Jannis Maul bei Dynamo Dresden

Drittligameisterschaft folgt Verletzungsschock

03. März 2022, 07:05 Uhr

Den Dress der SG Dynamo Dresden trägt der Schlotzauer Jannis Maul seit nunmehr zweieinhalb Jahren. Foto: SG Dynamo Dresden/Dennis Hetzschold

Die osthessische, dörfliche Heimat Schlotzau hat Jannis Maul im Sommer 2019 ein Stück weit hinter sich gelassen und in der sächsischen Landeshauptstadt Dresden angeheuert. Damals wechselte er vom JFV Viktoria Fulda in das Nachwuchsleistungszentrum von Dynamo Dresden. Seitdem hat der 18-Jährige sowohl sportlich als auch menschlich einen enormen Schritt nach vorne gemacht.

Als wir vor rund zwei Jahren, kurz nach Weihnachten 2019, mit Maul zusammensitzen und das erste halbe Jahr Revue passieren lassen, wirkt der aus dem Burghauner Ortsteil kommende Jugendliche schüchtern. Er bemühte sich nicht um große Worte, Vater Christian half dem Sohnemann manchmal auf die Sprünge. Beim jüngsten Interviewtermin ist das ganz anders. Maul ist auf der einen Seite gewiss älter geworden, aber auf der anderen Seite tritt er wesentlich selbstbewusster auf. Der schüchterne Junge gehört der Vergangenheit an. Dass dem so ist, habe der 18-Jährige bereits gemerkt. Er hat Ausstrahlung und ist wortgewandter geworden. "Ich merke, dass ich in der persönlichen Entwicklung meinen Weg gegangen bin – auf und neben dem Platz. Inwiefern ich gereift bin, sollen aber andere beurteilen", sagt Maul.

Anhand der Statistiken lässt sich erahnen, dass der Torhüter ein neues sportliches Level erreicht hat. In Fulda noch spielte er Junioren-Hessenliga, seitdem er in Dresden agiert, ist die Bundesliga die Heimat. Zur Saison 2019/2020 ist er Stammkeeper bei der U17, eine Runde später bei der U19. Doch Corona kommt, bringt die Saison zum Erliegen. Das sportliche Geschehen rückt in den Hintergrund. Bis er im April 2021 plötzlich bei den Senioren gebraucht wird. Die Drittliga-Profis der SGD haben Verletzungsprobleme, sind auf der Suche nach einem dritten Torwart und berufen Maul in den Kader. Der Youngster ist nun mittendrin. Wie Dynamo, die zu dem Zeitpunkt um die Meisterschaft und die Rückkehr in die zweite Liga spielen. Mitte Mai ist der Club schließlich am Ziel seiner Träume.

Der Youngster ist live dabei, wenngleich nur auf der Tribüne. Als dritte Kraft war er stets im Training mit von der Partie, die anschließenden Feierlichkeiten erlebte er "mehr als intensiv". So, wie seine Beförderung zuvor. Pure Ekstase sei es gewesen, als er von Jan Seifert, Dresdens Nachwuchsleiter, den Anruf erhielt, dass er fortan bei den Profis agiert. "Damals und jetzt bin ich für die Chance und das Vertrauen in mich dankbar. Die Einheiten bei den Profis bringen mich in der Entwicklung weiter und unterstützen mein Torwartspiel sehr. Egal in welcher Mannschaft ich trainiere, ob bei den Profis oder der U19: Mein Bestreben ist es, jeden Tag das Bestmöglichste zu geben. Wenn es dann Lob gibt oder ich einen schwierigen Ball halte, gibt mir das Bestätigung", sagt Maul. War er ab und an bei der Familie, weilte er nun für acht Wochen am Stück in Dresden. In seinem Zimmer im Internat. Die Corona-Protokolle sind strikt, Mitglieder des Teams müssen sich an strenge Vorgaben halten. Doch selbst das nützte nichts. Das Team erwischte es, entsprechend stand für alle häusliche Isolation an. Sein kleines Zimmer durfte Maul also nicht verlassen.

"Anderer Blickwinkel bei Verletzung"

Mit der gewonnen Erfahrung wollte er in dieser Saison das letzte Juniorenjahr meistern. Doch das Verletzungspech machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Der Schlotzauer erlitt einen Mittelfußbruch, knickte ohne gegnerische Einwirkung um. Der Fuß fühlte sich nicht mehr wie ein Fuß an, berichtet er. Dass bis zum Winter kein Fußball möglich ist, war ihm rasch klar. "Alltäglich Dinge waren nun eine Herausforderung. Zudem sollte ich meinen Körper komplett ruhig halten", sagt Maul, der in ständigem Austausch mit dem Mannschaftsarzt stand und einen Abstand zum Team überhaupt nicht wollte. "Ich wollte immer bei den Jungs dabei sein, zumal meine Devise als Torhüter ist, dass man beim Zuschauen genauso viel lernt wie beim Trainieren. Der andere Blickwinkel hilft." Negative Gedanken ließ er entsprechend überhaupt nicht an sich ran, suchte sich das Positive heraus. Der Kraftraum wurde nun sein täglicher Besuchsort. Er baute Muskelmasse auf, reduziert dadurch das Verletzungsrisiko. Nach und nach trainierte er wieder individuell, zum Ende des Jahres wieder mit der Mannschaft der U19 – und bei Bedarf rückt er zu den Profis auf.

Kurz nach dem Jahreswechsel, als die Profis die Vorbereitung auf die Rückrunde in der zweiten Liga aufnahmen, war es wieder so weit. Doch derzeit ist es für ihn nur ein Zubrot, der Fokus liegt auf der U19. Er befindet sich auf der Zielgeraden seiner Juniorenzeit. Und auf der Zielgerade seines Fachabiturs. Dieses absolviert er gleichzeitig und möchte es im Sommer in der Tasche haben. Neben dem schulischen Abschluss würde sich ebenfalls ein neuer Vertrag bei Dynamo gut machen. Sein aktueller Kontrakt läuft noch bis zum 30. Juni, ein Verbleib ist sein Wunsch. "Ich bleibe dabei entspannt. Der Austausch mit dem Berater ist vorhanden, der erste Ansprechpartner ist logischerweise Dynamo. Alles andere wird sich zeigen", erläutert Maul.