Eintracht Frankfurt ist noch immer voll auf Kurs

10. Dezember 2024, 15:05 Uhr

Voller Energie in den Jahresendspurt: Eintracht-Trainer Dino Toppmöller. © dpa

Eintracht Frankfurt liegt trotz des leichten Hängers mehr als im Soll und geht die letzten Spiele aus einer komfortablen Lage heraus an.

In der Nachbetrachtung des wackeligen Unentschiedens gegen den FC Augsburg schoss der Frankfurter Fußballlehrer Dino Toppmöller vielleicht ein ganz klein wenig übers Ziel hinaus, strapazierte ein Wörtchen doch über Gebühr. „Stolz“ sei er beim Blick auf die Tabelle, bekundete der 44 Jahre alte Eintracht-Chefcoach. „Stolz“ auf die Leistung in der zweiten Halbzeit, „stolz“ auf seine Jungs im Allgemeinen, und ja: „stolz“ auch auf die Energieleistung. Das ist eine ganze Menge für solch ein schnödes 2:2 gegen einen Bundesligamittelständler, das manch einer sogar als weiteren Dämpfer interpretieren wollte.

Das gilt vielleicht fürs Ergebnis, aber zumindest nicht für die Leistung in der zweiten Halbzeit, die war zwar nicht berauschend, aber doch sehr manierlich.

Und auch wenn Dino Toppmöller seinen Stolz inflationär darlegte und es sicher andere Anlässe gibt, die dem großen Wort gerecht werden, so ist offensichtlich und auch nachvollziehbar, was er bezwecken will: gegensteuern nämlich. Die Eintracht fühlt sich gerade nach dem bitteren Ausscheiden in Leipzig aus dem DFB-Pokal inklusive einer denkbar trüben Vorstellung in der öffentlichen Darstellung nicht ganz fair behandelt. Nicht dass die Verantwortlichen etwas beschönigen wollen, doch die teilweise harsche Kritik und die allgemeine Aufregung verwunderte die Sportliche Leitung doch. Auch das ist verständlich, denn die Mannschaft hat in 21 Partien bisher genau einmal neben den Schuhen gestanden – im Pokal.

Doch wer das bisherige Abschneiden losgelöst von diesem singulären Negativerlebnis betrachtet, der kommt nicht umhin, den Hessen eine herausragende Entwicklung zu bescheinigen. Von eben 21 Pflichtpartien haben sie 14 gewonnen und nur drei verloren, zweimal unglücklich in Dortmund und in Leverkusen, einmal auch in der Höhe zu Recht 0:3 in Leipzig. Sie haben zwischenzeitlich eine Serie von neun ungeschlagenen Begegnungen (davon acht Siege, sieben in Serie) hingelegt – das ist insgesamt eine mehr als zufriedenstellende Bilanz.

Auch die Reisen schlauchen

In der Bundesliga rangiert die Eintracht mit sehr guten 27 Zählern auf Rang zwei, liegt auch vom Punkteschnitt her auf Champions-League-Kurs. In der Europa League wird sie als Dritte von 36 Klubs geführt. Das ist alles nicht so schlecht, zumal die Eintracht mit einem der jüngsten Teams antritt. Insofern sind die Schwankungen moderat und die Ausschläge nach unten gering.

Klar war das Remis gegen Augsburg nun nicht das Wunschresultat, und die erste Halbzeit auch nicht das Gelbe vom Ei, doch eine Reaktion auf die Pleite von Leipzig war sehr wohl zu erkennen, nur durch zwei persönliche Fehlleistungen (Nathaniel Brown beim ersten, Kevin Trapp beim zweiten Treffer) wäre die Partie um ein Haar komplett gekippt. Das ist ärgerlich, passiert aber mal, zumal es dieses Mal in der Offensive an Effizienz fehlte. Die gnadenlose Effektivität vor des Gegners Kasten zeichnete die Eintracht oft genug aus. Hinten fehleranfällig, vorne nicht zielstrebig und präzise genug – das sind die berühmten Kleinigkeiten, die das Pendel in die eine oder andere Richtung ausschlagen lassen.

Vielleicht sind die jüngsten Auftritte aber auch einfach ein Resultat der enormen Belastungen, die die Hessen schultern müssen. Als der Augsburger Trainer Jess Thorup nach dem Samstagsspiel die Englische Woche für sein Team anführte, konnte Dino Toppmöller angesichts des Mammutprogramms seiner Mannschaft nur müde lächeln. „Trotzdem gehen die Jungs in jeden Training und jedem Spiel an ihre Grenzen.“ Insofern ist es eine relative normale Entwicklung, dass nun, kurz vor Weihnachten, die Kräfte und damit die Konzentration ein wenig schwinden. Die Spiele gehen an die Substanz, aber auch die ständigen Reisen.

Obwohl Trainer Toppmöller immer wieder und auch klug rotieren lässt. Gegen Augsburg etwa gönnte er Mario Götze und Ellyes Skhiri eine Pause. Zumeist gehen die Wechsel ohne einen nennenswerten Qualitätsabfall über die Bühne, was gewiss auch an der neuen Tiefe des Kaders liegt. Auch gegen Augsburg brachten zwei neue Kräfte frischen Wind, Can Uzun erzielte den krachenden Ausgleich, Jean-Matteo Bahoya beinahe noch den Siegtreffer.

Immer klappt das nicht, einige Spieler rufen zurzeit nicht das ab, was sie können oder von ihnen erwartet wird: Fares Chaibi etwa enttäuschte gegen den FCA, und auch Igor Matanovic könnte seinen Status als Stürmer Nummer drei an Can Uzun verlieren. Ganz zu schweigen von Eric Dina Ebimbe, der seit Wochen nicht mehr zum Zug kommt. Ob das noch mal was wird?

Die Eintracht geht die letzten drei schwierigen Spiele in Lyon und Leipzig sowie zum Abschluss gegen Mainz ohne den schönen Flow, aber aus einer noch immer komfortablen Lage an. Doch sie sollte sich zusammenreißen und mit ehrlicher Maloche noch ein paar Punkte ergattern, um sich mit einer guten Ausgangsposition und einer feierlichen Stimmung in die Weihnachtsferien verabschieden zu können. Die sind kurz genug.

Kommentieren