Erstmals siegt die SG Distelrasen

27. Januar 2024, 16:00 Uhr

Die Halle in Schlüchtern wies beim Masters riesige Lücken auf. Es war der am schlechtesten besuchte Finaltag der Schlüchterner Hallenrunde aller Zeiten. Foto: Ralph Kraus © Ralph Kraus

Zum ersten Mal hat die SG Distelrasen die Schlüchterner Kreismeisterschaft gewonnen. Vorher hatte dies noch kein Verein der SGD geschafft. Im Finale gab es ein 2:1 gegen die SG Schlüchtern/Niederzell II. Rang drei ging an die SG Oberkalbach.

Richtig spannend und dramatisch wurde es ab dem Halbfinale. Im ersten Spiel zwischen Schlüchtern/Niederzell II und Oberkalbach stand es nach Toren von Justus Gärtner (2) und Sezer Gören für Schlüchtern sowie Treffern durch Dzejlan Salkovic (2) und Mirco Schäfer bis kurz vor Schluss 3:3. 40 Sekunden vor dem Ende machte Routinier Sascha Rumpeltes dann das Siegtor für Schlüchtern/Niederzell II. Hier machte sich die Müdigkeit bei Oberkalbach bemerkbar. Die SGO hatte nur einen Ersatzmann dabei. So ist vielleicht auch die Rote Karte gegen Tim Emrulla zu erklären, der nach Spielschluss den Schlüchterner Torwart beleidigt hatte. Es war die Ausnahme einer ansonsten super anständigen Veranstaltung.

Das zweite Halbfinale war ebenfalls offen bis zur letzten Sekunde. „Doppelpacker“ Andre Bien und Lassa Zinkand waren die entscheidenden Torschützen beim 3:2 der SG Distelrasen gegen die SG Bellings/Hohenzell. Für die unterlegene Spielgemeinschaft trafen Florian Ertel und Michael Lauer.

So traf die SG Distelrasen im Finale auf die SG Schlüchtern/Niederzell II. Nach zwölf Minuten ohne Tore ging in den letzten 180 Seklunden die Post ab. Erst brachte Paul Lotz Distelrasen in Führung, dann glich Lukas Bojnec aus. Der erlösende Siegtreffer ging dann auf das Konto von Hendrik Heil. Distelrasen hatte mit 2:1 gegen den Favoriten gewonnen.

Für Harald Maienschein war es die Abschiedsveranstaltung. Nach 31 Jahren im Kreisfußballausschuss möchte er Ende März auf dem Kreisfußballtag als stellvertretender Kreisfußballwart ausscheiden. „Da spielt das Alter einfach eine Rolle. Und ja, es war schon komisches Gefühl wenn ich überlegt habe, dass das mein letztes Hallen-Masters sein wird“, gab Maienschein zu.

Für ihn, aber auch für Ehren-Kreisfußballwart Rainer Grammann war die Siegerehrung ein trauriges Event. Schließlich spielte man erstmals um den Rainer-Grammann-Pokal und kaum einer schaute zu. Nach der durchaus guten Besucherzahl in der Vorrunde, blieben die Tribünenplätze beim Masters leer. Als dann auch noch die Vorrunde zu Ende war und die ausgeschiedenen Teams nach Hause fuhren, waren neben den Spielern und Funktionären keine 50 Leute mehr in der Halle. „Ich persönlich verstehe es null, warum das Interesse der Mannschaften und Vereine derart nachgelassen hat“, wundert sich Maienschein. „Das Argument Verletzungen zieht bei mir überhaupt nicht. Es waren durchweg richtig anständige und faire Spiele. Und verletzten kann ich mich bei den Böden im Winter draußen genauso.“

Mit Rang drei konnte die SG Bellings/Hohenzell gut leben. „Wir hatten uns das Endspiel zum Ziel gesetzt. Das hat leider knapp nicht geklappt“, sagte Spielertrainer Florian Ertel. „Trotzdem hat es richtig viel Spaß gemacht, denn es waren super spannende Spiele - auch gegen Schlüchtern I. Das hatte mit Schlüchtern/Niederzell II halt nichts zu tun. Leider wurde es ab dem Halbfinale etwas hitziger. Da hat man dann gemerkt, dass alle gewinnen wollten.“

Für die SG Oberkalbach lief das Turnier richtig gut. Platz drei war die beste Plazierung der Vereinsgeschichte bei den Schlcühterner Kreismeisterschaften. Spielertrainer Dzejlan Salkovic war entsprechend zufrieden: „Uns hat das wirklich Spaß gemacht hier mitzuspielen und wir haben auch eine ganze Reihe technisch guter Spieler, die in der Halle stark sind. Allerdings hatten wir einenn dünnen Kader und so waren die Spiele doch schon anstrengend“, so der 24-jährige, der einige Spieler zu Hause ließ. „Es macht ja keinen Sinn, dass wir Spieler mit Knieproblemen mitnehmen. Was das Turnier an sich angeht war es eine faire Veranstaltung. Es gab eigentlich überhaupt nichts auffälliges“, so Salkovic.

