Mit dem Adler gen Norden

27. November 2024, 11:56 Uhr

Kleine Arena in Herning, 12 000 Menschen passen rein. iMAGO/Gonzales © IMAGO/Gonzales Photo

Der Eintracht-Gegner FC Midtjylland hat so seine Tücken: Man muss studiert haben, um a) den Namen schreiben zu können und b) herauszufinden, wo das überhaupt ist.

Wenn Sie das hier lesen, bin ich irgendwo im Grenzgebiet zwischen der Bundesrepublik und Dänemark. Oder ich hänge fest im Stau bei Stillhorn, jenem Stadtteil, dessen Namen die liebenswerte Stadt Hamburg aus unseren beiden Erfolgskolumnen Stillleben und Ballhorn gebildet hat. Besten Dank dafür noch einmal von dieser Stelle.

Jetzt aber ernsthaft. Kurz vor knapp fiel uns jüngst ein, dass wir ja noch gar nicht die Themen für den traditionellen und total objektiven Städtevergleich zu diesem Fußball-Europacupspiel zwischen dem FC Midtjylland und Eintracht Frankfurt festgelegt hatten. Dann erinnerten wir uns daran, dass wir Städtevergleiche glücklicherweise nur vor Europacup-Heimspielen in Frankfurt machen. Puh.

Das wäre nämlich gar nicht so einfach gewesen. Normalerweise vergleichen wir uns, also Frankfurt, bekanntlich mit Städten, die irgendwie so ähnlich sind wie wir. Lissabon zum Beispiel. Oder Prag. Rom. Sevilla. London. Mailand. Barcelona. Das sind Städte, da kannst du gucken, wie viele Einwohner haben die, wie viele Stadtteile, Partnerstädte, was für einen Personennahverkehr bieten die, welche berühmten Persönlichkeiten kommen da her, was essen die für Sachen und warum gewinnen wir 7:3 oder 9:6.

Aber beim FC Midtjylland, bei allem Respekt, da musst du ja zunächst schon mal studiert haben, um a) den Namen schreiben zu können und b) herauszufinden, wo das überhaupt ist.

Midtjylland ist nämlich keine Stadt, sondern eine Region. Und das Stadion steht in Herning, einem Örtchen mit gut 50 000 Herningerinnen und Herningern. Entstanden 1579 am Ochsenweg zwischen Jelling und Holstebro, schreibt das Internet. Wenn das nicht klingt wie original bei Astrid Lindgren abgeschrieben. Gleich kommt Michel mit der Suppenschüssel auf dem Kopf um die Ecke.

Herning leitet sich auf gut Dänisch ab von „vorspringender Hügel“. Wir wollen uns darüber gar nicht mokieren. Null. Immerhin ist der Ort ein Messezentrum von landesweiter Bedeutung, also durchaus auf Augenhöhe mit Frankfurt, und es gibt dort die größte Einrichtung zur Gesundheitsversorgung in der ganzen Gegend. Also nix wie hin.

Die Temperaturen da droben im mittleren Jütland sollen sich in dem Rahmen bewegen, wie sie zurzeit in Frankfurt herrschen. Das lässt sich ertragen, solange man in Bewegung ist, aber wer weiß, im Sitzen, 90 oder 99 Minuten lang, plus Halbzeitpause? Deshalb habe ich beim Spiel gegen Werder schon mal die eigens angeschafften Fellschuhe und zwei Paar Socken ausprobiert. Müsste funktionieren. Wenn nicht noch ein plötzlicher Winter über uns hereinbricht. Im Moment weißt du in Sachen Klima ja nie. Und wahrscheinlich hätte es klimatisch mehr Spaß gemacht, erst im Frühjahr nach Norden zu fahren. Viertel- oder Halbfinale. Man kann sich’s nicht aussuchen. Wenn es dann Amsterdam oder Manchester wird auf dem Weg nach Bilbao, auch in Ordnung.

Was fehlt? Der Unhaltbar-Ergebnistipp: Mitteljütland: nuuull – Eintracht: zwei. Må ørnen vinde. Das war Dänisch.

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