„Hätten wir nur knapp verloren, hätte hier keiner schlechte Laune“

14. Oktober 2023, 18:03 Uhr

Noah Michel (rechts) war einmal mehr mit einem Doppelpack erfolgreich. Türk Gücü Friedberg siegte in der Hessenliga klar beim SC 1960 Hanau. © Memento36

Im Verfolgerduell der Hessenliga bezog Aufsteiger SC 1960 Hanau mit dem 0:5 (0:2) gegen Türk Gücü Friedberg nach dem 0:6 beim KSV Baunatal vor einer Woche die zweite hohe Schlappe in Folge. Die Gäste aus Friedberg bewiesen einmal mehr, warum sie in dieser Saison neben Tabellenführer Bayern Alzenau zu den heißen Anwärtern auf die Meisterschaft gelten.

Beide Vereine hatten im Vorfeld das freundschaftliche Verhältnis betont, obwohl es ein Duell zwischen einem Verein mit kurdischem Einfluss und eines türkischstämmigen Clubs war. So war es auch, die Partie verlief in einem absolut friedlichen und fußballfreundlichen Ambiente im mit 423 Zuschauern gut besuchten Herbert-Dröse-Stadion. In den ersten 20 Minuten hatte Hanau die bessere Spielanlage, der SC 1960 Hanau kam gut über die Außenpositionen und hielt den Ball auf dem großen Rasenplatz meist flach. Der erste Abschluss von Francesco Calabrese wurde von TGF-Torhüter Felix Koob pariert. Auf der Gegenseite wurde Noah Michel von Toni Reljic steil geschickt und verwandelte flach gegen HSC-Torhüter Alessio Samarelli zur Friedberger Führung (9.).

Der Stadionsprecher verkündete sodann einen Treffer für „Türk Gücü Hanau“, korrigierte dann seinen Versprecher aber umgehend. Die große Chance zum Hanauer Ausgleich vergab Kapitän Abassin Alikhil in der 26. Minute, als er eine Hereingabe am Tor vorbei schoss. Wichtig für den weiteren Spielverlauf war das 2:0 der Wetterauer durch den fleißigen Außenbahnspieler Kamil Yikilmaz, der ein Zuspiel von Michel verwertete (42.). In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit konnte Hanaus Innenverteidiger Philipp Schaal seinen Gegenspieler Toni Reljic nur mit einer Notbremse stoppen (45.+2). Die Rote Karte war vertretbar. Nach dem Seitenwechsel konnte dann der Hanauer Tormann Samarelli TGF-Stürmer Michel nur mit einem Foul bremsen. Es gab Foulelfmeter, den Reljic sicher verwandelte (56.). Danach war die Spannung raus, Hanau wollte in Unterzahl die Niederlage in Grenzen halten und Friedberg war mit den drei Toren Vorsprung zufrieden.

Hessenliga: Türk Gücü Friedberg fügt Hanauer SC Schlappe zu

Dennoch wurde der Sieg am Ende noch in die Höhe geschraubt. Der eingewechselte Shelby Printemps war am vierten Treffer beteiligt, seinen Schuss fälschte Kamal Farahat ins eigene Tor ab (80.). Den Schlusspunkt setzte noch Michel zum unter dem Strich unerwarteten 5:0-Kantersieg (83.). HSC-Coach Savas Erinc, der ja bekanntlich nur bis zur Winterpause in Hanau bleibt und dann bei Bundesligist TSG Hoffenheim eine andere Funktion übernimmt, war über die Flut von elf Gegentoren in zwei Spielen entsetzt. Zuvor hatte man nämlich mit nur zehn Gegentoren insgesamt noch die beste Abwehr gestellt. Erklärungsansätze von Erinc: „Wir hatten im Training nur einen, manchmal zwei Innenverteidiger. Philipp Schaal hat seit zwei Wochen Schichtarbeit. Tobias Meub fällt verletzt aus. Dominique Jourdan spielt verletzt, trainiert nur einmal und Kamal Farahat ist einem Loch, aus dem er nicht raus kommt.“ Erinc bedauerte: „So kommen solche Ergebnisse zustande, die sehr hart für uns sind. Außerdem hat man den Qualitätsunterschied gesehen zwischen der Friedberger und unserer Offensive. Sie sind vorne mit Reljic und Michel sehr eingespielt.“

Für seine restliche Amtszeit wünscht sich Erinc, dessen Nachfolger bereits auf der Tribüne Platz nahm und am Montag vorgestellt werden soll, dass „wir mit einer sauberen Tabellenposition die Runde ohne Druck zu Ende spielen können. Wir sind ja jetzt immer noch im Soll, hätten wir nur knapp verloren, hätte hier keiner schlechte Laune. Wir müssen den Spaß wieder finden.“ Friedbergs Trainer Enis Dzihic befand: „Die ersten 20 Minuten war Hanau besser im Spiel. Da hatten wir auf dem großen Rasenplatz noch nicht den Zugriff. Wir machen aber auch zwei herausgespielte Tore. Die Rote Karte spielte uns in die Karten und mir war auch wichtig, mal zu Null zu spielen.“ Für Türk Gücü Friedberg geht es bereits am Dienstagabend mit der vorgezogenen Partie daheim gegen Erlensee weiter (20.15 Uhr), da erwartet Dzihic „ein ganz anderes Spiel.“

Die Statistik: SC 1960 Hanau: Samarelli; Schaal, Farahat, Jourdan (60. Topic) - Demir, Ataka, Alikhil (66. Kress), Dogan (46. Pummarrin), Calabrese - Amiri (60. Wronski), Dos Santos Ferreira (66. Schulz).  Türk Gücü Friedberg: Koob; Izberovic, Usic (84. Häuser), Dudda - Henrich (75. Jost), Yikilmaz (70. Kraus), Takenaka (60. Buscemi), Schorr, Imek - Michel, Reljic (79. Printemps). Schiedsrichter: Alessandro Scotece (Rot-Weiß Walldorf). Zuschauer: 423.  Tore: 0:1 Noah Michel (9.), 0:2 Kamil Yikilmaz (42.), 0:3 Toni Reljic (56., Foulelfmeter), 0:4 Kamal Farahat (80., Eigentor), 0:5 Noah Michel (83.).  Rote Karte: Philipp Schaal (Hanau, 45.+2).

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