Hoffnungsträger für S04: Wie Manga zum Perlentaucher wurde

27. Mai 2024, 08:07 Uhr

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Der FC Schalke 04 wagt den Neustart nach Klassenerhalt mit Ben Manga. Was steckt hinter dem Mann mit seinem großen Team?

Gelsenkirchen – Am 10. Mai war die Freude groß bei den Fans von Schalke 04. Ein 30-sekündiges Video endete mit der Präsentation von Ben Manga. Der 50-Jährige ist nach langen Verhandlungen und vielen Gesprächsrunden seitdem Direktor für Kaderplanung, Scouting und Knappenschmiede. Vorstandschef Matthias Tillmann sprach sofort von einem „starken Signal für unseren Klub“. Er nannte einen zentralen Punkt der Arbeit von Manga: „Ben und sein Scouting-Team, das bereits seit einigen Wochen für uns arbeitet, bringen ein großes Netzwerk und eingespielte Prozesse mit.“

Manga wurde bei der Eintracht schnell zum „Perlentaucher“

Der Mann aus Äquatorial-Guinea hat sich vor allem in seiner sechseinhalb Jahre andauernden Amtszeit bei Eintracht Frankfurt einen Namen in der Branche gemacht. Der damalige Sportvorstand Fredi Bobic schnappte sich Manga, der auf dem Weg zum Hamburger SV war. Im Sommer 2016 musste die Eintracht zunächst rund acht Millionen Euro einnehmen, um überhaupt zwei Millionen Euro ausgeben zu können. Als Namen wie Branimir Hrgota , Jesus Vallejo, Omar Mascarell oder Ante Rebic auftauchten und sportlich überzeugten, war das Vertrauen in die neue sportliche Führung riesengroß. „Perlentaucher“ wird Manga seit dieser Zeit in der Branche genannt.

Viele Transfers bei den Hessen sind auf ihn und sein global agierendes Netzwerk zurückzuführen. Mit Raffael Tonello hat Manga dabei vor allem einen wichtigen Partner mitgebracht. Ab sofort will das Duo Stück für Stück auch auf Schalke Mannschaft und Scoutingabteilung umbauen. Die Planungen für die kommende Saison laufen dabei auf Hochtouren, eine Zitterspielzeit wie die abgelaufene soll es nicht mehr geben. Im Optimalfall mischt der stolze Traditionsklub in den nächsten Jahren wieder ganz oben mit.

Schalke-Fans haben mit Manga einen neuen Hoffnungsträger

Für die Anhängerschaft ist Manga ein Hoffnungsträger . Der wird sich aber nicht auf solchen Auszeichnungen ausruhen. Er will gemeinsam mit seinem Team den Umbruch meistern und eine erfolgreiche Ära gründen. Manga ist niemand, der auf gepackten Koffern sitzt und sofort weiterzieht. Wenn er sich wohlfühlt, dann kann er sich entfalten und seine Stärken einbringen.

Manga kann dabei auf fünf Schlüsselqualifikationen bauen: Sein sehr gutes Auge für die Mischung aus spielerische Qualität, Mentalität und Charakter. Sein global umfassendes Netzwerk, welches er in seiner rund einjährigen Zeit beim englischen Zweitligisten FC Watford weiter ausbauen konnte. Seine Erfahrung, die er in Zusammenarbeit mit herausragenden Managern der Kategorie Jörg Schmadtke oder Bobic gesammelt hat. Die ganz wichtige Fähigkeit, in jeder Preiskategorie shoppen gehen zu können. Der Reiz, die Schnäppchen zu finden und strahlen zu lassen, ist groß. Und seine eigene Mentalität, keine „One-Man-Show“ abliefern zu wollen. Manga ist das Team sehr wichtig. Er setzt bei der Zusammenarbeit mit seinen Mitarbeitern auf Loyalität, Qualität und Vertrauen.

So entdecken Manga und sein Team neue Spieler

In einem Interview mit Sport 1 erklärte Manga im November 2022, wie er Talente entdeckt : „Wir sind viel unterwegs in Ligen, wo nicht jeder hingeht, etwa in die zweite Liga oder A-Jugend. Rodrigo Zalazar etwa kannte vor seinem Wechsel nach Deutschland kein Mensch. Ihn habe ich in der U19 von Malaga entdeckt. Man muss unterwegs sein, sich die Talente anschauen und ein Netzwerk haben, von dem man wertvolle Hinweise bekommt. Wenn ich einen Spieler zwei Jahre in Brasilien beobachte, dann weiß ich, was er kann. Tuta habe ich begleitet, seitdem er 16 ist. In dieser Zeit baue ich ein freundschaftliches Verhältnis zu Spieler und Umfeld auf.“

Die Türen in Richtung Evan N’Dicka oder Randal Kolo Muani, der der Eintracht im Optimalfall 95 Millionen Euro bringen kann, öffnete er frühzeitig. Ein Mitarbeiter seines Scoutingteams hatte ihn bereits im Oktober 2020 auf Kolo Muani aufmerksam gemacht. Manga erkannte das Potenzial auf Anhieb und warb seitdem um den Stürmer, der damals noch unter dem Radar der Topvereine für den FC Nantes unterwegs war. Bis zum festen Transfer vergingen etwa 15 bis 16 Monate. Doch Kolo Muani wehrte alle anderen Anfragen und Angebote ab, Manga hatte ihn von dem Projekt bei den Hessen überzeugt.

Auf Schalke will er nun wieder nach Perlen tauchen. Die Zeit in Watford war in vielerlei Hinsicht schwierig. Er erklärte einst: „In England gibt es die Regel, dass ein Spieler Minimum 15 Punkte haben muss, damit er eine Spiel- und Arbeitsgenehmigung erhält. Wenn ein Profi in den europäischen Top-Fünf-Ligen spielt, dann hat er die Voraussetzung erfüllt, wenn er Erstligist ist. Ein Zweitligaspieler hingegen müsste Nationalspieler sein und regelmäßig für sein Land auflaufen.“

Bei Watford war die Zusammenarbeit mit Pozzo schwierig

Sprich: Es ist nicht so einfach möglich, in den U-Bereichen oder kleineren Ligen fündig zu werden. Und dann gab es noch Gino Pozzo. Der Besitzer hatte teilweise andere Vorstellungen als Manga und setzte diese rigoros und ohne nähere Absprache durch. Die Stärken des neuen Schalke-Kaderplaners kamen so kaum zur Geltung, nach einem Jahr wurde die Zusammenarbeit daher wieder beendet.

Das alles gehört nun der Vergangenheit an. Manga will zukünftig einen ins Wanken geratenen Traditionsklub wieder ganz nach oben führen. Er wird dabei kein Lautsprecher sein und falsche Versprechungen werden ebenfalls keine zu hören sein. Die Richtung hat er bei seinem Vorstellungs-Video vorgegeben: „Mentalität schlägt Talent“!