Eintracht-Kapitän fällt aus: Deshalb ist Trapp so wichtig für Santos

18. September 2024, 13:24 Uhr

© IMAGO/Oliver Vogler

Torhüter Kevin Trapp erlebte eine schwierige Saison 2023/24 und fehlt aktuell verletzt. Dennoch ist der Wert des Kapitäns bei Eintracht Frankfurt weiterhin sehr hoch.

Frankfurt - Es war ein Schock für Kevin Trapp und Eintracht Frankfurt , als der Kapitän kurz vor dem Pausenpfiff beim VfL Wolfsburg (2:1) einen Stich im Oberschenkel spürte. Jan Zimmermann trainiert die Schlussmänner der Hessen seit vielen Jahren. Der frühere Profi verriet im Podcast des Klubs: „Ich kenne Kevin sehr gut und habe in der ersten Millisekunde sofort erkannt, dass es eine Verletzung ist, die das Weiterspielen bei ihm verhindert. Da hat man viel Mitgefühl.“

Eintracht hatte 1,6 Millionen Euro für Santos überwiesen

Sein Vertreter heißt Kaua Santos. Rund 1,6 Millionen Euro überwiesen die Hessen für den Brasilianer im August 2023 an Flamengo Rio de Janeiro. Die Frage, die sich Beobachter stellen: Wie kommt die Eintracht dazu, sich nicht im Torhüterland Deutschland umzusehen? Obwohl es vereinzelt sehr starke Schlussmänner vom Zuckerhut gab und gibt, Ederson von Manchester City und Alisson Becker von FC Liverpool sind die prominentesten Beispiele, wird dieses Land vor allem mit seinen Angreifern in Verbindung gebracht.

Zimmermann stellte nüchtern fest: „Wir sehen uns in unserer Zielregion weltweit um. Warum sollten in anderen Ländern nicht auch gut Bälle gefangen werden? Kaua ist uns dabei positiv aufgefallen. Wir haben ihn auch live gescoutet.“ Nach fussball.news-Informationen haben die Verantwortlichen großes Vertrauen in das Auge des Torwarttrainers. Zimmermann beobachtet sehr akribisch und detailverliebt. Er war daher auch maßgeblich beteiligt an der Verpflichtung von Santos oder Diant Ramaj, der zu Ajax Amsterdam ging und dem Klub bereits rund acht Millionen Euro bescherte .

Zimmermann mahnt bei Santos: „Brasilianische Mentalität kann auch zur Gefahr werden“

Welchen Weg der Trapp-Stellvertreter gehen kann, lässt sich noch nicht absehen. Santos strotzt nur so vor Selbstvertrauen. Er wählt beim Spielaufbau auch den Flachpass, seine Wurzeln liegen im Futsal. Es ist ein schmaler Grat, auf dem sich der 21 Jahre alte Newcomer bewegt. Santos bringt eine beeindruckende Statur mit, er ist 1,96 Meter groß und hat daher auch eine gewaltige Spannweite.

Zimmermann hob dennoch den Finger: „Seine brasilianische Mentalität hilft ihm. Sie könnte aber auch zur Gefahr werden. Ich bin jetzt auch als Mahner gefordert. Kaua ist die Bundesliga noch nicht gewohnt und darf deshalb nicht in jedes Risiko gehen.“ Der kommende Gegner, Borussia Mönchengladbach, werde sich sicherlich genauer ansehen, wer beim Topspiel am Samstagabend (18.30 Uhr) zwischen den Pfosten der Hessen steht.

Trapp hat Santos geholfen

Nach etwas mehr als einem Jahr Vorbereitung steht Santos also vor seinem großen Moment im Deutsche Bank Park . Auf diesem Weg hat ihn neben Zimmermann auch Trapp ganz eng begleitet. „Ich will Kevin loben. Er war ein Pro-Argument für die Verpflichtung“, so der Torwarttrainer. Trapp habe Santos in den ersten Monaten in dessen Muttersprache helfen können. Er war so etwas wie der Integrationsminister. Zudem habe Trapp seinen Teil bei der Vermittlung der Werte beigetragen.

Denn Santos musste sich an das Thema Pünktlichkeit gewöhnen. In Brasilien, so sagte Sportdirektor Timmo Hardung lachend auf fussball.news-Nachfrage, handele es sich dabei oftmals eher um eine Empfehlung. In Frankfurt hingegen steht die „akademische Viertelstunde“ nicht auf dem Programm. Wenn der Treffpunkt um elf Uhr ist, dann sollte der Spieler besser um 10.45 Uhr statt um 11.10 Uhr eintreffen.

Es ist zu früh von einer „Götterdämmerung“ zu sprechen, aber...

Trapp, der mit dem brasilianischen Model Izabel Goulart verlobt ist, kann sich möglicherweise etwas besser hereinfühlen in Santos. Und er geht dabei nicht nur als Persönlichkeit, sondern auch als Sportler voran. Trotz sportlich schwieriger Saison 2023/24 hat er weiterhin das volle Vertrauen von Trainer Dino Toppmöller und dem gesamten Klub . Zimmermann adelte ihn: „Kaua hat mit Kevin ein Paradebeispiel. Er bringt seit Jahren konstant gute Leistungen und ist nicht umsonst Kapitän.“

Es wäre zwar verfrüht, die „Götterdämmerung“ einzuläuten. Trapp verlängerte im März 2023 bewusst langfristig bis 2026. Der gebürtige Saarländer ist nach zusammenaddiert über neun Jahren Säule und Gesicht des Klubs. Und doch gab es in der Vergangenheit schon genügend Beispiele, dass der Youngster plötzlich im Tor blieb (René Adler ersetzte Hans-Jörg Butt, Manuel Neuer zog an Frank Rost vorbei, Adler wiederum wurde von Bernd Leno abgelöst).

Santos kann sich in Ruhe beweisen

Für solche Spekulationen ist allerdings noch kein Raum. Santos wird nun mindestens fünf Pflichtspiele Zeit haben, sich zu positionieren und zu zeigen, ob er zum Eintracht-Schlussmann der Zukunft aufsteigen kann. Und Trapp? Der wird sich die Zeit nehmen und seine Blessur auskurieren müssen. Toppmöller kündigte im Gespräch mit dem hr-sport an, dass es noch einen zweiten MRT-Termin gebe . Erst dann herrsche endgültige Klarheit.

Kommentieren