Ohne Punkt schied die SG Marborn nach der Gruppenphase aus. Einen Grund grimmig zu schauen fand Marborns Kapitän Lorik Hodja dennoch nicht. „Wir haben eine ganz junge Mannschaft, die sich schwer getan hat, sich an den Mix aus Futsalregeln und Filzball zu gewöhnen. Aber es hat riesig Spaß gemacht an beiden Tagen und wir hatten auch überhaupt keine Mühe einen Mannschaft zu stellen. Im Gegenteil: Hätten wir eher gewusst, dass Teams fehlen, dann hätten wir in der Vorrunde sogar zwei Mannschaft melden können“, so Hodja.

Hodja hat indes einen Verbesserungsvorschlag. „Seit Jahren gibt es in der Schlüchterner Halle das Problem, dass der Boden extrem rutschig ist. Vielleicht sollte man überlegen das Turnier nach Freiensteinau zu vergeben. Dort sind die Bedingungen besser. Das ist übrigens nicht nur meine Meinung, sondern viele Spieler denken so. Vielleicht ist das auch einer der Gründe, warum viele Vereine dieses Jahr nicht teilgenommen haben.“

Ebenfalls nach der Gruppenphase raus war die KSG Radmühl. Spieler Tobias Beuscher lobte sein Team: „Wir sind ein bisschen unglücklich rausgeflogen, haben im entscheidenden Spiel gegen Distelrasen 1:0 und 2:1 geführt. Aber wir waren der komplette Underdog und haben die Sache gut gemacht. Klar war uns beispielsweise Oberkalbach spielerisch überlegen, aber wir haben einfach zu viele Leichtsinnsfehler gemacht.“

Das dieses Jahr nur elf Teams für die Hallenrunde gemeldet hatten und drei qualifizierte Mannschaften beim Masters nicht antraten wurmt Beuscher: „Für mich ist das ein absolutes Unding und das habe ich dem ein oder anderen Vereinsvertreter auch schon so gesagt: Früher waren es mal 28 Vereine, die mitgemacht haben. Das ist schade, denn die Organisatoren geben sich ja auch Mühe und wir sollten froh sein, dass so ein Turnier überhaupt noch auf die Beine gestellt wird. Für uns steht fest, dass wir gerne dabei waren“, so Beuscher.

Christof Dobosz vom SV Höf und Haid wunderte sich über die ungleichen Verhältnisse: „Wenn ich Schlüchtern/Niederzell II sehe, dann ist das keine zweite Mannschaft gewesen, sondern die komplette erste Gruppenliga-Mannschaft. Da kannst du als B-Ligist auch mal knapp verlieren. Das passt schon“, so Dobosz, der anfügte: „Wir sind eine reine Freizeitmannschaft, haben einfach Bock Fußball zu spielen. Darunter sind drei, vier gute Hallenkicker, aber wenn wir wechseln, dann merkt man das einfach. Das ist aber auch überhaupt nicht schlimm, denn wir wollen einfach nur Spaß haben - und das hatten wir.“

Als Schiedsrichter waren beim Masters Tim Wess (Buchonia Flieden), Bilal Koc (SG Barockstadt), Felix Weber (SG Oberkalbach) und Steffen Krah (SV Herolz) im Einsatz. Krah, der genau wie Weber und Koc auch in der Vorrunde pfiff, zog ein durchweg positives Fazit der diesjährigen Hallenrunde. Der erfahrenste Referee im Team war Steffen Krah. Sein Fazit: „Ich weiß nicht, ob ich schon 10 oder 15 Hallenrunden in Schlüchtern gepfiffen habe, aber so fair war es noch nie. Hut ab an alle Vereine. Es gab mal Spiele mit maximal drei Foulspielen, aber auch da waren die Zweikämpfe im Rahmen. Für uns als Schiedsrichter war es recht einfach, die Spiele zu leiten, auch wenn es ab dem Halbfinale etwas härter wurde.“

Die unschönste Szene des ganzen Turniers entwickelte sich durch Dummheit. Im Halbfinale marschierte Torwart Malte Hommel völlig überflssig und ungestüm aus seinem Tor und rasierte mit Gegenspieler Lars Kouba (SG Distelrasen) und Mitspieler Martin Lisiecki. Lisiecki musste mit einer blutenden Kopfwunde vom Feld, Hommel selbst verletzte sich an der Schulter, spielte das Turnier aber zu Ende.

