen kann der Brasilianer Tuta, der aus dem Lyon-Spiel eine Wadenverletzung mitbrachte. Ärgerlich: Denn eigentlich hatte Coach Toppmöller mit dem Gedanken gespielt, den Verteidiger in Frankreich zu schonen.