Eintracht-Flügelspieler Ansgar Knauff: Die Suche nach dem letzten Punch

24. Juli 2024, 16:50 Uhr

Ansgar Knauff, hier beim Testspiel gegen den TSV Heusenstamm. © IMAGO/Oliver Vogler

Eintracht-Flügelmann Ansgar Knauff muss sich aktuell harter Konkurrenz erwehren .

Stinktiere haben den bei molligen 30 Grad am Ohio-River in Louisville schwitzenden Profis von Eintracht Frankfurt bislang noch nicht die Luft zum Atmen genommen, dafür sorgt schon das sehr umfangreiche und personell neu ausgestattete Trainerteam von alleine. Stinktiere (engl.: Skunks), sollen in Kentucky, dort wo die Hessen absurd weit weg vom Stadtwald ihr diesjähriges Trainingscamp bezogen haben, recht häufig anzutreffen sein, ebenso wie der sprichwörtliche Kentucky Bourbon, aber das nur nebenbei.

Der Fokus soll und wird auf den Ball gerichtet sein - dass dies womöglich nicht intensiv genug geschieht angesichts von weiteren Reisen in die nähere, eher weitere Umgebung Nordamerikas, etwa heute zum Testspiel nach Juarez in Mexiko, dazu besteht wahrlich keine Gefahr. Findet Ansgar Knauff.

Ansgar Knauff: Mit 22 unter den dienstältesten Kickern

Ansgar Knauff steht dieser Tage Rede und Antwort, er tut das längst sehr professionell, ohne oberflächlich zu wirken, er ist eloquent und freundlich, auch weil er schon seine Erfahrungen im Profizirkus gemacht hat. Seit Januar 2022 ist er bei Eintracht Frankfurt unter Vertrag, damit gehört er tatsächlich bereits zu den dienstältesten Kickern. Dabei ist er gerade 22 Jahre alt, so schnell geht das mittlerweile. Und weil das so ist, scheut sich der flinke Flügelspieler auch nicht, Verantwortung zu übernehmen, zumindest „ein bisschen“. Der gebürtige Göttinger kennt den Klub ja mittlerweile fast in- und auswendig, die Fans sowieso und alles andere drumherum ebenso.

Dazu hat er viel gespielt, 76 Bundesligaspiele, zwölf Mal in der Champions League, sieben Partien in der Europa League stehen in seiner Bilanz. Die vergangene Saison war seine erfolgreichste, so viele Tore (sieben) hat er zuvor noch nie erzielt, Knauff will also versuchen, seine Erfahrung einzubringen, die er hat sammeln dürfen. Jedes Jahr kommen ja immer wieder neue Spieler hinzu, denen es guttut zu wissen, wie der Klub tickt. Knauff weiß das.

Und Ansgar Knauff, einer der wenigen verbliebenen Europapokal-Helden von Sevilla, spürt und weiß, dass es für diesen Kader bestimmt nicht verkehrt ist, mal „mehrere Wochen am Stück zu trainieren und viele Einheiten zu absolvieren“. Dieses Mal ist nicht nur der Sommerurlaub lang gewesen, sondern dies wird auch die Vorbereitung sein. Das sei im vergangenen Jahr nicht der Fall gewesen, findet der 22-Jährige, wegen der relativ „kurzen Vorbereitungszeit“ sei es „schwieriger“, sich einzuspielen. Knauff hofft nun, dass eine längere gemeinsame Trainingszeit es der Mannschaft ermögliche, gewisse „Sachen zu automatisieren“. Laufwege zum Beispiel.

Denn klar ist doch auch: In der letzten Saison habe man viele Spiele gehabt, in denen „wir fast alles richtig gemacht“ haben, und doch hat es „viel zu häufig“ nicht zum Sieg gereicht, allein 14 Unentschieden, so viele wie selten in der jüngeren Eintracht-Geschichte, sprächen da Bände. Gefehlt hat vor allem „der letzten Punch“. Gerade in den entscheidenden Momenten im Strafraum habe es das Team an der erforderlichen Genauigkeit mangeln lassen, seien zu viele falsche Entscheidungen getroffen worden. Schärfe und Feuer müssten wieder stärker Einzug in das Frankfurter Spiel halten. Bisher, findet Knauff, habe man das im Training schon gut hinbekommen.

Diesen Schuh zieht sich Ansgar Knauff auch selbst an, er ist ja ein reflektierender Mensch. Noch torgefährlicher müsse er werden, vor allem: ballsicherer. Das nämlich ist seine große Schwäche, ihm verrutscht zu häufig der erste Kontakt. Er nimmt den Ball oft nicht ideal an, muss dann nachjustieren und verliert dadurch Zeit, Raum und Tempo. Und macht sich damit selbst das Leben unnötig schwer. Denn sein größtes Pfund, mit dem der Schienenspieler wuchern kann, ist seine Geschwindigkeit, es gibt nur wenige Spieler in der Liga, die schneller auf den Beinen sind als Ansgar Knauff. Ihn holt so schnell keiner ein - wenn er denn erst mal den Ball unter Kontrolle gebracht hat.

Gerangel ganz vorne

Knauff weiß, dass er in der neuen Runde den berühmten nächsten Schritt tun muss, dafür gibt er in der Vorbereitung ordentlich Gas. Ein Platz in der Startelf ist sein Ziel, in der vergangenen Runde war ihm das 24-mal gelungen, Knauff zählt zum Stammpersonal. Allerdings ist aktuell das Gerangel um eine der offensiven Positionen groß, gerade in der Offensive haben die Hessen nachgelegt: Igor Matanovic, Can Uzun, Kristian Lisztes, Oscar Hojlund sind neu dazugekommen, dazu scharren Eric Dina Embime, Niels Nkounkou, Jean-Matteo Bahoya mit den Fußballschuhen, von Mario Götze, Fares Chaibi, Omar Marmoush, Hugo Ekitiké, die ganz vorne spielen, ganz zu schweigen. Und wenn Trainer Dino Toppmöller tatsächlich auf eine Viererabwehrkette baut, verschärft das den Konkurrenzkampf in den offensiven Reihen nochmals.

Immerhin hat Ansgar Knauff den Vorteil, dass er flexibel auf beiden Flügeln einsetzbar ist, selbst wenn er als Rechtsfuß, ganz klar, die rechte Seite bevorzugt.

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