Hate Speech und rechtsextreme Posts: Bundesligisten ziehen Konsequenzen
Mittlerweile ziehen sich auch Bundesliga-Vereine von der Social-Media-Plattform X zurück. © Monika Skolimowska/dpa
Die Situation ist ernst und die beiden Bundesligaklubs begegnen den negativen Auswüchsen der auf Twitter mit klarer Kante. Die Radikalisierung von X wird durch den neuen Eigentümer Elon Musk vorangetrieben, dem unter anderem vorgeworfen wird, seine Kommunikationshoheit auf X für transphobe und antisemitische Äußerungen zu missbrauchen. Die Geschäftsführung von Werder Bremen gab die Entscheidung auf der Mitgliederversammlung bekannt und begründete diesen Schritt wie folgt: „Seit Elon Musk die Plattform übernommen hat, haben unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit Hate Speech, Hass gegen Minderheiten, rechtsextremistische Posts und Verschwörungstheorien in einem unglaublichen Tempo zugenommen.“
Hate Speech und rechtsextreme Posts: Bundesligisten ziehen Konsequenzen
Der Schritt ist mutig. Immerhin folgten dem FC St. Pauli 250.000 und dem SV Werder Bremen sogar mehr als 600.000 Fans bei Twitter. Da wäre viel Traffic zu erwarten gewesen. Klicks und Datenverkehr, der auch ungeachtet der thematischen Relevanz und inhaltlichen Tiefe für mehr Umsatz und weiteren Profit gesorgt hätte. Den holt man sich jetzt woanders, auf Bluesky und anderen Social-Media-Kanälen, die dem guten Geschmack und Erwartungen an Political Correctness entsprechen. Spätestens jetzt sind auch alle anderen Klubs, die DFL und der DFB, aber auch alle anderen Sportvereine, Sportler und Verbände gefordert darüber nachzudenken, welche Spielregeln und Qualitätsstandards für ihre Aktivitäten auf Social Media relevant sind.
Wie immer, wenn es im Fußball um Werte und daran gebundene Entscheidungen geht, fällt die Bewertung durch Fans und Öffentlichkeit sehr unterschiedlich aus. Das Spektrum der Kommentare reicht von euphorischer Zustimmung auf der einen Seite bis hin zu deutlicher Ablehnung und Hasskommentaren auf der anderen Seite. Bislang zählten auf Social Media, dem vergleichsweise jungen Geschäftszweig des Entertainments und der Kontaktpflege zu Fans und anderen Usern, zuallererst Klicks und die daran gebundenen Möglichkeiten als Werbepartner interessant zu werden. Auch deshalb zögern die meisten reichweitenstarken Klubs derzeit und wollen vorerst noch dabei bleiben. Nichtsdestotrotz wird in vielen Top-Klubs nachgedacht und diskutiert. In einer SID-Umfrage kam heraus, dass Vereine wie Bayer Leverkusen, der VfB Stuttgart, der 1. FC Heidenheim, der VfL Wolfsburg, der Hamburger SV und der 1. FC Kaiserslautern in Sorge sind und die Entwicklungen bei X missbilligen.
Gleiches gilt für den DFB und die DFL. Auch dort wird X ebenso aufmerksam wie kritisch beobachtet. Letztlich wird es aber von den Fans und der Öffentlichkeit abhängen, ob und wie sich Vereine und Verbände in ihren Social Media Aktivitäten entwickeln werden. Die aktuelle Diskussion um X ist möglicherweise bereits ein Hinweis darauf, dass das schlichte und unreflektierte Zählen von Klicks und Posts nicht mehr ausreicht, um sich in der flachen Medienwelt zu profilieren. Qualität, Diskurs, Offenheit, Transparenz und Informationswert werden früher oder später auch die Social Media Blase erreichen.
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