Eintracht Frankfurt: Schweglers Rückkehr und die Folgen

11. September 2024, 14:27 Uhr

Beliebter, umgänglicher Typ: Pirmin Schwegler. © IMAGO/foto2press

Die Eintracht wird für den Rückkehrer einen Posten kreieren, denn sie ist von den Fähigkeiten ihres Ex-Spielers voll und ganz überzeugt.

Ein paar der älteren Reporter können sich noch gut erinnern. Es war der Ostersonntag 2013, die Frankfurter Eintracht hat bei der Spielvereinigung Greuther Fürth gespielt. Das Wetter war an diesem 31. März noch winterlich, die Chronisten berichten von „leichtem Schneefall“, die Leistung der Eintracht von Beginn an wenig erwärmend. Als Mittelfeldspieler Pirmin Schwegler wieder mal ein Fehlpass unterlaufen war, brach es aus dem damaligen Vorstandsvorsitzenden Heribert Bruchhagen heraus. „Ihr immer mit eurem Quarterback, seht ihr das“, schimpfte Bruchhagen auf der Ehrentribüne in Richtung der Medienvertreter.

Der Begriff „Quarterback“ für Schwegler, den die Journalisten geprägt hatten, störte den Boss gewaltig. Zu diesem Zeitpunkt, vor mehr als zehn Jahren, war der American Football, aus dem sich die Bezeichnung ableitet, bei weitem noch nicht so präsent wie heute. Schwegler war, um die schönen deutschen Worte zu benutzen, der Spielmacher der Eintracht, der Taktgeber. Und er war nicht gut an diesem trüben Nachmittag. Das Spiel in Fürth haben die Frankfurter unter Trainer Armin Veh übrigens trotzdem mit 3:2 gewonnen.

Wie auch immer, jener damals kritisierte „Quarterback“, hat eine durchaus respektable Karriere bei der Eintracht hingelegt. Von Bruchhagen 2009 aus Leverkusen geholt, spielte er insgesamt fünf Jahre für die „Adler“, wurde zum Kapitän. Dann wechselte er nach Hoffenheim, hängte noch zwei Jahre in Hannover und in Australien bei den Sydney Wanderers dran, bevor er 2020 seine Spielerkarriere beendete.

Jetzt wird er zurückkehren nach Frankfurt. Als Technischer Direktor, darauf haben sich die Gremien im Klub verständigt. Das ist (noch) nicht offiziell verkündet, wird aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit so kommen. Der neue Titel für Schwegler passt irgendwie: Laut Wikipedia hat die Bezeichnung Quarterback neben der rein sportlichen Bedeutung noch eine andere. Ein Quarterback sei eben auch ein Gruppenleiter.

Der 37 Jahre alte Pirmin Schwegler soll noch in diesem Monat beginnen, die wichtigste Gruppe im Klub zu leiten, er soll „ganz nah“ an der Mannschaft dran sein, den direkten Kontakt zu den Spielern halten, Bindeglied zwischen Vorstand und Mannschaft sein. Er wird bei den Spielen auch auf der Bank sitzen und dort Timmo Hardung ablösen. Der Sportdirektor soll andere Aufgaben übernehmen, in der Führungshierarchie sogar noch aufsteigen.

Zurück zu Schwegler. Für den ehemaligen Schweizer Nationalspieler (14 Länderspiele) wird also im Grunde eine neue Position geschaffen, nach Sportvorstand Markus Krösche, Sportdirektor Hardung nun also ein Technischer Direktor. So ziemlich alle in Frankfurt sind überzeugt von Schweglers Führungsqualitäten. Auch darum gab es keine Einwände zum Beispiel aus dem Aufsichtsrat.

Schwegler ist beliebt, Schwegler, im schweizerischen Ettiswil geboren, gilt als „Frankfurter“, auch, weil er nach dem Abstieg 2011 geblieben ist und dazu beigetragen hat, ein Jahr später wieder aufzusteigen. Er hat seine Wohnung in Taunus behalten, als er nach fünf Jahren bei der Eintracht 2014 weitergezogen ist.

„Als ich 2009 hier herkam, haben mich die Stadt und die Menschen nicht mehr losgelassen“, hat er erst im März in einem Gespräch mit dem Eintracht-Podcast gesagt. Schwegler ist eloquent, intelligent, reflektiert, ein immer freundlicher Zeitgenosse. Er strahlt Ruhe aus, Kompetenz, hat in seinem Sportlerleben immer weiter dazugelernt.

Der Karriere auf dem Platz mit unter anderem 262 Bundesligaspielen hat er Erfahrungen in unteren und mittleren Führungsebenen von großen und ganz großen Fußballklubs hinzugefügt. Beim FC Bayern München war er Scout und Chefscout, bei der TSG Hoffenheim hatte er zuletzt die Position des „Direktors Profifußball“ inne. Vergleichbar mit seinen zukünftigen Aufgabengebiet in Frankfurt.

Vom allgemeinen Großreinemachen in Hoffenheim in diesem Sommer, als fast die gesamte Führungsspitze gehen musste, war er verschont geblieben. Doch Schwegler hat nach dem Rauswurf seiner Vertrauenspersonen persönliche Konsequenzen gezogen und sein Amt zur Verfügung gestellt. Vielleicht schon mit dem Hintergedanken bei der Eintracht eine neue Position zu finden.

Dass dies noch nicht offiziell verkündet wurde, soll daran liegen, dass der Auflösungsvertrag mit der TSG Hoffenheim erst im laufenden Monat September wirksam wird. Es ist also nur eine Frage der Zeit. Sein damaliger Kritiker bei der Eintracht, Heribert Bruchhagen, hätte sicher auch nichts gegen eine Rückkehr, hatte er doch nicht mit dem Spieler Schwegler ein Problem, „ein sehr guter Fußballer und ein sehr schlauer Mensch“, sondern mit der Bezeichnung Quarterback. Technischer Direktor wird ihm sicher besser gefallen.

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