Die Ergebnisse vom Masters Vorrunde, Gruppe 1 SG Oberkalbach - SG Distelrasen 3:3 KSG Radmühl - SG Marborn 3:1 SG Oberkalbach - KSG Radmühl 3:2 SG Distelrasen - SG Marborn 5:2 SG Marborn - SG Oberkalbach 2:6 KSG Radmühl - SG Distelrasen 3:4 1 SG Oberkalbach 3 Spiele, 12:7-Tore, 7 Punkte 2 SG Distelrasen 3 Spiele, 12:8-Tore, 7 Punkte 3 KSG Radmühl 3 Spiele, 8:8-Tore, 3 Punkte 4 SG Marborn 3 Spiele, 5:14-Tore, 0 Punkte Vorrunde, Gruppe 2 SG Bellings/Hohenzell - SG Schlüchtern/Niederzell II 3:2 SV Höf und Haid - SV Herolz 3:0 W. SG Bellings/Hohenzell - SV Höf und Haid 4:1 SG Schlüchtern/Niederzell II - SV Herolz 3:0 W. SV Herolz - SG Bellings/Hohenzell 0:3 W. SV Höf und Haid - SG Schlüchtern/Niederzell II 1:3 1 SG Bellings/Hohenzell 3 Spiele, 10:3-Tore, 9 Punkte 2 SG Schlüchtern/Niederzell II 3 Spiele, 8:4-Tore, 6 Punkte 3 SV Höf und Haid 3 Spiele, 5:7-Tore, 3 Punkte 4 SV Herolz 3 Spiele, 0:9-Tore, 0 Punkte Halbfinale SG Oberkalbach - SG Schlüchtern/Niederzell II 3:4 SG Bellings/Hohenzell - SG Distelrasen 2:3 Spiel um Platz drei SG Oberkalbach - SG Bellings/Hohenzell 3:2 n. Neunmeterschießen Endspiel SG Schlüchtern/Niederzell II - SG Distelrasen 1:2

Die Teams SG Oberkalbach: Patrick Hornung; Philipp Engler, Tim Emrulla, Mirco Schäfer, Hussein Aydarus, Kamyar Koohestani, Dzejlan Salkovic. SG Distelrasen: Oliver Schreiner; Daniel Fritz, Marius Herzberger, Philipp Mötzung, Lasse Zinkand, Rene Lang, Paul Lotz, Marcus Rohrig, Lars Kouba, Loris Christ, Andre Bien, Luca Müller, Hendrik Heil, Rene Booch. KSG Radmühl: Luis Feistel, Theeraphol Jäger, Noah Fehl, Patrick Müller, Tom Bös, Tobiaas Beuscher, Jan Link, Thomas Hofmann, Tobioas Plappert. SG Marborn: Almedin Harambasic; Lorik Hodja, Justin Wengel, Alan Kula, Fabio Lauer, Qendrim Zhabari, Ayoub Chendad, Ole Lifka, Konrad Koch, Lorent Memeti. SG Bellings/Hohenzell: Jan-Malte Hommel; Maximilian Heid, Martin Lisiecki, Michael Lauer, Max Schmidt, Jan Zellmann, Ben Mehlhorn, Lars Bauerhenne, Steven Moser, Florian Ertel. SG Schlüchtern/Niederzell II: Ricardo Hoffmann, Gerhard Richter; Lukas Bojnec, Justus Gärtner, Noah Berkel, Batuhan Yildiz, Sebastian Kling, Nils Trautwein, Bilal Qamar, Sascha Rumpeltes, Sezer Gören. SV Höf und Haid: Kevin Trapp; Sulayman Bah, Sebastian Weitzel, Sebastian Richter, Philipp Kaufmann, Nahom Fekadu, Mehmet Yilmaz, Senol Gözel, Christof Dobosz.

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