Eintracht-Stürmer Igor Matanovic: Auf Rebics Spuren

15. Juli 2024, 16:20 Uhr

Darf jetzt mit den Großen spielen: Igor Matanovic (rechts) mit Mario Götze. © IMAGO/Eibner

Der Rückkehrer will bei Eintracht Frankfurt wieder etwas Balkan-Mentalität einbringen – zwei Jahre in Liga zwei haben ihn enorm weitergebracht

Der Bursche weiß, wo die Kiste steht und wo der Ball hinein muss. Keine Frage. Ist es Zufall, dass Igor Matanovic das allererste Tor in dieser Saison bei Eintracht Frankfurt erzielt hat? Im Training nur, klar, aber egal. Und er auch sonst verlässlich einnetzt? Am Montagmorgen zum Auftakt in die neue Woche beim Kleinfeldspiel gleich dreimal. Dass er noch einen weiteren Treffer wunderbar vorbereitete – geschenkt. Zufall? Hmm, eher nicht.

„Zug zum Tor habe ich schon immer in mir gehabt“, sagt der 21 Jahre alte Angreifer. Und was anderes als Mittelstürmer hat er auch nie gespielt, nicht auf dem Bolzplatz in Hamburg, nicht im Verein, nicht als Profi bei St. Pauli oder beim KSC, und auch nicht jetzt bei Eintracht Frankfurt.

Der „Hamburger Jung“ (Matanovic über Matanovic) ist ein Vollblutstürmer und ein Vollblutfußballer. Etwas anderes als Profispieler kam für ihn nie infrage. „Schon mit vier, fünf habe ich in der Wohnung die Vasen kaputtgeschossen“, erzählt er grinsend. „Die Liebe zum Fußball hat sich nicht verändert.“ Er hat es geschafft, „meine Leidenschaft ist jetzt mein Job“, sagt er. „Das ist ein Privileg, das weiß ich zu schätzen.“

Der Mann aus dem Norden hat einen beachtlichen ersten Auftritt vor der Frankfurter Presse hingelegt am Montagmittag, offen, cool, angenehm. Er hat den richtigen Ton getroffen und auch die Zwischentöne. Aus fast jedem Satz sprühte das unbändige Selbstvertrauen des Deutsch-Kroaten, aber auch Bescheidenheit und eine vernünftige Selbsteinschätzung.

Nach dem einen Jahr beim Karlsruher SC sei er in gewissem Maße ein anderer Spieler, nicht nur wegen seiner 14 Tore (und sieben Vorlagen), die ja nicht von schlechten Eltern sind. Sondern auch wegen der ausgedehnten Spielzeit in der zweiten Liga. „Ich habe 32 Spiele gemacht, das ist immens wichtig, für mich war das ein Riesenschritt in Richtung Erwachsenenfußball.“ Den Weg wird er in Frankfurt weitergehen müssen, wenn seine Entwicklung nicht stagnieren soll. Aber daran denkt er nicht. Der Torjäger ist wild entschlossen, seine zweite Chance in Frankfurt zu ergreifen, nachdem er in der vergangenen Saison noch an den KSC ausgeliehen worden war. „Ich freue mich extrem“, sagt er. Schon in der Vorbereitung auf die zurückliegende Saison, die er in Frankfurt absolvierte, habe er „die Energie und die Wucht des Vereins gespürt“, er wisse es nun umso mehr zu schätzen, „den Adler auf der Brust zu tragen.“

Und auf dem Rücken die Nummer neun. Um die hat er sich beworben, sich brav in eine Liste eingetragen. Dass er den Zuschlag erhalten habe, hat ihn sehr gefreut, „ich habe gleich meine Eltern angerufen“, befindet er. Dass die Eintracht-Sportführung ihm die „Neun“ anvertraut, „weiß ich sehr zu schätzen“.

Natürlich habe ihm in Frankfurt kein Verantwortlicher versprechen können, „dass ich 30 Spiele mache, dafür muss ich schon selbst sorgen“, aber sie haben ihm eine faire Chance zugesagt. Und die will er nutzen. Auch wenn die Konkurrenz groß ist: Omar Marmoush ist da oder Hugo Ekitiké, neuerdings auch Can Uzun. „Die Qualität der Jungs ist enorm“, sagt Matanovic, der gerade von Ekitiké schwärmt: „Sein Eins gegen Eins, seine Technik – das ist Wahnsinn.“ Er hat aber schon eine gute Idee, wie die Zusammenarbeit funktionieren könne: Die anderen sollten ihren Spieltrieb ruhig ausleben, dribbeln, fintieren, was sie wollen. „Ich bin dann in der Box“, sagt er. Und glaubt: „Die Jungs wissen schon, was ich drauf habe.“

Er werde sich schnell einfinden müssen, „das Niveau annehmen“, wie er sagt. „Von der zweiten in die erste Liga ist schon ein Sprung.“ Aber er werde immer alles geben. „Ich werde zeigen, dass auf mich Verlass ist, ich werde immer da sein fürs Team.“ Ob er spiele, eingewechselt werde oder mal ganz draußen sitze.

Ibrahimovic steht Pate

Matanovic, der Zlatan Ibrahimovic und Mario Mandzukic („ein Kämpfer, der immer 120 Prozent gegeben hat“) als Vorbilder nennt, will für die Eintracht seine „Körperlichkeit und Wucht“ einbringen, aber auch „die Balkan-Mentalität“, wie er schmunzelnd erzählt. In bester Tradition also der Rebics, Kostics, Jovics und Gacinovics.

Der gebürtige Hamburger fühlt wie ein Kroate, weshalb er sich dazu entschieden hat, für das Heimatland seiner Eltern zu spielen, obwohl die Familie Deutschland sehr viel zu verdanken habe. „Aber es war eine Entscheidung des Herzens.“ Ihm imponiere an der kroatischen Nationalelf etwa, dass jeder Spieler „sein Herz auf dem Platz lässt“. Und das, kündigt er an, „werde ich auch für die Eintracht machen.“ Klingt sogar ziemlich authentisch.