Maulwurfstage beim 1. FC Heidenheim

29. November 2024, 13:00 Uhr

Teures Vergnügen: Chelseas 100-Millionen-Mann Mudryk trifft gegen Heidenheim. © dpa

Aus dem mutigen Spiel gegen Chelsea saugt der 1. FC Heidenheim Honig und weiß selbst, dass die aktuelle Schwächephase nur logisch ist.

Ob sie den Maulwurf gefunden haben in Heidenheim, dessen Hügel seinerzeit das Gegentor fabriziert haben soll, ist nicht überliefert. Vielleicht hat er sich verziehen, jedenfalls ebnete eine Unebenheit im Rasen am Schlossberg Eintracht Frankfurt den Weg zum 2:1-Auswärtserfolg im März in der letzten Saison: Ein an sich harmloser Rückpass sprang unmittelbar vor Torwart Kevin Müller auf, der daraufhin ein veritables Luftloch trat, während der Ball gemütlich ins leere Tor hoppelte. Das war Frankfurts 1:0.

Auf solch neuerliches Pech könnten die sehr wackeren Heidenheimer gern verzichten, sie haben ja ohnehin genug andere Sorgen. Der FCH macht momentan eine Schwächeperiode durch, aus den letzten sechs Bundesligaspielen holte das Team von Kulttrainer Frank Schmidt nur einen Zähler, man verlor gar gegen Holstein Kiel, bedeutet Platz 15 – und die nächsten Aufgaben sind happig: Frankfurt, Bayern, Stuttgart. Abstiegsgefahr – und das trotz erstaunlicher Erfolge (drei Siege) in der noch erstaunlicher errungenen Conference League.

Dazu passt das sehr respektable 0:2 vom Donnerstag gegen die Milliardenelf des FC Chelsea, eine Niederlage, die sogar der gestrenge Schmidt „akzeptieren kann“. Denn die Leistung des Underdogs war bemerkenswert, sie agierten zeitweise auf Augenhöhe gegen eine (B-)Elf aus London, allein der sehr talentierte Paul Wanner hätte zwei Tore machen müssen. Und dass der Londoner (Ersatz-)Torwart Filip Jörgensen bester Mann war, sagt auch einiges aus. „Am Ende hat der eine 100, der andere 80 Millionen gekostet, die die Tore machen“, sagt Schmidt und meint Mychajlo Mudryk und den Ex-Leipziger Christopher Nkunku.

Natürlich gibt es Gründe für das Absacken der Heidenheimer: Das zweite Jahr in der Bundesliga, das für Neulinge immer schwerer ist, die an der Ostalb kaum kompensierbaren Abgänge der Offensivkräfte Tim Kleindienst und Jan-Niklas Beste (im vergangenen Jahr zusammen für 20 Tore und 18 Assists verantwortlich, die jetzt fehlen) und der Fluch der guten Tat: Internationale Auftritte sind einerseits schön, andererseits aber eine enorme Strapaze für die Spieler, die viele Englische Wochen nicht gewohnt sind und den zusätzlichen Anstrengungen Tribut zollen müssen. Und so gut besetzt, dass Frank Schmidt guten Gewissens rotieren kann, ist der Kader in Heidenheim halt nicht.

Das mutige, gute Spiel gegen Chelsea aber macht Mut, darauf kann der FCH aufbauen, mit dieser Leistung „werden wir den einen oder anderen Punkt vor der Winterpause noch holen“, hofft Schmidt. Wenn ihnen kein Maulwurf dazwischen grätscht. kil