Hohmann-Brüder zum Wechsel

Karriere ausklingen? "Wir wollen was erreichen!"

15. Dezember 2021, 09:35 Uhr

Nico (links) und Lukas Hohmann tragen künftig das Dress der SG Freiensteinau. Fotos: Charlie Rolff

Seit gestern ist klar: Die Hohmann-Brüder Nico (28) und Lukas (26), derzeit Leistungsträger bei Hessenligist Buchonia Flieden, werden sich im Sommer Gruppenligist SG Freiensteinau anschließen. Warum die Fleschenbacher zu ihrem Heimatverein wechseln, verraten sie im Interview.

Ihr befindet euch im besten Fußballalter und habt euch trotzdem zum Wechsel zu einem zwei Klassen tiefer spielenden Club entschieden. Warum?

Lukas: Ich habe schon recht früh im Sommer gemerkt, dass bei mir ein bisschen die Luft raus ist und ich etwas Neues brauche. In Flieden spielen wir seit Jahren den gleichen Fußball, als Torhüter hat man nicht immer Lust drauf, die Dinger ständig vorzublasen. Natürlich gehen wir zwei Ligen nach unten, aber wir wollen was erreichen und nicht die Karriere ausklingen lassen. Deswegen will ich nicht erst mit 32 oder 33 nach Freiensteinau gehen. Nicht viele haben die Möglichkeit, mit ihrem Heimatverein auf höherklassigem Niveau zu spielen. Deshalb fällt der Schritt zurück leichter, zumal ich mit vielen Spielern aus der Mannschaft die Jugendzeit verbracht habe und mit vielen von ihnen noch immer gut befreundet bin.

Nico: Bei mir spielen berufliche Gründe eine große Rolle. Seit Januar arbeite ich bei der Raiffeisenbank in Großenlüder, bin ab nächstem Jahr Abteilungsleiter. Ich muss viele Seminare besuchen und werde nicht mehr regelmäßig trainieren können. Dazu kommt, dass ich mit meiner Freundin unser Haus in Haimbach umbaue. Samstags war ich teilweise fünf, sechs Stunden auf der Baustelle, bin dann an den Sportplatz gefahren und war dann abends fix und fertig. 14 Jahre lang habe ich fast alles dem Fußball untergeordnet, diesen Aufwand kann und möchte ich nicht mehr betreiben.

Seit vielen Jahren spielt ihr in Flieden, zuvor wurdet ihr gemeinsam bei Kickers Offenbach ausgebildet. Welche Rolle hat der Wunsch gespielt, weiter zusammenzuspielen?

Lukas: Mein Wechsel ist unabhängig davon entschieden worden. Ich habe Nico, bevor er sich festgelegt hatte, bereits mitgeteilt, dass ich nach Freiensteinau gehen möchte.

Nico: Und mir war von Anfang an klar, dass es für mich bei einem Wechsel nur die Option Freiensteinau geben würde. Ich habe mit keinem anderen Verein gesprochen. Zusammenhalt und Kameradschaft haben für uns einen großen Wert, wir sind nach einem Spiel normalerweise die, die das Sportlerheim abschließen. Da sind Flieden und Freiensteinau recht ähnlich.

Bereits zur Winterpause steht fest, dass die als Abstiegskandidat gestarteten Freiensteinauer den Klassenerhalt in der Gruppenliga sicher haben. Seid ihr von der Entwicklung überrascht?

Nico: Absehbar war sie nicht. Trainer Reinhold Jessl hat die Mannschaft noch einmal auf ein ganz anderes Niveau gebracht. Die Entscheidung, nach Freiensteinau zu wechseln, ist jedenfalls ein bisschen leichter gefallen, als feststand, dass der Verein sicher in der Gruppenliga spielen wird. Und die Infrastruktur hat mit dem neuen Kunstrasen fast Hessenliga-Niveau.

Platz drei in der Süd-Gruppe, im Sommer kommen zwei Stammspieler aus der Hessenliga hinzu. Als Außenstehender könnte man meinen, die SGF hat große Ambitionen.

Lukas: Mittelfristiger Plan sollte es sein, den Verein in der Gruppenliga zu etablieren und nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben. Die Mannschaft ist noch nicht so alt, mit Roland Lotz und Sebastian Krieg sind nur zwei Spieler älter als 30. Die nächsten fünf, sechs Jahre werden wir gut aufgestellt sein. Aber für die Verbandsliga müsste dann doch ganz viel zusammenpassen. Man darf ja nicht vergessen, dass es die Philosophie des Vereins ist, dass es kein Geld gibt. Das gilt auch für uns und war nie ein Thema.

Nico: Wir haben auch in Flieden nicht aufgrund des Geldes, sondern der super Kameradschaft und des sehr hohen sportlichen Niveaus gespielt.

Entsprechend schwer fällt vermutlich der Abschied aus dem Königreich. Bei Nico waren es dann zehn und bei Lukas achteinhalb Jahre im Buchonen-Dress.

Nico: Natürlich ist ein lachendes und weinendes Auge dabei. Aber wir sind ja nicht aus der Welt. Den ein oder anderen Samstag und Samstagabend werden wir sicherlich in Flieden verbringen.

Lukas: Ziel von uns allen ist es jetzt, den Klassenerhalt in der Hessenliga zu schaffen. Wenn wir nicht so ein Verletzungspech gehabt hätten, wären in dieser Saison einige Punkte mehr möglich gewesen.