Eintracht-Spieler Nathalien Brown: Nur keinen Frust schieben

06. September 2024, 15:41 Uhr

Nathalien Brown. © IMAGO/NurPhoto

Nathalien Brown wird die Europa League bei der Eintracht nicht live erleben – vielleicht wäre eine Leihe besser gewesen.

Bei seiner Vorstellung in Frankfurt leuchteten auf einmal die Augen des jungen Burschen Nathalien Brown. Da erzählte der Fußballprofi lächelnd, weshalb er sich zu einem Wechsel von Nürnberg ausgerechnet zur Eintracht entschieden hat. Bunte Bilder hatten sich, sagt er, in seinem Kopf eingebrannt, Choreos, Tausende Eintracht-Fans in fremden Städten, dieses spezielles Flair, die Europa-Magie der Eintracht. Und dann: Barcelona, Camp Nou, die freundliche Übernahme. „Das bleibt im Kopf“, sagt der 21-Jährige. „Das war unglaublich.“ Und das wollte er auch mal erleben, einmal ein Teil des Ganzen sein, mittendrin, nicht nur Zuschauer am TV-Bildschirm. Daher hatte er nicht gezögert, als Sportchef Markus Krösche sich meldete. „Wenn Frankfurt anruft, überlegst du nicht zweimal.“

Mit den internationalen Festspielen wird es für Nathaniel, Brown, Nene genannt, erst einmal nichts, denn der Linksverteidiger ist nicht für den Wettbewerb nominiert worden. Genauso wenig wie Oscar Hojlund und Krisztian Lisztes. Bei diesen beiden ist jedoch naheliegend, dass sie nicht zum 25-Mann-Aufgebot zählen. Hojlund hat sich den Mittelfuß gebrochen und wird noch unbestimmte Zeit fehlen. Und Lisztes ist zu weit weg von der Profimannschaft, half zuletzt bei der U21 in der Regionalliga aus.

Brown gilt da schon eher als Härtefall, zumal er eine ordentliche bis gute Vorbereitung absolviert hat. Zwischenzeitlich hatte er gar Philipp Max den Rang abgelaufen, der mittlerweile aber zu Panathinaikos Athen gewechselt ist und dort zwischen Bank und Spielfeld pendelt.

Browns Problem: Die Eintracht verpflichtete als Nachfolger von Willian Pacho den ausgebufften und erstklassigen Verteidiger Arthur Theate, der eigentlich Innenverteidiger ist, aber genauso links in der Viererkette spielen kann. Und der Belgier ist noch mal ein anderes Kaliber, hebt das ganze Spiel auf eine andere Stufe. Auch Niels Nkounkou hat einen deutlichen Entwicklungsschritt gemacht, zeigte jetzt gegen Hoffenheim die wahrscheinlich beste Leistung im Eintracht-Dress. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass Brown zwar im Pokal gegen Braunschweig noch eingewechselt wurde, dann aber zweimal im Bundesligakader fehlte. Im Pokalwettbewerb war Theate noch nicht dabei.

Für den aus Nürnberg gekommenen Spieler gilt es nun, sich nicht ins Bockshorn jagen zu lassen und keinen Frust zu schieben. Dass die Nichtberücksichtigung erst einmal ein Schlag ins Kontor ist, liegt in der Natur der Sache. Selbst Philipp Max hatte vor einem Jahr schwer an der Ausbootung aus dem Conference-League-Kader zu knabbern. Und Max ist 30. Der Routinier wurde im neuen Jahr dann aber für die K.o.-Runde gemeldet – bei Brown ist das theoretisch auch möglich.

Der junge Mann muss die Entscheidung von Cheftrainer Dino Toppmöller nicht nur akzeptieren, sondern sie als Ansporn nehmen, noch härter zu arbeiten. Im Zweikampf muss der schmächtige Amberger noch geschickter, stämmiger werden, an seiner Physis arbeiten. Und auch in der Rückwärtsbewegung hat er noch Luft nach oben. Er ist eben ein nach vorne denkender Akteur, der seine Stärke in der Offensive hat – gerade wegen seiner Schnelligkeit. .

Er sei aber generell kein Typ, der sich unterkriegen lasse. Er hat sich bewusst zu dem Wechsel nach Frankfurt entschieden, um „raus aus der Komfortzone“ zu kommen. Hier hat er nun einen knallharten Konkurrenzkampf.

Vielleicht wäre es aber besser gewesen, er hätte sich noch einmal für ein Jahr verleihen lassen. Doch letztlich entschieden sich die Eintracht-Verantwortlichen dagegen, weil sie ihn im eigenen Umfeld reifen lassen wollen. Womöglich wird aber das Thema im Winter noch mal aktuell, je nachdem, wie dann der (Entwicklungs-)Stand ist bei Nene Brwon.

Schlechte Erfahrungen hat die Eintracht mit den Geschäften auf Leihbasis nicht gemacht. Tuta und Daichi Kamada reiften in Belgien zu ganz anderen Spielern und wurden Leistungsträger. Auch jetzt bei Igor Matanovic könnte es ähnlich laufen.

Die Eintracht gab ihn gleich zweimal temporär ab, und im vergangenen Jahr machte er den entscheidenden Schritt nach vorne. Ihm wird der Durchbruch jetzt auch auf Topniveau zugetraut. Die Zweitligasaison beim Karlsruher SC war für den Kroaten, der am Donnerstag bei der 1:2-Niederlage in der Nations-League-Begegnung in Portugal für die Nationalmannschaft debütierte (Einwechslung nach 61 Minuten), Gold wert. Er ist dicht dran an den beiden Frankfurter Topstürmern Omar Marmoush und Hugo Ekitiké, der jetzt für die U21 Frankreichs nachnominiert wurde.

Die Eintracht hat noch zwei Eisen im Feuer. Paxten Aaronson ist zurzeit an den FC Utrecht ausgeliehen. Der 21-Jährige spielt Stamm beim umgeschlagenen niederländischen Klub aus der Eredevise. In vier Partien hat er ein Tor vorbereitet. Die Eintracht beobachtet den US-Amerikaner genau, hat ihn noch längst nicht abgeschrieben.

Und auch Elias Baum macht den Eintracht-Verantwortlichen richtig Spaß. Der Rechtsverteidiger, gerade mal 18 Jahre jung, hat beim Zweitligisten SV Elversberg alle fünf Pflichtspiele von Anfang an bestritten, ist Stammspieler und zeigte zuletzt beim 4:0-Sieg gegen Darmstadt 98 eine herausragende Leistung. Die Sportführung glaubt sehr wohl, dass der gebürtige Frankfurter perspektivisch gesehen auch bei seinem Heimatverein durchstarten kann. Es wäre ein weiterer Beweis für eine clevere Strategie.