Erster Rückschlag für die Eintracht
Dass das nicht bis in alle Zeiten so weiter gehen würde mit der Frankfurter Siegesserie in drei Wettbewerben, war allen Beteiligten natürlich klar. Dass es aber ausgerechnet bei den heftig kriselnden Sachsen von RB Leipzig passieren musste, noch dazu im DFB-Pokal-Achtelfinale und in dieser Deutlichkeit, war dann doch ärgerlich – aber auch irgendwie erwartbar: Angeschlagene Boxer sind gefährlich. Für RB Leipzig, dem man eine angebliche Verunsicherung überhaupt nicht anmerkte, war es das Spiel der Spiele am Ende dieses Jahres, mit dieser Partie sollte – nach sechs Begegnungen ohne Sieg – endlich der Turnaround geschafft werden. Und es gelang den Rasenballern. Nach Toren von Benjamin Sesko und Lois Openda (2) bezwangen sie die Höhenflieger von Eintracht Frankfurt glatt mit 3:0 (1:0) und ziehen damit, um 1,7 Millionen Euro an Prämie reicher, ins Viertelfinale ein, das im Februar nächsten Jahres gespielt wird. Und mit diesem Erfolg hat auch RB-Trainer Marco Rose fürs Erste seinen Job am Cottaweg gerettet. Dieses Pokalspiel war im Vorfeld als sein „Endspiel“ bezeichnet worden. Dass es zwischen Mannschaft und Coach stimmte, war spätestens nach dem 3:0 zu sehen, als alle Spieler gemeinsam mit Marco Rose den Treffer feierten.
In Leipzig standen matte, blasse Frankfurter von Anfang an auf verlorenem Posten. Nie fanden sie auch nur in Ansätzen zu gewohnter Stärke, vom hochgelobten Angriffswirbel war keine Spur zu sehen, die Abwehr, bislang das Prunkstück, wackelte, der Spielaufbau war mau. Es war, man muss es so sagen, eine sehr einseitige Begebenheit, die Eintracht in allen Belangen unterlegen. Der Sieg der Leipziger ging in Ordnung, auch in dieser Höhe.
Eintracht Frankfurt musste somit nach neun Spielen in Folge ohne Niederlage (acht Siege) erstmals weder eine Schlappe hinnehmen, die letzte Niederlage kassierte die Hessen am 19. Oktober beim sehr unglücklichen 1:2 bei Meister Bayer Leverkusen. Zeit zum Trübsal blasen ist allerdings nicht, schon am Samstag empfangen die Frankfurter den FC Augsburg im heimischen Stadion und dort soll mit einem Sieg Tabellenplatz zwei in der Liga untermauert werden.
Dieses Mal hatte der Frankfurter Trainer Dino Toppmöller seine Startelf nur moderat verändert, beide Male waren die Wechsel quasi zwangsläufig. Für den rotgesperrten Arthur Theate, ohnehin mit einem Bänderriss außer Gefecht gesetzt, rückte Nnamdi Collins in die Mannschaft. Die Position des Belgiers aber übernahm Rasmus Kristensen, der als Rechtsfuß auf die linke Seite ging und dort gegen den schnellen Benjamin Sesko seine liebe Müh und Not hatte.
Aber Toppmöller wollte offensichtlich Linksfuß Nathaniel Brown weiter nach vorne positioniert wissen, dort hat der junge Mann seine besonderen Stärken, die er erst am letzten Sonntag mit drei Vorlagen nachhaltig unter Beweis gestellt hatte. Allerdings kam der Brown in den ersten 45 Minuten überhaupt nicht zur Geltung, einmal musste Toppmöller an der Außenlinie sogar richtig laut werden, um Brown zur Räson zu rufen. Und vorne im Angriff ersetzte Stammkraft Hugo Ekitiké den matten Igor Matanovic, ansonsten spielte die Eintracht in der gleichen Besetzung wie beim 4:0-Erfolg in Heidenheim.
Allerdings entpuppte sich RB Leipzig sehr schnell als deutlich härtere Nuss, als es das Team von der Ostalb war. Von Verunsicherung war nichts zu spüren, die Rasenballer rannten und kämpften und ackerten, wie man sie lange nicht mehr gesehen hatte, allein Trainer Marco Rose war die Nervosität draußen deutlich anzumerken. Die Hausherren waren, ganz anders als die Eintracht, die insgesamt pomadig blieb, sofort auf Betriebstemperatur, sie hatten die Kontrolle, machten Druck. Die Eintracht war anfangs überhaupt nicht auf dem Platz, sie kamen zu spät in die Zweikämpfe, fanden keine Bindung. Von Krise bei Leipzig war hingegen nichts zu spüren. Und bis die Sachsen dann tatsächlich in Führung gegangen waren, Sesko hatte sich auf Vorarbeit von Antonio Nusa sehr filigran erst gegen Robin Koch, dann gegen Torwart Kevin Trapp durchgesetzt (32,), lag der Ball vorher schon zweimal im Frankfurter Netz. Beide Treffer wurden aber zu Recht wegen Abseits zurückgenommen.
Die Hessen brauchten gut und gerne eine halbe Stunde, ehe sie langsam in Tritt kamen, aber gefährlich, gar zwingend war das nicht, auch weil Ekitiké komplett abgemeldet war und Omar Marmoush nicht zündete. Collins setze sich einmal resolut rechts durch, seine Hereingabe wurde aber abgeblockt, Hugo Larsson verpasste kurz vor der Pause den Zeitpunkt zum Schuss. Das 0:1 nach 45 Minuten war in dieser Saison das erste Mal, dass die Hessen mit einem Rückstand die Seiten wechselten.
Zum zweiten Abschnitt brachte Toppmöller den Offensiven Fares Chaibi für Larsson, doch vier Minuten später ließ sich Collins beim Spielaufbau den Ball abluchsen, Nusa legte auf den mitgelaufenen Lois Openda, der keine Mühe hatte, ins Tor zu schießen. Eine kalte Dusche für die zuletzt so hochgelobten Frankfurter. Und es sollte noch schlimmer kommen: Nach einem erneuten Missverständnis im Frankfurter Aufbauspiel drosch Openda die Kugel aus 20 Metern humorlos in den Winkel.
Danach ging es für geschlagene Frankfurter im Grunde nur noch darum, die hochverdiente Niederlage nicht noch höher werden zu lassen. Immerhin das gelang.
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