Kostic muss liefern
Der Frankfurter Europapokalheld ist untergeschlüpft, Filip Kostic wird künftig für Fenerbahce Istanbul auflaufen und die linke Flanke beackern. Am Flughafen Istanbul Sabiha Gökcen ist der serbische Nationalspieler von den frenetischen Fans schon mal wie ein König empfangen worden. So läuft das in der Türkei.
Es ist der vorerst letzte Transfercoup des Vereins aus Kadiköy, der nichts unversucht lässt, wieder ganz nach oben an die Spitze zu klettern, schon 50 Millionen Euro für Neuzugänge wie Youssef En-Nesyri, Allan Saint-Maximin und Sofyan Amrabat ausgegeben und einen Startrainer verpflichtet hat: José Mourinho. Und jetzt noch Filip Kostic, die Kirsche auf der Torte sozusagen.
Der Flügelläufer wird für ein Jahr von Juventus Turin ausgeliehen, anschließend besitzen die Istanbuler eine im Vertrag verankerte Kaufoption. Beim italienischen Topklub war der frühere Eintracht-Star von Trainer Thiago Motta aussortiert worden. 87 Spiele, drei Tore, 15 Vorlagen stehen in seiner Juve-Statistik. Nicht schlecht, aber nicht berauschend.
Seine Leistungen waren insgesamt okay, an das Eintracht-Niveau reichten sie aber nie mehr heran. Und sein größter Erfolg bleibt der Europa-League-Titel mit der Eintracht in der magischen Nacht von Sevilla im Mai 2022. Mit dem Triumph und seinen famosen Vorstellungen im Wettbewerb, zu dessen bestem Spieler er gewählt wurde, machte er sich in Frankfurt unsterblich. Er ging durchs große Tor als Held.
Am Main wird er nach wie vor verehrt. Und viele Fans hätten sich gewünscht, dass er noch einmal zurückkehrt zu dem Verein, der seine Karriere einst wiederbelebte. Durch die Eintracht ist Filip Kostic nicht nur ein anderer, besserer Spieler geworden, nein, er hat seinen Ruf aufpoliert und ist aus der Schublade gekraxelt, in der er steckte.
Keine Eintracht-Rückkehr
Sein Ruf in Hamburg und Stuttgart war nämlich eher der eines Schnösels und Stinkstiefels. In Frankfurt konnte seiner Beliebtheit nicht mal ein dämlicher Streik etwas anhaben. Die Eintracht ebnete dem Spieler den Weg zu Juventus, einem Topklub in Europa. Kostic hatte sich das lukrative Engagement (Verdienst 6,5 Millionen) durch herausragende Leistungen verdient.
Manch Reporter meldete dieser Tage sogar, dass der verlorene Sohn nun tatsächlich um ein Haar wieder nach Hause zurückgekehrt wäre, der Spieler der Eintracht aber einen Korb gegeben habe. Das ist, mit Verlaub, blanker Unfug. Denn ein Korb kann ja nur jemand geben, der gefragt wurde. Wurde Kostic aber nicht. Sportvorstand Markus Krösche hat die Akte 2022 geschlossen, an eine Rückholaktion wurde niemals auch nur ein Gedanke verschwendet. Denn: Kostic wird im November bereits 32, und da sein Spiel von Dynamik und Tempo lebt, darf tatsächlich bezweifelt werden, dass er an sein früheres Niveau heranreicht. Zudem sei sein Stil zu eindimensional, wäre nicht mehr kompatibel.
Die große Wiedervereinigung wird es nicht geben, Kostic setzt seine Karriere bei Fener fort in der Süper Lig, die sicher nicht zu den Topadressen Europas zählt. Aber: Für Spieler in gesetztem Alter ist ein Wechsel in die Türkei nicht ungewöhnlich. Gutes Geld gibt es dort noch zu verdienen, und die heißblütigen Fans am Bosporus tragen die Fußballer gerne auf Händen – wenn die Leistung stimmt. Sonst schlägt die Liebe ins Gegenteil um.
Filip Kostic wird sich also nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen können, Meriten der Vergangenheit zählen nichts. Er muss liefern. Sonst wird die Zeit in Istanbul nur begrenzt sein, und er wird weiterziehen. Auch das keine Seltenheit bei alternden Stars, die dann so lange tingeln, bis der Körper streikt oder zu schwach wird für die Anforderungen. Filip Kostic hat noch ein paar Jahre als Profifußballer vor sich, er sollte sie gescheit nutzen.
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