Heimlicher Wettbewerbsvorteil der Eintracht dank Krösche-Coup

26. April 2024, 11:03 Uhr

© IMAGO/Jan Huebner

Eintracht Frankfurt erzielte im vergangenen Sommer Rekordverkäufe. Sportvorstand Markus Krösche agiert äußerst geschickt auf dem Transfermarkt.

Frankfurt – Wenn andere Vereine bei Eintracht Frankfurt anklopfen und Spieler verpflichten wollen, dann hat Sportvorstand Markus Krösche in den allermeisten Fällen die Hand am Steuer. Es ist ein heimlicher Wettbewerbsvorteil, den die Hessen somit gegenüber vielen anderen Bundesligisten haben. Ob Willian Pacho , Hugo Larsson, Farès Chaibi oder Omar Marmoush: Sie alle konnte Krösche ohne Ausstiegsklausel an die Hessen binden.

Großer Vorteil: Eintracht holt Toptalente ohne Ausstiegsklausel

Bei Akteuren, die ablösefrei geholt werden, gibt es Ausnahmen. So kann etwa Ellyes Skhiri den Klub im Fall der Fälle bis zu einem gewissen Zeitpunkt für eine festgesetzte Summe verlassen. Sobald Krösche eine Ablöse zahlt, verhandelt er den Vertrag ohne Ausstiegsklausel aus. Im Normalfall müssen sich andere Klub-Bosse mit dem Eintracht-Macher an den Verhandlungstisch setzen. Die Frankfurter haben sich somit in den vergangenen Jahren zu einem Verein entwickelt, der hoffnungsvolle Talente holen und ohne Ausstiegsklausel langfristig binden kann.

Es gibt andere Beispiele in der Bundesliga. Der VfB Stuttgart, aktuell Tabellendritter und auf Champions League-Kurs, droht Leistungsträger zu fixen Summen zu verlieren. Bei Chris Führich (23,5 Millionen Euro) , Serhou Guirassy (angeblich 17,5 Millionen Euro) oder Hiroki Ito (etwa 30 Millionen Euro) hätten die Schwaben keine Chance, einen Abgang zu verhindern. Der VfL Bochum und Werder Bremen mussten Patrick Osterhage und Eren Dinkci jeweils für rund fünf Millionen Euro zum SC Freiburg ziehen lassen. Sollte sich ein Verein mit Maximilian Beier einigen und die 30-Millionen-Euro-Klausel lösen, wäre die TSG Hoffenheim machtlos .

Eintracht musste vor einigen Jahren noch mit Ausstiegsklauseln arbeiten

Krösche-Vorgänger Fredi Bobic musste zum damaligen Zeitpunkt – als die Eintracht wirtschaftlich noch deutlich schwächer aufgestellt war und sich von dem Sieg in der Relegation 2016 erholte – in manchen Fällen auch noch mit Ausstiegsklauseln arbeiten. Marius Wolf etwa verließ den Klub 2018 für nur 7,5 Millionen Euro zu Borussia Dortmund, obwohl sein Marktwert nach einer starken Saison höher lag. André Silva ging 2022 für damals verhältnismäßig günstige 23 Millionen Euro zu RB Leipzig. Auch bei Djibril Sow wurde in Vor-Coronazeiten noch eine Ausstiegsklausel in Höhe von 35 Millionen Euro reinverhandelt.

Inzwischen hat sich der Wind endgültig gedreht bei der Eintracht. Es sind nicht immer die kurzfristigen Ergebnisse, die über das Wohlergehen eines Klubs entscheiden. Frankfurt hat sich auch in dieser Hinsicht still und heimlich zu einem der Top-Sechs-Klubs in Deutschland entwickelt. Im vergangenen Sommer gelang es Krösche, für Randal Kolo Muani (PSG/Sockelbetrag 80 Millionen Euro/kann durch Boni auf 95 Millionen Euro anwachsen) und Jesper Lindström (Neapel/34 Millionen Euro im Gesamtpaket möglich) weit über 100 Millionen Euro einnehmen.

Eintracht-Umbruch verlief nicht reibungslos, aber...

Der Umbruch verlief im vergangenen Sommer sicherlich nicht reibungslos. In der aktuell laufenden Spielzeit ruckelte der Motor auf dem Rasen nach dem Trainerwechsel zu Dino Toppmöller an manchen Stellen laut hörbar. Der Kolo-Muani-Abgang aus diversen Gründen nicht geschlossen werden, es mangelt etwas an Erfahrung und Führungsstärke und die Idee hinter dem Winter-Transfer von Donny van de Beek ging nicht auf.

Insgesamt lässt sich aber festhalten, dass Krösche die Weichenstellung gut gelungen ist. Sollte es ihm im kommenden Sommer gelingen, dem Kader Qualität auf der rechten Seite, im defensiven Mittelfeld und im Sturm hinzuzufügen, dann kann die Eintracht erneut das obere Drittel angreifen. Die Verteidigung von Rang sechs, die den Einzug in den Europapokal bedeutet, würde dabei helfen .