Hessenpokal-Finale: Sattes Minus trotz 8472 Zuschauern

15. Oktober 2024, 11:14 Uhr

Das Hessenpokal-Finale sorgt für Unmut bei den Finalisten. Kickers Offenbach und Türk Gücü Friedberg flatterten Rechnungen ins Haus. © Memento36

Ist der Einzug ins Hessenpokal-Finale unlukrativ? Kostet er den unterlegenen Finalisten möglicherweise sogar Geld? Dies legt eine Recherche von torgranate.de nahe.

Im vergangenen Mai standen sich Türk Gücü Friedberg und Kickers Offenbach (2:3) vor offiziell 8472 Zuschauern gegenüber. Kürzlich flatterten beiden Vereinen die Abrechnungen des Finals durch den Veranstalter ins Haus: Rund 4500 Euro müssen beide Vereine jeweils an den Hessischen Fußball-Verband (HFV), der das Endspiel regelmäßig veranstaltet, zahlen.

Hessenpokal-Finale verursacht sattes Minus bei Finalisten

Ein Finale vor mehr als 8000 Zuschauern führt zu einem Verlust von rund 9000 Euro. Ein Hammer, der insbesondere im Lager des Hessenligisten Türk Gücü Friedberg für Aufruhr sorgt, denn damit wird das Endspiel letztlich zu einem leichten Verlustgeschäft. Zwar erhält Türk Gücü für die Finalteilnahme eine Prämie von 5236,33 Euro, die durch den DFB ausgeschüttet und über den HFV an den Verein weitergereicht wird. Doch der Verein muss zusätzlich für Reisekosten oder einen Trikotsatz, der aufgrund vorgegebener Ärmel-Badges nur im Pokalfinale getragen werden kann, selbst aufkommen.

Insgesamt aber bleibt die Pokalsaison ein finanzieller Erfolg, schließlich erhielt Türk Gücü in Summe 10.799,92 Euro Prämien, Sieger Kickers Offenbach durch den Einzug in die erste Runde des DFB-Pokals gar eine sechsstellige Summe. Dass das Finale ein so hohes Minus verursacht hat, liegt in erster Linie an den hohen Kosten für den Sicherheitsdienst. Das Spiel wurde als Hochrisikospiel, ein sogenanntes Rot-Spiel, eingestuft. Wie Nachfragen beim Verband ergeben haben, mussten deswegen allein 220 Ordner zum Einsatz kommen. Ein weiterer signifikanter Kostenpunkt ist die Stadionmiete, die an den FSV Frankfurt zu zahlen ist, sich jedoch im üblichen Rahmen bewegt haben soll. Securitykosten und Stadionmiete sollen sich laut einem Bericht der Offenbach Post auf circa 100.000 Euro belaufen.

Dass aus dem Finale Kosten und keine Gewinne entstehen, ist nichts Neues. Auch in den Vorjahren machte der HFV regelmäßig Verluste, doch vermutlich nie in dieser Höhe. Auch so viele Ordner mussten noch nie eingesetzt werden. Und wie Bilder aus dem Finalspiel belegen, waren diese dringend notwendig, um die Zuschauer beider Lager nach gegenseitigen Provokationen voneinander zu trennen und eine Eskalation zu verhindern.

Glücklich ist der HFV allerdings nicht, den Vereinen eine solch hohe Rechnung zu stellen und damit eine Finalteilnahme zumindest aus monetärer Sicht unlukrativ werden zu lassen. Dass die Vereine die Zeche zahlen, ist in der Spielordnung klar geregelt, an die sich das für die Abwicklung des Pokalfinals zuständige Hauptamt halten muss.

Hessenpokal: Trägt Fulda das Finale aus?

Für die Organisation des vergangenen Pokalfinals war Sylvia Wahl, Abteilungsleiterin Spielbetrieb, verantwortlich. „Wir haben versucht, das Bestmögliche für die Vereine herauszuholen, und können verstehen, dass sie nicht glücklich sind, wenn so eine Rechnung ins Haus flattert. Allerdings sind wir insbesondere bei Sicherheitsfragen stark von den Vorgaben der Behörden abhängig“, erklärt Wahl. Sie gibt zu bedenken, „dass alle Organisationsleistungen durch den Verband getroffen werden und nicht in die Rechnung einfließen“.

Dennoch sei es laut Wahl wünschenswert, die finanzielle Attraktivität des Pokalfinales zu steigern. Hier sei der HFV jedoch an gewisse Rahmenbedingungen gebunden. So soll in den kommenden Tagen erstmals der Finalspielort öffentlich ausgeschrieben werden. Der HFV ist nicht dazu verpflichtet, möchte aber hier größtmögliche Transparenz herstellen. Bislang wurde das Finale freihändig vergeben, zuletzt zweimal an den FSV Frankfurt. Wahl erklärt, dass im Ausschreibungsverfahren gewisse Parameter einzuhalten sind. Der Anforderungskatalog sei durchaus anspruchsvoll, sagt Wahl und deutet an, dass außer den Stadien von Regional- und Drittligisten kaum andere infrage kommen werden.

Fulda würde die Auflagen mit hoher Wahrscheinlichkeit erfüllen. Und wie eine Nachfrage bei der Stadt ergeben hat, würde man sich im Falle des Falles die Bewerbungsunterlagen genau anschauen. Prinzipiell sei die Austragung eines Hessenpokal-Endspiels eine interessante Geschichte. Zunächst wird der HFV die Endspiele für die Jahre 2025 und 2026 ausschreiben, dies soll in wenigen Tagen erfolgen. Für Abhilfe könnten neben einer transparenten Ausschreibung in Zukunft auch Marketingerlöse und eine Änderung der Spielordnung sorgen.

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