Ein ungleiches Doppel treibt das Eintracht-Spiel an
Bereitete das 3:1 gegen die TSG Hoffenheim mit einem hervorragenden Zuspiel vor: Mario Götze. © IMAGO/HMB-Media
Nach dem Husarenritt gegen die TSG Hoffenheim hat sich Hugo Larsson, das schwedische Mittelfeldjuwel im Dienste der Frankfurter Eintracht, auf den Weg in die Heimat gemacht. Länderspiele stehen an, Nations League, einmal am Donnerstag in Baku gegen Aserbaidschan, danach am Sonntag in Stockholm gegen Estland. Natürlich ist der 20-Jährige bei der nationalen Auswahl dabei, alles andere wäre fast schon ein Frevel. Sehr viel bessere Mittelfeldspieler wird Schweden wohl kaum haben.
Das hat der sympathische Kerl mit dem roten Schopf am Samstag unter Beweis gestellt. Beim 3:1 gegen die TSG Hoffenheim stahl er zwar der furiosen Doppel-Attraktion Hugo Ekitiké/Omar Marmoush nicht die Schau, was nur schwer möglich gewesen wäre, aber er reihte sich direkt dahinter ein – gemeinsam mit Mario Götze, seinem Vorbild aus noch jüngeren Jahren.
Der kleine Hugo trug früher das Trikot der deutschen WM-Helden von Rio auf den Bolzplätzen in Svarte. Und nun macht er mit dem Idol von einst gemeinsame Sache in einem Team; der eine so ziemlich am Ende seiner Karriere, der andere am Anfang. Hugo Larsson steht die Welt offen.
Es würde nicht wirklich überraschen, wenn Larsson in wenigen Jahren einer der prägenden Mittelfeldspieler Europas werden würde. Er bringt alles mit, Ausdauer, Übersicht, Dynamik, Fußballsachverstand. Und er scheint sein kleines Tief aus der ersten Jahreshälfte überwunden zu haben. Da verletzte er sich erst, verlor dann seinen Stammplatz, kam nicht mehr so richtig in Fahrt. „Das letzte halbe Jahr war nicht das, was ich mir vorstellte“, sagt der Marathonmann. Andererseits ist es in diesem Alter ja völlig normal, dass es nicht nur stetig bergauf geht. Hugo Larsson hat dennoch alles auf null gestellt und noch mal neu angefangen.
Am Samstag belohnte er sich für sein großes Engagement selbst und krönte seine glänzende Leistung mit dem Tor zum 2:0. Es war ein Angriff wie aus dem Bilderbuch, die Vorarbeit von Hugo Ekitiké fast schon Weltklasse, Larssons Abschluss überlegt und abgeklärt. Er schoss den Ball aus Nahdistanz nicht blindlings aufs Tor, sondern lupfte ihn leicht an, sodass er über den ausgestreckten Fuß von Keeper Oliver Baumann hinweg rauschte.
„Das war gar nicht so leicht“, sagte Trainer Dino Toppmöller. „Der Abschluss war top.“ Die Performance des jungen Mannes ebenso.
Fand auch Toppmöller. „Das war eine bärenstarke Leistung von Hugo“, sagt er. „Er hat einfach Lust, viel zu laufen, ist sehr fleißig, sammelt viele zweite Bälle auf.“ Larsson hatte, wie der Coach völlig zu Recht anmerkt, „auch im dritten Tor seine Aktien“. Da startete er einfach aus dem Mittelfeld durch, wurde erst im letzten Moment am Strafraum unter Aufbietung aller Kräfte von den Hoffenheimern gestoppt. Den Abpraller passte Mario Götze perfekt zu Omar Marmoush, der zum 3:1 vollendete.
Es ist kein Zufall, dass der Skandinavier jetzt auch häufiger an den entscheidenden Situationen beteiligt ist. Er habe sich vor der Saison vorgenommen, mehr in die Offensivaktionen involviert zu sein, mehr Läufe in die Tiefe zu starten. Das ist explizit eine Forderung des Trainerteams. „Er muss aus seiner Position mehr in die Box reingehen“, sagt Toppmöller.
Das Spiel soll dadurch unberechenbarer, flexibler werden. Die (fehlende) Präsenz im Sechzehnmeterraum war ein großes Thema in der abgelaufenen Spielzeit, viele vielversprechende Aktionen verpufften da im Nichts, weil schlicht keine Abnehmer in der Nähe waren. Das soll nun anders werden. „Wir können uns nicht immer nur auf die Stürmer verlassen“, sagt Sportvorstand Markus Krösche. Bis jetzt klappt es bei Hugo Larsson ganz gut: eine Vorlage in Braunschweig im Pokal, ein Tor in der Bundesliga gegen Hoffenheim. „Das ist okay“, sagt er schmunzelnd.
Gerade gegen die Kraichgauer habe er viele Freiheiten gehabt. „Du musst dann auch nicht so viel nachdenken“, sagt er, und es sei ohnehin einfacher, „mit cleveren Spielern zusammenzuspielen.“ Einen wie Mario Götze eben. Der 32-Jährige ließ gegen die Sinsheimer immer wieder seine große Klasse aufblitzen. Der Kreativkopf verliert kaum einen Ball, was er macht, hat Hand und Fuß.
Schon im ersten Durchgang machte er das Spiel in vielen Situationen schnell, wählte oft den Vertikalpass. Im zweiten bereitete er nicht nur das Tor von Marmoush hervorragend vor, sondern glänzte auch mit vielen Feinheiten.
Götze ist ein Spieler, der vieles kann, was andere nicht können, weil er das Spiel fühlt, intuitiv die richtigen Entscheidungen trifft. Deshalb kann er auch im vergleichsweise hohen Alter noch Spiele prägen, obwohl er nicht der Schnellste ist und auch nicht durch überbordende Dynamik besticht. Und es zahlt sich aus, dass er jetzt wieder auf der offensiveren Position eingesetzt wird. „Da hat er seine Stärken“, sagt Sportchef Markus Krösche.
Auch Dino Toppmöller lobte den Routinier in den höchsten Tönen und freute sich augenscheinlich, dass Götze nach der Partie die Anerkennung zuteil wurde, die er verdient habe. „Von Mario wird mehr erwartet als von anderen“, sagt der Trainer und hebt explizit Götzes Defensivarbeit hervor. Auch dafür ist sich der gereifte Spielleiter nicht zu schade.
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