Eintracht: Schlagfertiger Koch

28. April 2024, 14:27 Uhr

Hilft Thomas Müller freundlich wieder auf, nachdem er ihm zuvor den Ellbogen ins Gesicht gerammt hat: Robin Koch. imago/sven simin © IMAGO/Sven Simon

Der Frankfurter Verteidiger erweist der Eintracht einen Bärendienst, verschuldete die Niederlage in München und riskiert seine EM-Chancen.

Viele Köche, so sagt man, verderben den Brei. Manchmal reicht schon einer.

Es fällt schwer zu ergründen, was da im Kopf von Robin Koch vorgegangen sein mag, in jener 59. Minute, als der Eintracht-Verteidiger ohne jede Notwendigkeit (wenn es die überhaupt gibt) seinen Ellbogen frontal ins Gesicht von Bayern-Spieler Thomas Müller rammte. Die harmlose Flanke von Leon Goretzka war meterhoch an allen Beteiligten vorbei und ins Seitenaus geflogen, es gab keine brenzlige Situation, ein Tor hätte nicht fallen können. Warum hat er sich da nur zu dieser hirnrissigen Aktionen verleiten lassen? Ein Blackout? Eine Übersprungshandlung? Es gab überhaupt keinen Anlass, Robin Koch ist vorher nicht malträtiert, getreten oder gekniffen worden. Ein Aussetzer, einer mit Folgen.

Nach einem sehr kurzem Studium der TV-Bilder gab Schiedsrichter Daniel Schlager natürlich Strafstoß, den Harry Kane zum 2:1-Siegtreffer verwandelte, es gab nur eine Verwarnung für den Übeltäter, womit Koch bestens bedient war: Offensichtlicher kann eine Tätlichkeit (und damit eine Rote Karte) eigentlich kaum sein. Damit war das Spiel entschieden, die Bayern, ohnehin allein darauf bedacht, sich vor dem Champions-League-Spiel am Dienstag gegen Real nicht zu verletzten, schaukelten die Partie locker nach Hause. Ohne den Elfmeter wären sie auch mit einem 1:1 zufrieden gewesen. Robin Koch hat Eintracht Frankfurt einen Bärendienst erwiesen.

Koch, der jede Absicht abstritt, haderte anderntags mit der Entscheidung: „Wenn du so die Dinge beurteilst, kannst du alle fünf Minuten rausgehen und sagen, da war im Strafraum irgendwo ein Foul“, sagte der 27-Jährige bei Sky. Er beteuerte, Müller gar nicht gesehen zu haben, was schwer zu glauben ist. Immerhin gab er zu: „Im Video sieht es ganz anders aus, als es sich auf dem Platz angefühlt hat.“

Seltsame Reaktion

Erstaunlich muten auch die Reaktionen aus dem Frankfurter Lager auf diese Eselei hin. Er kenne Koch schon lange, sagte etwa Kapitän Kevin Trapp, „niemals war das Absicht“, Sportvorstand Markus Krösche räumte generös ein, den Elfmeter könne man geben, relativierte aber sogleich: „Alle 50:50-Entscheidungen“ zuletzt seien gegen die Hessen gefällt worden, was nun überhaupt nichts mit dem unstrittigen Schlag zu tun hat, Ellyes Skhiri holte sich nach dem Pfiff wegen Meckerns (wie auch Mario Götze) eine Gelbe Karte ab, meinte, die Entscheidung sei „schwer zu akzeptieren“. Und Trainer Dino Toppmöller befand in der Pressekonferenz in München: „Den Elfmeter kannst du geben, musst du vielleicht nicht.“ Tatsächlich war es ein glasklarer Strafstoß.

Zur Wahrheit gehört auch: Dieser Schlag passt nicht zu Robin Koch, der zwar ein kompromissloser Verteidiger ist, aber keiner, der link oder gar hinterhältig unterwegs wäre. In Frankfurt hat er sich längst ein prima Standing erkämpft, er will Verantwortung übernehmen, er spielt eine gute Saison bisher. Nicht umsonst hat ihn Julian Nagelsmann zurück in die Nationalmannschaft geholt, er ist als Backup zur Stammverteidigung Tah/Rüdiger eingeplant. Koch freut sich auf die EM im eigenen Land, „ich glaube, dass es ein sehr besonderer Sommer in Deutschland werden kann“, sagte er unlängst im „Kicker“.

Andererseits sollte er sensibilisiert genug sein, seine Nominierung nicht durch solche törichte Aktionen in Gefahr zu bringen. Auch seinen kapitalen Bock vor 14 Tagen in Stuttgart, als er ein Tor verschuldete, dürfte der Bundestrainer registriert haben. Fußballlehrer mögen es, sich auf ihre Spieler verlassen zu können. Gerade Julian Nagelsmann.

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