Eintracht schwimmt: „Thema haben wir aus der Winterpause mitgenommen“
Hamburg - Der Sieg von Eintracht Frankfurt bei Aufsteiger FC St. Pauli war ein sehr hart erkämpfter und durchaus glücklicher. Bei den Verantwortlichen und Spielern war die Erleichterung am Samstagnachmittag nach dem 1:0-Erfolg, den Superstar Omar Marmoush (32.) ungeachtet aller Gerüchte besorgte , riesengroß. In den insgesamt knapp 100 Minuten am Millerntor musste der zahlreich mitgereiste Anhang allerdings viel zu häufig zittern. Die Hessen wurden ihrer Favoritenrolle nur bis zum Führungstreffer gerecht.
Eintracht hatte große Probleme in der Defensive
Anschließend fing die Defensive mächtig an zu schwimmen. Pauli hatte am Ende 20 Torschüsse und einen höheren xG-Wert ( 2,33 zu 1,6 laut bundesliga.de /2,55 zu 2,24 laut understat.com/2,01 zu 1,58 laut kicker). Trainer Dino Toppmöller gab in seiner Analyse zu: „Du brauchst auch dieses Spielglück, dass uns in den letzten Partien etwas gefehlt hat.“ Allerdings sollten die vielen Unzulänglichkeiten in der Defensive nicht ignoriert werden.
Zu Beginn der Partie hat das gesamte Team sehr diszipliniert gearbeitet. Pauli konnte auch nach Ballgewinnen nicht umschalten, die Frankfurter hatten alles im Griff und ließen sich nur bei einem Einwurf überrumpeln (23.). Ansonsten blieb Torhüter Kevin Trapp mit Ausnahme eines Distanzschusses beschäftigungslos. Dann aber kam die zweite Minute der Nachspielzeit. Pauli hatte viel Zeit für einen langen Ball, den Morgan Guilavogui auf Carlo Boukhalfa zurückgelegte. Das Leder klatschte gegen den Pfosten und ließ die Partie endgültig in Richtung Gastgeber kippen. Vor allem die erfahrenen Kräfte Arthur Theate und Robin Koch sahen in dieser Situation überhaupt nicht gut aus.
Eintracht-Boss Krösche mit kritischer Analyse
Sportvorstand Markus Krösche sah sogar schon einen Tick früher, nämlich direkt nach dem einzigen Treffer des Tages, einen Bruch im Spiel der Eintracht. Die letzte Szene der ersten Halbzeit bemängelte er: „Wir hatten keinen Druck auf den Ball und wurden vom Gegner zu einfach ausgehebelt. Das war nicht gut von uns. Wenn wir keinen Druck auf den Ball haben, dann müssen wir die Tiefe sichern.“ Er nannte einen weiteren brenzligen Moment: In der 82. Minute klatschte das Leder erneut an das Aluminium, Scott Banks kam am zweiten Pfosten zum Abschluss und traf die Latte.
„In diesen Situationen müssen wir mehr Kontrolle haben. Dieses Thema haben wir aus der Winterpause mitgenommen. Wir müssen die Tiefe besser verteidigen“, forderte Krösche. Toppmöller erklärte, wie es zu diesen überaus wackeligen Momenten kommen konnte: „Es ist immer eine Frage der Verteidigungshöhe. Wenn du im ‚high press‘ bist und viel im Mann gegen Mann spielst, dann musst du dem Gegner auch folgen. Wir wollten sehr aggressiv sein.“
Hemmte Collins und Koch die gelbe Karte?
In dieser Szene in der Nachspielzeit habe der Gegner den Ball auf seinem freien Fuß gehabt, weshalb es keinen „high press“-Moment gab: „Wir waren im Mittelfeldpressing. Du darfst deinen Gegenspieler dann nicht ziehen lassen. Wir wussten um die gegenläufigen Bewegungen und den Tiefgang von Pauli. Sie sind mit einem einfachen Ball viel zu einfach zu ihrer Chance gekommen.“ Im zweiten Durchgang habe man zudem viel zu viele Flanken zugelassen.
Toppmöller verlangte von seiner Mannschaft, dass sie den Mut jederzeit beibehalten, stets nach vorne attackieren und konsequent durchdecken solle. Toppmöller lieferte eine Erklärung, warum es in der Endphase immer seltener klappte: „Vielleicht lag es daran, dass Robin Koch und Nnamdi Collins die gelbe Karte hatten und deshalb zögerlicher agierten.“ Man dürfe das Glück „nicht provozieren.“
Es gab auch positive Punkte
Immerhin: Torhüter Kevin Trapp agierte souverän und hielt alles, was auf das Gehäuse kam. Zum fünften Mal in 16 Ligapartien stand die Null - das war wichtig nach zuletzt 13 Gegentoren in fünf Pflichtspielen. Aus Eintracht-Sicht erfreulich wurde das „Diva“-Syndrom für den Moment begraben: Gegen die Plätze 14 bis 18 sammelte die Toppmöller-Mannschaft 15 von 15 möglichen Punkten. Wer ganz oben mitwirken will, braucht auch diese „dreckigen“ Siege. Und trotz starker 30 Punkte nach 16 Spieltagen darf sich das Team nicht zu häufig auf Glücksmomente und Unzulänglichkeiten der Konkurrenz verlassen. An diesen Stellschrauben gilt es zu drehen - damit ein Absturz in der Rückrunde ausbleibt.