Eintracht-Gegner: Frühreif ins Chaos
Nanana, mach mal halblang, mag gedacht haben, wer im Frühling 2021 in Norwegen das Interview gelesen haben sollte, das dieser Jungspund vollmundig gegeben hat: Er liebe es, sagte er da, „Chaos zu stiften“, wie sein Vorbild, der Brasilianer Neymar, der mit seinen verwirrenden Dribblings ebenfalls für ein Durcheinander auf dem Platz sorge - „genauso wie ich.“ Der Frechdachs war: Antonio Eromonsele Nordby Nusa, Flügelspieler im Dienste des FC Brügge, gerade 16 Jahre alt geworden, ein paar Wochen zuvor hatte er seinen ersten Profivertrag beim belgischen Traditionsklub unterzeichnet. Und der Junge mit nigerianischen Wurzeln ließ tatsächlich Taten folgen, in Brügge, in der norwegischen Nationalmannschaft, aktuell bei RB Leipzig.
Und Eintracht Frankfurt, am Sonntag (19.30 Uhr/Dazn) schon wieder am Cottaweg im Einsatz, kann ein garstig Liedchen trällern. Der Linksaußen, mittlerweile 19, hat im Pokal-Achtelfinale vor knapp zehn Tagen in der Tat ein ganz schönes Chaos in der bis dato recht stabilen Frankfurter Hintermannschaft verursacht, dabei Verteidiger Nnamdi Collins, auch erst 20, Grenzen aufgezeigt und ganz nebenbei alle drei RB-Tore vorbereitet.
Schnell wie der Wind
Er bringe „außergewöhnliche Dinge auf den Platz“, lobte RB-Trainer Marco Rose die Neuerwerbung, der er auch ein bisschen seinen Job verdankt: „Ich wusste schon, warum ich ihn unbedingt wollte.“ Weil Nusa, in der Nähe von Oslo geboren, dribbeln kann wie der junge Ronaldo, schnell wie der Wind ist, torgefährlich, kaum auszurechnen ist und für sein Alter ausgesprochen erwachsen Fußball spielt.
Das mag damit zu tun haben, dass Antonio Nusa erstaunlich frühreif ist, in seiner Profikarriere, die schon drei Jahre währt, oft der Vorreiter gewesen ist, jedenfalls ist er keiner, der eine lange Anlaufzeit benötigt. In der Jugend mit 14, 15, hieß es, er sei sogar mit mehr Talent gesegnet als Landsmann Erling Haaland. 16 Jahre war er bei seinem Debüt in der Jupiler Pro League, war mit 17 Jahren, vier Monaten, 25 Tagen zweitjüngster Torschütze in der Champions League hinter Ansu Fati (FC Barcelona), in seinem ersten von jetzt bereits 13 Länderspielen erzielte er prompt einen Treffer. Nusa half zudem an der Seite von Superstar Haaland mit, Norwegens Auswahl in die A-Gruppe der Nations League zu schießen.
Bei RB Leipzig, das im Sommer stolze 21 Millionen Euro auf den Tisch des Hauses für das „richtige Top-Talent“ (Rose) legten, brauchte er 40 Sekunden, um sein erstes Tor zu schießen: In der ersten Pokal-Runde traf er gegen RW Essen unmittelbar nach seiner Einwechslung. Und in der Bundesliga (13 Spiele/zwei Tore) brauchte er am ersten Spieltag genau vier Minuten, um den 1:0-Siegtreffer gegen den VfL Bochum zu markieren. Längst ist der Joker fester Bestandteil der personell arg ausgedünnten Sachsen - dabei sollte er (vielleicht als Dani-Olmo-Nachfolger) behutsam aufgebaut werden, sollte sich langsam an die Bundesliga gewöhnen. Freilich: So wie er arbeite, lerne, Tore zu schießen, sagt Trainer Rose, sehe es aus, „als brauchte er nicht viel Zeit“. Er sei längst „eine absolute Bank“. Folglich hat er alle sechs - eher ernüchternde - Champions-League-Spiele von RB absolviert, war bei den sechs Niederlagen häufig sicherlich nicht der schlechteste.
Da hat Leipzig einen echten Rohdiamanten verpflichtet, einer der Abwehren ins geplante Chaos stürzen kann. Eintracht Frankfurt jedenfalls ist gewarnt. Und sie setzt dem skandinavischen Wirbelwind einen skandinavischen Bremser entgegen. Am Sonntag dürfte der routinierte Rasmus Kristensen, ein Däne, die Kreise des Jungstars einengen.