Die Rückkehr des Strategen Pirmin Schwegler zu Eintracht Frankfurt

29. Dezember 2024, 13:57 Uhr

Die Eintracht hat ihn nie losgelassen: Pirmin Schwegler. © dpa

Eintracht Frankfurt holt Pirmin Schwegler als Leiter Profifußball. Der Ex-Kapitän soll nah ans Team heranrücken.

Der kurze Fakt zuvorderst: Ex-Kapitän Pirmin Schwegler kehrt in den Schoß von Eintracht Frankfurt zurück und wird ab Mittwoch seinen neu geschaffenen Posten als Leiter Profifußball antreten. Die Nachricht ist nun längst keine Überraschung mehr, bereits im Sommer sind die Gespräche mit dem früheren Frankfurter Profifußballer aufgenommen und schließlich zum Abschluss gebracht worden.

Der 37-Jährige wird den ambitionierten hessischen Bundesligisten auf dem sportlichen Sektor verstärken. Er soll ein Verbinder und Kümmerer sein, einer, der das Ganze in der Balance hält – so wie er auch als Spieler war, ein kluger Stratege, in Frankfurt wurde er schnell „Quarterback“ genannt. Pirmin Schwegler, dessen Horizont schon in jungen Jahren nicht an der Kreidelinie endete, war zeit seiner Karriere hoch angesehen und beliebt.

Nun soll er seine Erfahrungen an die vielen jungen Spieler weitergeben, „sie in ihrer täglichen Entwicklung unterstützen“, wie Sportvorstand Markus Krösche sagt. „Er wird nah an der Mannschaft sein, viele Gespräche führen und den Jungs somit ein wichtiger Ansprechpartner sein.“

Schwegler, im Schweizerischen Ettiswil geboren und 14-facher Nationalspieler der Eidgenossen, soll die DNA der Eintracht weitertragen, für Identifikation und die Werte des Klubs stehen, sie nach außen und innen verkörpern. Den Verantwortlichen war wichtig, dass da einer anheuert, der schon mal den Adler auf der Brust trug und weiß, wie dieser spezielle Verein an einem emotionalen Standort und mit einem pulsierenden Umfeld tickt.

Mit Eintracht-DNA

„Wir brauchen Fachleute, die Eintracht Frankfurt verstehen. Das ist total wichtig“, sagte Vorstandssprecher Axel Hellmann schon im Juli bezüglich einer möglichen Schwegler-Rückkehr. „Es ist für uns wichtig, dass wir diesen Ansatz bei uns immer wieder stärken. Man muss nicht notwendigerweise zehn Jahre bei uns Profifußball gespielt haben, aber es schadet nicht, wenn du eine Vernetzung in den Klub hast.“

Bei Schwegler, bei dem als nicht mal Zweijähriger Leukämie diagnostiziert wurde, der die Krankheit besiegte, sich seinen Traum vom Profifußball erfüllte und sich seit vielen Jahren für krebskranke Kinder und Jugendliche engagiert, trifft das ganz sicher zu. Der Schweizer spielte fünf Jahre (von 2009 bis 2014) für die Eintracht, wurde schnell Kapitän und hielt dem Verein auch nach dem bitteren Abstieg 2011 die Treue. Er spürte rasch eine tiefe Verbundenheit, die auch nicht mehr erkalten sollte. „Als ich 2009 hier herkam, haben mich die Stadt und die Menschen nicht mehr losgelassen“, sagt der frühere Mittelfeldspieler, der sogar als Fan beim legendären Spiel in Barcelona 2022 dabei war, als die Eintracht das Camp Nou freundlich übernahm. „Ein phänomenales Erlebnis.“

Er hat den Kontakt zur Eintracht nie abreißen lassen, seine Frau kommt aus Frankfurt, er besitzt eine Immobilie im Taunus. Der 262-malige Bundesligaspieler (neben der Eintracht noch Leverkusen, Hannover und Hoffenheim) ist gut bekannt mit Wolfgang Steubing, dem Ehrenvorsitzende des Aufsichtsrats, ist aber auch bestens verdrahtet in die Führungsriege des Klubs.

Der kluge Kopf, der seine aktive Karriere in Australien beendete („Die Erfüllung eines Lebenstraums“), gilt als Mann des Ausgleichs, reflektiert, besonnen, einer, der komplexe Sachverhalte durchdringt. Ihm wird auch zugetraut, perspektivisch ein noch höheres Amt zu bekleiden, den im Markt begehrten Sportvorstand Markus Krösche irgendwann zu beerben. Doch das ist ferne Zukunftsmusik und auch kein Gedankenspiel des aktuellen Engagements gewesen.

Enge Zusammenarbeit

Durch Schwegler ist die Eintracht noch breiter aufgestellt, was aufgrund der gestiegenen Anforderungen und der internationalen Ausrichtung absolut sinnvoll ist. Er soll die Sportliche Leitung und das Trainerteam um Chefcoach Dino Toppmöller entlasten und neben seinem Wirken rund um die aktuelle Profimannschaft auch sein Netzwerk auf dem Spielermarkt einbringen. Schließlich war er auch mal Chefscout des FC Bayern München, ehe er als Leiter Profifußball bei der TSG Hoffenheim anheuerte – und nach dem Beben in Sinsheim im Juli dieses Jahres seinen Posten zur Verfügung stellte.

Schwegler soll mit Christoph Preuß, Leiter der Lizenzspielerabteilung, und vor allen Dingen mit Timmo Hardung eng zusammenarbeiten. Sportdirektor Hardung hat sein Profil in den zurückliegenden Monaten geschärft, Transfers und Vertragsverlängerungen auf den Weg gebracht.

Mögliches Kompetenzgerangel befürchtet Sportboss Markus Krösche nicht, im Gegenteil. Die Mannschaft hinter der Mannschaft soll sich gegenseitig befruchten. „Wir wollen die Bedingungen im direkten Mannschaftsumfeld so professionell wie möglich gestalten“, sagt Krösche. „Mit Timmo Hardung und Christoph Preuß sind wir sehr gut besetzt, Pirmin passt sehr gut in dieses Team.“

Kommentieren