Ein spezieller Trip für Rasmus Kristensen
Freut sich auf den Auftritt in der alten Heimat: Rasmus Kristensen von Eintracht Frankfurt. © IMAGO/HMB-Media
Als sich die Eintracht-Entourage am Mittwochnachmittag auf den Weg nach Dänemark machte, gehörte auch Rasmus Kristensen der Frankfurter Reisegruppe an. Das ist insofern eine Erwähnung wert, weil der Dänen-Haudegen zuletzt fünf Spiele am Stück verpasste, der Oberschenkel streikte, und Kristensen war erst einmal draußen. Nun ist der Rechtsverteidiger wieder fit, voller Tatendurst, gerade rechtzeitig, denn für den 27-Jährigen ist die Europa-League-Partie am fünften Spieltag beim FC Midtjylland eine sehr spezielle, es ist für ihn eine Reise in die Vergangenheit, dorthin, wo alles begann. In die Heimat. Zu seinem Heimatklub. Zurück zu den Wurzeln.
Kristensen ist in Brande geboren, nicht weit entfernt von der Kleinstadt Herning, der Heimat des FC Midtjylland. Schon als Jugendlicher wechselte er in die Akademie des Klubs, wurde sorgsam ausgebildet und zum Profi erzogen, sein Weg war vorgezeichnet. Im März 2016 debütierte er in der ersten Mannschaft in der Superliga und absolvierte in der Folge 82 Partien – ehe er zwei Jahre später für 5,5 Millionen Euro zu Ajax Amsterdam wechselte, wieder zwölf Monate später für fünf Millionen nach Salzburg und 2022 für 13 Millionen zu Leeds United. Nationalspieler war er da längst. Eine Karriere wie gemalt.
Inzwischen ist er in Frankfurt gelandet, auf Leihbasis zunächst, aber die Eintracht wird alles dafür tun, das Alphatier dauerhaft zu verpflichten. Denn der dänische Internationale ist ein echter Leader, ein Anker in einer Truppe von Jungspunden und Hochbegabten. Da bedarf es Führung. „Er hat Siegermentalität und Aggressivität mit reingebracht. Er ist jemand, der die Jungen pusht“, sagt Sportvorstand Markus Krösche. Und einer, der ihnen auch mal die Meinung geigt, wenn es sein muss. „Rasmus gibt viele Kommandos“, sagte Mitspieler Hugo Larsson und fügte lachend an: „Auch wenn er mich ganz schön oft anschreit.“ Sportboss Krösche gefällt diese Art der Einflussnahme und Regulierung: „Er ist extrem wichtig für uns.“
Doch Kristensen, der von Beginn an zum unangefochtenen Stammspieler avancierte, muss plötzlich um seinen Platz hinten rechts kämpfen. Das liegt am Senkrechtstart von Nnamdi Collins, der für den Routinier einsprang und ihn hervorragend vertrat. Zeitweise machte der 21-Jährige den erfahreneren Rivalen sogar vergessen; dass niemand mehr über den Ausfall des Leistungsträgers lamentierte, kann sich der deutsche U-21-Nationalspieler Collins ans Revers heften.
Am Donnerstagabend (21 Uhr/RTL) im fälligen Auswärtsspiel der Eintracht in Dänemark wird Kristensen in die Startelf zurückkehren, was weniger mit seiner fußballerischen Sozialisierung in der Provinz Midtjylland zu tun hat, schließlich ist für Reminiszenzen in der Branche nicht viel Platz. Nein, der gestählte Abwehrmann soll wieder in den Spielrhythmus kommen, sich an den Wettkampf gewöhnen und ein Gefühl fürs Spiel und die Mannschaft bekommen. Denn Kristensen wird – genauso wie sein Herausforderer – noch gebraucht. Bis Weihnachten stehen nämlich ausschließlich Englische Wochen mit sieben Partien an – und im neuen Jahr geht es genau so weiter: sechs Spiele in 20 Tagen alleine im Monat Januar. Da zählt buchstäblich jeder Mann.
Toppmöller rotiert
Und daher dürfte Trainer Dino Toppmöller gleich auf mehreren Positionen rotieren, um frische Kräfte zu bringen. Aber gleichzeitig doch eine schlagkräftige Mannschaft aufs Feld zu schicken. Denn gemäß ihrer diesjährigen Philosophie schaltet die Eintracht alle drei Wettbewerbe gleich und will in keinem nur ein My nachlassen. Und mit einem Dreier bei den ziemlich formlosen Dänen aus Midtjylland hätten die Frankfurter 13 Zähler auf dem Konto und würden einen großen Schritt Richtung Achtelfinale machen – das erklärte Ziel der Eintracht.
Zum Spiel FC Midtjylland: Olafsson - Mbabu, Diao, Sörensen, Bak - Martinez, Andersson, Byskov, Sörensen, Gogorza - Buksa. Frankfurt: Trapp - Kristensen, Koch, Tuta, Theate - Larsson, Dahoud - Knauff, Chaibi – Marmoush, Matanovic. Schiedsrichter: Pawson (England). Der Eintracht fehlen: Brown (nicht gemeldet), Hojlund (Aufbautraining).