Haben der Vierte und Fünfte die besten Karten?

02. Januar 2024, 07:03 Uhr

Zwei, bei denen es in der Restrunde nur um den Klassenerhalt gehen wird. Sowohl der RSV Petersberg (rechts Kapitän Adrian von Pazatka) als auch die SG Johannesberg (hier Sardi Bardhushi) wollen die Liga halten. © Charlie Rolff

Die Vorsaison hat es gezeigt: Die Gruppenliga ist vermutlich die am schwierigsten zu prognostizierende Liga weit und breit. Wir wagen dennoch einen Ausblick und blicken auf das bisher Geschehene zurück.

Die Lage

Klar ist nur eins: Dass noch gar nichts klar ist. Der Aufstiegskampf ist spannender denn je, Platz eins und fünf trennen gerade einmal sechs Zähler – und Verfolger SG Schlüchtern hat zwei Spiele in der Hinterhand. Im Tabellenkeller ist ebenfalls noch alles möglich – zumal nur zwei Direktabsteiger plus ein Relegant drohen.

Top

Nachdem alle Aufsteiger in der Vorsaison direkt wieder absteigen mussten, steht ein Neuling diesmal sogar an der Tabellenspitze. Die SG Bad Soden II spielt eine fantastische Saison und hat ein herausragendes Jahr 2023 mit insgesamt 88 Toren beschlossen. Mitaufsteiger SG Neuenstein überraschte ebenfalls positiv und blieb die ersten neun Spiele ungeschlagen. Da in diesem Zeitraum allerdings sechs Unentschieden eingefahren wurden, konnte sich der Kreisoberliga-Nord-Meister noch nicht allen Abstiegssorgen entledigen. Anders als der FV Horas und die SG Aulatal. Im Vorjahr fast abgestiegen, sind beide Teams inzwischen sogar realistische Anwärter auf die Meisterschaft.

Flop

Größte Enttäuschung ist die SG Johannesberg, die als Titelkandidat gehandelt wurde und nun als Viertletzter einzig um den Ligaverbleib kämpft. Unter anderem viele Ausfälle trugen dazu bei, dass die individuell gut bestückte Mannschaft nun eine Rolle einnehmen muss, die ihr nicht wirklich liegt. Von der SG Kerzell hatte man sich ebenfalls deutlich mehr versprochen – nach Platz sieben in der Vorsaison und hochkarätigen Verstärkungen aus Flieden (Marc Götze, Christian Kreß, Marc Röhrig) galt die Helvetia sogar als Geheimfavorit für ganz oben. Stattdessen stehen zur Halbserie der drittletzte Platz, der im besten Fall für die Relegation genügt, und die wenigsten Tore zu Buche.  

In Erinnerung bleibt

Ein Spiel werden alle Beteiligten nicht so schnell vergessen: den 9:0-Auswärtssieg der SG Oberzell/Züntersbach beim damaligen Tabellenführer FV Horas – und das ohne den torgefährlichsten Stürmer der Liga, Julian Ankert. Die Spielgemeinschaft war auch bei einer anderen kuriosen Partie Protagonist. Beim 1:5 gegen den TSV Künzell gelang Oberzell/Züntersbach das Kunststück, drei Elfmeter zu verschießen. Alle drei Versuche parierte TSV-Torhüter Niklas Kircher.

In unschöner Erinnerung bleiben naturgemäß die Trainerwechsel. Ganz besonders bitter war dabei die Entlassung von Jürgen Krawczyk, der beim RSV Petersberg bereits nach sechs Spieltagen ohne Punktgewinn freigestellt wurde – nachdem er die Mannschaft in der Vorsaison zur souveränen Meisterschaft in der Kreisoberliga Mitte geführt hatte. Dem RSV wurde zwar mehr zugetraut, doch auch Nachfolger Stanislav Szilagyi dürfte schnell festgestellt haben, dass es mit dieser Truppe nur um den Klassenerhalt geht. Immerhin hat der Tabellenletzte den Anschluss wieder herstellen können.

Auch der FSV Thalau und Jens Klinkert gingen mitten in der Saison getrennte Wege – obwohl sie zusammen Anfang Juni den Klassenerhalt auf den letzten Drücker geschafft hatten. Nachdem zunächst Arno Schenkel für einige Spiele übernahm, soll es nun wieder einmal Thomas Hütsch richten – der es in der chancenlosen Verbandsliga-Saison 2021/22 bestens verstand, eine taumelnde Truppe bei Laune zu halten. 

Wie wahnsinnig eng die Liga wieder ist, wird anhand von mehreren Beispielen deutlich. Oberzell/Züntersbach stellt als Tabellenneunter die zweitschlechteste Defensive (40 Gegentore) – aber auch die beste Offensive (46 Treffer). Was eng mit dem Namen Ankert verknüpft ist: Julian, Valentin und Simon gehören alle zu den besten Torjägern der Liga. Mitspieler Nico Jäckel sorgt sogar dafür, dass vier der besten sieben Ligatorschützen das O/Z-Trikot tragen. Künzell hat zudem das Kunststück vorzuweisen, dass es fast in jedem zweiten Spiel eine Punkteteilung gab. 8 von 17 Spielen endeten unentschieden. Ebenfalls kurios: Der ESV Hönebach hat als Fünftletzter ein positives Torverhältnis vorzuweisen – und Schlusslicht Petersberg hat mehr Tore erzielt als Aufstiegsanwärter und Vizemeister SG Freiensteinau.

Es ist wohl reine Lotterie, den Meister zum jetzigen Zeitpunkt richtig vorherzusagen. Gut möglich, dass gut aufgestellte Freiensteinauer und Schlüchterner als derzeitiger Vierter und Fünfter am Ende die besten Karten auf Meisterschaft und Aufstiegsrelegation haben – für Horas und Aulatal gilt es nämlich, die gute Vorrunde erst einmal zu bestätigen, während Bad Soden II aufgrund der ersten Mannschaft vermutlich ohnehin nicht aufsteigen darf.

Im Keller müssen sich Petersberg, Thalau und Kerzell die größten Sorgen machen. Letztgenanntes Duo muss vor allem die Torausbeute deutlich verbessern. Da es wohl nur zwei Direktabsteiger geben wird, ist nicht davon auszugehen, dass wie im Vorjahr ein Team unten rein rutscht, das noch nicht damit rechnet.

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