Eintracht-Kolumne Ballhorn: Krank

15. Dezember 2024, 22:04 Uhr

Ballhorn. Immer fair. Logo. © Privat

Eintracht Frankfurt verliert gegen das nächste unfaire Konstrukt. Ballhorn hat mal wieder die Schnauze voll.

Man kann natürlich noch hundert Jahre lang so tun, als wäre Profifußball eine Angelegenheit, bei der alle die gleichen Chancen haben. Man kann aber auch genauso gut versuchen, 50+1 Puddinge an die Wand zu nageln. Ballhorn, der einzige Liveticker, der erst nach dem Spiel erscheint, lässt seinem Ärger ordentlich Luft, noch bevor das erste Tor gefallen ist. Und dann richtig.

-30 Minuten: Hallo.

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-29 Minuten: Hallo.

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-28 Minuten: Hallo.

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-27 Minuten: Tach.

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-26 Minuten: Machen wir’s kurz.

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-25 Minuten: Die Sache ist ernst.

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-23 Minuten: Ich schalte Dazn ein, ein Streamingportal, für das ich einen grotsken Haufen Geld bezahle, zusätzlich zu der Sky-Kohle und dem RTL-plus-Neuner …

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-22 Minuten: … und sehe erst mal: Werbung.

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-20 Minuten: Absurd.

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-17 Minuten: Passend zu der ganzen Geldkatastrophe, die diesen Sport inzwischen beherrscht.

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-12 Minuten: Bleiben Sie dran.

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-7 Minuten: Und bleibt gesund, Jeschäftsfreunde.

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-5 Minuten: Der Fußball ist krank genug.

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-1 Minute: Im Übrigen eine gute Aufstellung mit Nene und Can Uzun. Wir werden sehen.

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Anpfiff: Benjamin Brand. Ich sach nix. Wie schnell sieht man dafür heutzutage die Rote Karte.

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1. Minute: Also. Wir erinnern uns an das Europacup-Spiel in Lyon.

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3. Minute: Unser Gegner war ein Verein, der 500 Millionen Euro Schulden hat.

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5. Minute: Fünf. Hundert. Millionen.

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8. Minute: Wieso hat Olympique Lyon so hohe Schulden? Weil OL, wie der ganzen französischen Ligue 1, die TV-Einnahmen weggebrochen sind.

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10. Minute: Verpokert.

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11. Minute: Das Ballhorn-Viertelhalbzeit-Fazit:

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12. Minute: Rien ne vas plus. Normalerweise.

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14. Minute: OL hat sich freilich von dem Geld, das es nicht hatte, ganz, ganz feine Spieler gekauft.

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16. Minute: Eine fantastische Sturmreihe. Super Offensivspieler.

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19. Minute: Und einsnull Dosenplörre. Passt ja.

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20. Minute: Aber zurück nach Europa: Tolle Spieler gekauft in Lyon. Ohne Geld.

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23. Minute: Was halt so nicht erlaubt ist. Financial fair play und so.

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25. Minute: OL wird dafür in Frankreich zur Rechenschaft gezogen. Muss legales Geld auftreiben. Spieler verkaufen.

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28. Minute: Sonst winkt dem Superteam der Zwangsabstieg. Strafe muss sein. Theoretisch.

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30. Minute: Blöd an der Sache: Gegen die Eintracht durften die Südfranzosen natürlich noch mit der vollen Kapelle spielen.

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32. Minute: Möglich, dass sie dann irgendwann büßen müssen. National. Davon haben wir dann aber nix mehr.

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34. Minute: Die Frankfurter Eintracht, die seriös wirtschaftet, hat dann eben die Punkte gegen Lyon, das bescheißt, verloren.

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37. Minute: Wenn es dumm läuft, landen wir deswegen nicht unter den ersten Acht in der Europa League.

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39. Minute: Klarer Wettbewerbsnachteil.

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40. Minute: TOOOR!

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41. Minute: Einseins. Schön gemacht von Can Uzun und Nene Brown.

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43. Minute: Herrliches Tor.

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HZP: So.

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INHZP: Kurze Pause vom Beschiss.

