Nachdenkliche Töne

Mottgers/Schwarzenfels beklagt Unsitte

10. Mai 2021, 19:00 Uhr

Die SG Mottgers/Schwarzenfels/Weichersbach II (links Ringo Paulisch bei der Verfolgung des Radmühlers Theeraphol Jäger) ist schon wieder Geschichte. Mottgers/Schwarzenfels spielt künftig wieder ohne den Nachbarn und tritt mit seiner Reserve freiwillig den Weg hinab in die C-Liga an. Foto: Oliver Müller

Vereinstreue war einmal ein hohes Gut – heute wechseln Spieler den Verein manchmal schneller als das Hemd. Was ist der Kuss auf das Vereinswappen heute noch wert? Nach jüngsten Ereignissen zeichnet Harald Kolb, der Sportliche Leiter des Sinntaler Fußball-A-Ligisten SG Mottgers/Schwarzenfels, im Interview ein eher nüchternes Bild.

Herr Kolb, die SG Mottgers/Schwarzenfels war bei den jüngst vermeldeten Spielerwechseln nicht ganz unbeteiligt. Wie stehen Sie dazu, wenn der eine oder andere Spieler nach verhältnismäßig kurzer Zeit den Verein wieder verlässt?

In den letzten Jahren hat sich aus unserer Sicht im hiesigen Kreisligafußball immer mehr eine Unsitte breitgemacht. Vereine werden von Spielern im Halbjahres-Rhythmus gewechselt, es werden Zusagen per Handschlag gegeben, um diese 14 Tage später wieder zurückzuziehen und woanders hin zu wechseln. Dies alles geht unserer Spielgemeinschaft ganz gewaltig gegen den Strich und entspricht nicht unserer Wertevorstellung von Amateurfußball.

Wie wollen Sie diesem Gebaren entgegentreten?

Die Vorstände der SG Mottgers/Schwarzenfels haben sich der jüngsten Vergangenheit folgende richtungsweisende Frage gestellt: Wollen wir dieses Spiel weiter mitmachen oder gibt es vielleicht auch noch einen anderen Weg?

Wie lautet die Antwort?

Im Grunde genommen geht es bei einem Dorfverein in erster Linie doch darum, dem Hobby Fußball nachzugehen, miteinander Spaß zu haben und die Kameradschaft zu pflegen. Weiterhin versuchen wir, die Attraktivität und Identifikation mit dem Verein für unsere passiven Mitglieder und treuen Fans hochzuhalten.

Welche Auswirkungen ergeben sich diesbezüglich für ihren Verein in der kommenden Spielzeit?

Unsere erste Mannschaft spielt in der A-Liga, die Zweite würde weiterhin in der neuen Saison als SG Mottgers/Schwarzenfels/Weichersbach in der B-Liga spielen. Für die meisten unserer Zweitmannschaftsspieler ist die B-Liga jedoch eine Klasse zu hoch. Sie kommen in der C-Liga mit weniger Spielen besser zurecht. So entstand der Gedanke, die Spieler einzeln zu befragen, wie sie zu einem freiwilligen Rückzug in die C-Liga in Eigenständigkeit stehen.

Wie sieht das Ergebnis aus?

Nachdem sich eine ausreichende Anzahl unserer Akteure für den freiwilligen Abstieg ausgesprochen hat und auch beide Vorstände dieses Ansinnen unterstützen, werden wir in der Spielzeit 21/22 – so es denn Corona zulässt – wieder als SG Mottgers/Schwarzenfels in der C-Liga an den Start gehen. Wir möchten ausdrücklich betonen, dass dies keine Entscheidung gegen die TSV Weichersbach ist, sondern ausschließlich eine für unsere beiden Vereine. Zumal unser Nachbarverein aus Weichersbach – nach eigener Angabe des Vorstandes – durch zahlreiche Neuzugänge ebenfalls ein eigenständiges Reserveteam für die neue Saison stellen kann. Der TSV Weichersbach, in welcher Liga sie ihr Startrecht auch immer wahrnehmen wird, wünschen wir auf diesem Weg selbstverständlich alles Gute und den erhofften sportlichen Erfolg.

Kann die SG Mottgers/Schwarzenfels aus eigener Kraft dauerhaft und ohne fremde Unterstützung den Ligabetrieb mit zwei Mannschaften stemmen?

In unserem jetzigen Kader stehen auch noch einige Spieler aus anderen Ortschaften, alles Menschen, deren Engagement und Einsatz wir ganz besonders schätzen. In unserer Spielgemeinschaft sind alle Spieler herzlich willkommen, die gerne und aus Spaß dem runden Leder nachjagen wollen. Wie sagt man so schön: Die Liebe kommt, die Liebe geht – der regionale Bezug und die Treue zum Verein sollten dabei jedoch immer eine besondere Rolle spielen. /khw

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