Die Eintracht hat einige Eisen im Feuer

20. Januar 2025, 13:53 Uhr

Kandidat eins: Arnaud Kalimuendo von Stade Rennes. © AFP

Wer gibt in Frankfurt den Nachfolger für den ägyptischen Wundermann Omar Marmoush? Arnaud Kalimuendo, Elye Wahi und Mathias Kvistgaard sind drei von mehreren Kandidaten.

Nach der außergewöhnlichen und emotionalen Verabschiedung von Omar Marmoush blickt Eintracht Frankfurt in eine Zukunft ohne ihren Wunderknaben aus Ägypten. Für den Bundesligadritten geht es nun darum, die Zeit nach Omar Marmoush zu gestalten und einen Nachfolger zu finden. Das wird nicht so einfach.

Und es ist im Lager der Hessen niemand so blauäugig zu denken, dass der zu Manchester City wechselnde Angreifer eins zu eins zu ersetzen sei. Dafür war Marmoush zu wichtig, zu spektakulär und einfach zu gut. Und für gewöhnlich braucht ein neuer Spieler erst einmal Zeit, um sich einzugliedern. Dass einer auf Anhieb funktioniert, klar, hat es schon gegeben, ist aber nicht die Regel. Nicht selten müssen auch erst einmal Fitnessrückstände aufgeholt werden, um in der Bundesliga mithalten zu können. Herzliche Grüße an Hugo Ekitiké an dieser Stelle.

Eintracht-Sportvorstand Markus Krösche hat schon den Markt sondiert, das gehört zu seinen Aufgaben. Der Mann ist, wie immer, vorbereitet. Und natürlich hat er mehrere Eisen im Feuer. Das ist vernünftig, denn in diesem windigen Geschäft weiß niemand mit absoluter Gewissheit, ob ein avisierter Deal auch wirklich durchgeht oder platzt. Da sind viele Unwägbarkeiten im Spiel. Zudem will der Manager ja keine Mondpreise bezahlen, nur weil jetzt die halbe Welt weiß, dass die Eintracht für Omar Marmoush rund 80 Millionen Euro kassieren wird. Da kann ein Preisschild schnell nach oben korrigiert werden, frei nach dem Motto: „Ihr habt’s ja, jetzt wollen wir auch ein großes Stück vom Kuchen.“

Eine Spur führt weiterhin zu Arnaud Kalimuendo, seit Montag 23 Jahre alt. Der Stürmer geht für Stade Rennes auf Torejagd, kommt bisher auf acht Treffer in 17 Spielen.

Kalimuendo war auch am Samstag noch im Einsatz, zeigte bei der 1:2-Heimniederlage gegen Stade Brest eine denkbar schwache Leistung. Der französische Klub ist klamm, braucht dringend frisches Geld. Schon im Sommer musste er den belgischen Nationalspieler Arthur Theate ziehen lassen – zu Eintracht Frankfurt. Die Hessen werden den Verteidiger nach dieser Spielzeit für 13 Millionen Euro fest verpflichten. Eine sich lohnende Investition. Der 24-Jährige ist ein absoluter Leistungsträger und Führungsspieler. Unersetzbar.

Aktuell steckt Stade Rennes mitten im Abstiegskampf. Lässt man da im Winter einen seiner besten Spieler ziehen? Andererseits ist vieles, wie bei der Eintracht auch, eine Frage des Preises. Selbst die Frankfurter haben ihren stärksten Mann abgegeben, obwohl sie ambitionierte Ziele verfolgen. Für Kalimuendo würden 20 Millionen Euro fällig. Der schnelle und geradlinige Spieler würde ins Eintracht-System passen, versteht sich zudem gut mit Hugo Ekitiké, beide kennen sich aus der Heimat und den französischen Auswahlteams. Die Eintracht wirft bei Kalimuendo bereits zum dritten Mal ihren Hut in den Ring.

Ebenfalls in der Verlosung, auch schon zum zweiten Mal: Elye Wahi. Mit dem 22-Jährigen war die Eintracht vor eineinhalb Jahren schon handelseinig, doch durch die Posse rund um Randal Kolo Muani verstrich wertvolle Zeit, auch das Gesamtpaket war letztlich zu kostspielig. So schloss sich der Mittelstürmer, damals in Montpellier ein Shootingstar, dem RC Lens an, ehe er im Sommer weiter zu Olympique Marseille zog – für 25 Millionen Euro.

Dort kommt er auf drei Tore in 13 Partien, stand letztmalig im Oktober in der Startelf. Zuletzt fiel er mit Oberschenkelproblemen aus. Wahi ist ein schneller, trickreicher Angreifer, der ebenfalls nicht gerade günstig ist. Marseille würde dem Spieler, vertraglich bis 2029 gebunden, keine Steine in den Weg legen, aber nur, wenn die Konditionen erfüllt werden. 25 Millionen Euro könnten da schon aufgerufen werden. Das ist kein Pappenstiel.

Eines eint Kalimuendo und Wahi: Ihr Entwicklung stagnierte zuletzt. Aber es wären nicht die ersten Karrieren, die in Frankfurt wieder Fahrt aufnehmen würden.

Eine andere Fährte führt nach Dänemark. Dort ist Mathias Kvistgaard bei Bröndby IF zu Hause. Der 1,74 Meter große Angreifer sorgt in der Superliga für Furore, hat in 15 Spielen zehn Tore gemacht (vier Vorlagen). Kvistgaard ist ein quirliger, technisch guter Stürmer, sicher spannend. Doch der 22-Jährige würde, wenn überhaupt, nicht als Marmoush-Ersatz kommen, dafür ist der Sprung in die Bundesliga zu groß. Da wird er erst hineinwachsen müssen. Der Däne wäre wohl eher eine zusätzliche Option hinter einem hochkarätigeren Stürmer.

Ausgeschlossen ist nämlich auch nicht, dass die Eintracht zwei neue Spieler holt. Einen Offensivmann, der einen ähnlichen Spielstil wie Marmoush pflegt. Und einen Mittelstürmer klassischer Prägung, so einen wie Niclas Füllkrug, der es aber nicht wird. Denn die Analyse aus der Hinrunde zeigte, dass die Frankfurter vermehrt auf Teams treffen werden, die ein engmaschiges Defensivnetz spinnen und wenig Raum lassen werden. Da bedarf es dann nicht nur Filigranes, sondern auch mal einen Brechertypen, der Hereingaben verwerten kann. Eigentlich war für diese Rolle Igor Matanovic vorgesehen. Doch der kroatische Nationalspieler ist offensichtlich noch nicht so weit, um auf diesem Niveau eine echte Hilfe zu sein. Die Verantwortlichen haben den jungen Hünen allerdings nicht abgeschrieben, sie glauben an sein Potenzial, sind geduldig und gestehen ihm die Zeit zu, sich zu entwickeln.

Das wird auch Ayden Heaven tun müssen. Die Eintracht hat Interesse, das 18 Jahre alte Abwehrtalent des FC Arsenal unter Vertrag zu nehmen. Der englische U19-Nationalspieler stammt aus der renommierten Gunners-Akademie, spielt zurzeit für die U21 des Topklubs. Ein Mann für die Zukunft, keiner für die Gegenwart.