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46. Minute: Aber wie spielen ja heute Abend, an diesem Bundesliga-Sonntag, gar nicht gegen allzu reiche Franzosen.

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47. Minute: Wie spielen gegen allzu reiche Sachsen.

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49. Minute: RB Leipzig bekommt von einer übelst reichen Firma Geld reingepumpt, bis es (leider nicht) platzt.

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50. Minute: Das Stadion des Retortenvereins ist überwiegend schwach besucht, jedenfalls schwächer als die Arenen der über Jahrzehnte gewachsenen Traditionsvereine. 2:1 Brause.

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52. Minute: Im Fernsehen wollen weniger Menschen die Spiele der Leipziger sehen als die Spiele der gewachsenen, echten Vereine.

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53. Minute: Dass Teams wie jene von Leipzig oder Hoffenheim oder Wolfsburg oder Leverkusen in der Bundesliga locker mithalten können, liegt nicht daran, dass sich sehr viele Menschen dafür begeistern und dafür Geld ausgeben würden …

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54. Minute: … sondern daran, dass sie reiche Mäzene oder Konzerne Rücken haben, die das Unternehmen bezahlen.

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56. Minute: Alle wissen das.

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58. Minute: In der Deutschen Fußball-Liga gibt es prinzipiell Regeln, die verhindern sollen, dass irgendjemand, nur weil er stinkend reich ist, den Sport nach seinem Gusto bestimmt.

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59. Minute: Diese Regeln gelten offenbar schon sehr lang nicht mehr.

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60. Minute: Einige Vereine halten sich daran, andere nicht, und das stört bei den Mächtigen niemanden. Sie lassen laufen.

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61. Minute: Sie verkaufen ihren Sport nicht nur national meistbietend, sie sehen auch zu, wie ein verbrecherischer Staat nach dem anderen die größten Sportereignisse ausrichten darf, um sein Image aufzupolieren.

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63. Minute: Russland, Katar, Saudi-Arabien. Hauptsache, der Rubel rollt.

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64. Minute: Was die Fans darüber denken: Nebensache.

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65. Minute: Eintracht Frankfurt hat sich mit den erlaubten Mitteln eine tolle Position erarbeitet. Die Menschen in der Stadt und in der Region stehen hinter diesem Projekt.

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67. Minute: Eine Tragödie, dass das Projekt kaum Chancen hat, sich gegen die reine Macht der Geldkönige auch längerfristig zu behaupten.

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69. Minute: Und wenn du mal nahe dran bist, scheint sich das ganze System gegen dich zu stellen.

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71. Minute: Da wird in Leverkusen ein Eintracht-Spieler auf dem Weg zum späten Ausgleichstreffer einfach auf der Torlinie umgestoßen. Keine Konsequenz.

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73. Minute: Ihr Leut, es gibt Wichtigeres als Fußball. Sehr viel Wichtigeres.

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76. Minute: Aber wenn wir uns darüber einig sind, dass der Sport ein wichtiges Ventil ist, eine Möglichkeit, der zunehmend ungerechten und brutalen und gnadenlosen Welt da draußen zu entkommen …

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78. Minute: … dann sollten wir verflucht noch mal dafür sorgen, dass es wenigstens dort gerecht zugeht.

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80. Minute: Oder? Hallo?!

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83. Minute: Das liegt doch auf der Hand.

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86. Minute: Wir können nicht überall eine Art Ukraine gegen eine Art Russland antreten lassen und so tun, als würden wir da alles, was wir können, zur Verteidigung reinhauen, damit es fair bleibt – und in Wahrheit schauen wir nur zu, wie die Skrupellosen alles an sich ziehen.

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90. Minute: Abgesehen davon möchte ich ein Kind von Omar Marmoush.

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Abpfiff: Oder wenigstens ne kleine Miezekatze.

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95. Minute: Und ich habe selbstgemachten Eierlikör vom kleinen Weihnachtsmarkt im Stadtteil.

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96. Minute: Immerhin.

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97. Minute: Passt auf euch auf, liebe Freundinnen und Freunde des Fußballs.

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99. Minute: Wir schauen dann mal bei Gelegenheit, wie lange wir den Millionärsspaß noch finanzieren wollen.

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1899. Minute: Nachti.

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