"Muss mir selbst nicht noch mal etwas beweisen"

Jürgen Krawczyk über Motive, Schwerpunkte und Ziele

28. November 2017, 07:00 Uhr

Jürgen Krawczyk (Bildmitte) hatte seine neue Mannschaft am Sonntag gegen den SV Neuhof beobachtet. Foto: Charlie Rolff

Das „Modell Heynckes“ erlebt nicht nur in der Bundesliga eine Renaissance: Auch der RSV Petersberg will mit Jürgen Krawczyk, der bereits vor mehr als 20 Jahren mit dem RSV in die Hessenliga aufgestiegen ist, noch alles versuchen, um den Klassenerhalt in der Verbandsliga zu erreichen.

Eine ambitionierte Aufgabe, auf die der 64-Jährige Coach, der früher in der ZweitenBundesliga (Göttingen, Homburg,Baunatal) gespielt und später Borussia Fulda, Bad Soden, Hünfeld und Flieden trainiert hat, allerdings große Lust hat, wie der Horaser im Interview verrät.

Vor fast genau fünf Jahren endete ihr vorerst letztes Engagement als Trainer beim damaligen Gruppenligisten Borussia Fulda. Nun übernehmen Sie einen stark abstiegsgefährdeten Verbandsligisten, der nur über einen kleinen Kader verfügt. Ganz platt gefragt: Wieso tun Sie sich diesen Job noch an?

Vorab muss ich betonen, dass ich für mich beschlossen hatte, grundsätzlich keinen Trainerjob mehr anzunehmen. Nun ist aber vor einer Woche mein früherer Schützling Mathias Lissek (Sportlicher Leiter des RSV, d. Red.) auf mich zugekommen, dann habe ich mich mit ihm und Vereinsboss Tom Reinhard zusammengesetzt. Das Gespräch verlief super, der Verein hat realistische Vorstellungen und ich habe nur gute Erinnerungen an den Waidesgrund, schließlich habe ich den RSV ja von 1992 bis 1996 schon einmal trainiert. Ich verspüre eine enorme Lust, vorhandenes beziehungsweise im Verborgenen schlummerndes Potenzial offenzulegen.

Welches Ziel haben Sie sich zumindest bis zum Sommer gesetzt?

Wie gesagt: Vorstand und Umfeld in Petersberg sind sehr realistisch und es ist klar, dass im Winter keine Neuen geholt werden, weil hier ein Weg ohne großes Geld beschritten wird. Wir werden alles versuchen, um die Liga noch zu halten, müssen uns freilich aber mit einem Abstiegsszenario beschäftigen. Deshalb gilt es, die Mannschaft auch zu formen und den Spielern den RSV nachhaltig schmackhaft zu machen. Im Falle eines Abstiegs soll Petersberg mit einer Mannschaft an den Start gehen, die in der Gruppenliga oben mitspielen kann.

Am Sonntag waren Sie beim 2:2 gegen Neuhof Zaungast. Welche ersten Erkenntnisse haben Sie dort gesammelt?

Ich habe eine gute Petersberger Mannschaft gesehen, die gegen technisch sehr beschlagene Neuhofer stellenweise Feldvorteile hatte und so den Punkt redlich verdient hatte. Der Charakter des Teams und der Zusammenhalt innerhalb der Mannschaft passt. Defizite habe ich im Passspiel gesehen. Der Ball muss besser in den Fuß kommen, auch hätte man bei einigen Bällen schneller nachrücken müssen. Generell bin ich der Überzeugung, dass man durchschnittliche spielerische Qualität durch gute Kondition kompensieren kann. Man muss eben 30 bis 40 Prozent mehr laufen als der Gegner. Kondition steht ganz oben auf meiner Agenda für die Vorbereitung, weshalb wir auch am 10. Januar beginnen werden.

Ihre Vorgänger Goran Gajic und Rolf Gollin haben ihren Abschied unter anderem damit begründet, dass viele Spieler trotz des hohen Liganiveaus dem Sport nicht die oberste Priorität einräumen. Wie wollen Sie dieser Problematik beikommen?

Von Vorstandsseite ist das Problem relativiert worden, von einer nachhaltig guten Trainingsbeteiligung war die Rede. Ich möchte hier keinen Stab über jemanden brechen, dafür kenne ich das Team auch noch zu wenig. Ich stelle mich den Jungs ja erst heute vor.

Vorstand Tom Reinhard sprach davon, dass Sie durch regelmäßige Besuche auf den Fußballplätzen der Region junggeblieben seien. Was haben

Wie Sie schon sagten, habe ich mir viele Spiele, vor allem in der Hessenliga, angeschaut. Dazu musste ich ohnehin meine A-Lizenz auffrischen, habe aber noch viele weitere Lehrgänge über das Normalmaß hinaus besucht. Deshalb bin ich gute Mutes, was meine neue Herausforderung angeht. Ich habe Lust auf den RSV Petersberg und es ist keinesfalls so, dass ich mir selbst noch einmal etwas beweisen muss. / hall