Endlich wieder Stürmer

KOL Mitte: Stefan Kirsch wieder in seinem Revier

22. September 2016, 14:00 Uhr

Stefan Kirsch geht gerne dahin, wo's wehtut, ist vom Grundsatz her aber ein sehr offener und sympathischer Typ. Foto: Johannes Götze

Acht Tore erzielte Stefan Kirsch in der vergangenen Saison. Nur 22 Spieler trafen in der gesamten Kreisoberliga Mitte besser. Erstaunlich dabei: Nicht mal in der Hälfte der Spiele agierte er als Stürmer, denn meist stand er im Tor. Nun ist Matthias Heim sein Trainer, der kennt die Torhütergeschichten nur vom Hörensagen und schätzt mehr die Stürmerqualitäten – nicht ohne Grund.

Denn in dieser Saison agiert Kirsch wieder ausschließlich in vorderster Front und führt nach zehn Spieltagen die Torschützenliste der gesamten Liga an. Zehn Treffer in neun Spielen, in den vergangenen sieben Partien mindestens einmal getroffen. Die Quote ist top, das schätzt auch der Trainer: „Es gibt keine Option für ihn. Vor allem nicht die Torhüterposition“, sagt Heim mit einem Lächeln, gibt allerdings auch zu: „Ich habe ihn noch nicht im Tor gesehen. Nicht mal im Training.“ Was den 31-Jährigen hingegen im Sturm auszeichnet, weiß Heim umso besser: „Ich sag‘ nur soviel: Er will mit jeder Faser seines Körpers Fußball spielen.“ Etwas verklausuliert heißt das wohl nichts anderes wie: „Der geht dahin, wo‘s wehtut. Sich selbst und dem Gegner.“

Das Lob des Trainers sagt Kirsch zu, denn genauso fasst er Fußball auf: "Wenn wir ohne Körperkontakt spielen würden, dann wäre das ja Basketball. Natürlich kommt man mal eine Sekunde zu spät und trifft das Bein statt den Ball, aber das gehört eben dazu." Er agiert somit als Mittelstürmer der alten Generation, der sich aktuell in einen kleinen Lauf gespielt hat: "Ich habe ja ein halbes Jahr die Kehrseite der Medaille kennengelernt und weiß, wie der Torwart sich bewegt. Aber Spaß beiseite: Du nimmst natürlich das Selbstvertrauen mit in das nächste Spiel, versuchst da Sachen, die du sonst nicht probieren würdest und die gelingen dann verrückterweise auch noch."

Dass er sich daher ganz vorne statt ganz hinten besser aufgehoben fühlt, versteht sich fast von selbst, wobei der Wendershausener auch Abstriche macht: "So Schlammschlachten wie in Tann, als wir Borussia Fulda II geschlagen haben, waren als Torwart schon geil. Und gegenwärtig ist es bei uns ja auch eher so, dass uns defensiv der Schuh drückt. Aber aktuell macht es mir natürlich übelst Spaß."

Junge Spieler müssen auch mal getäschelt werden

Die Saison der SG Ulstertal verläuft - mal wieder - mit Höhen und Tiefen: Vier Niederlagen zum Start, dann vier Siege in Serie, gefolgt von zwei neuerlichen Pleiten mit insgesamt neun Gegentoren. Die angestrebte "sorgenfreie Saison", die sich Ulstertal sehnlichst wünscht, scheint aktuell wieder etwas entfernt: "Ich habe das Gefühl, dass wir, sobald es uns zu gut geht, wieder nachlassen. Wobei die Gegentore aus vielen individuellen Fehlern resultieren." Grundsätzlich ist Kirsch der Meinung, dass in der so ausgeglichenen Liga Kleinigkeiten über Sieg und Niederlage entscheiden: "Das hat ganz viel mit Tagesform und Motivation einzelner Spieler zu tun. Wenn du nicht mit dem Rücken zur Wand stehst und dementsprechend nicht alles abrufst, dann verlierst du ein Spiel, das du alleine durch Kampf eigentlich hättest gewinnen können." Kirsch bezieht das nicht nur auf Ulstertal, sondern ganz allgemein auf heutigen Kreisoberliga-Fußball.

Gerade die junge Spielergeneration sei eben ein anderer Schlag als Kirsch, mit der Heim allerdings besonders gut umzugehen weiß: "Matthias ist eine ganz ruhige Persönlichkeit. Er legt viel Wert darauf, dass sich während des Spiels nicht angequakt wird und in den Ansprachen immer alles über der Gürtellinie ist. Er kommt eher über die Motivationsschiene und tätschelt auch mal die jungen Spieler." Kirsch ist begeistert vom Coach und ist deswegen auch zuversichtlich, dass sich bei den "Unabsteigbaren" doch mal eine sorgenfreie Saison einstellt, dafür müsse sich allerdings auch noch jeder mit dem neuen System und der neuen Position anfreunden. Stefan Kirsch ist das längst gelungen.

Autor: Johannes Götze