Aufholjagd

"Nach dem 0:4 dachte ich, die Zuschauer wandern ab"

B-Liga: Iba/Machtlos gewinnt 9:4 - nach einem 0:4-Rückstand

28. März 2019, 18:00 Uhr

Willi George wusste nach dem zwischenzeitlichen 0:4 nicht, wo ihm sein Kopf steht. Foto: Ralph Kraus

Wer sich am vergangenen Sonntag auf ein normales Fußballspiel zwischen der SG Iba/Machtlos und dem VfL Heimboldshausen in der B-Liga Hersfeld-Rotenburg II eingestellt hatte, rieb sich nach 90 Minuten verwundert die Augen. Denn gegen 17 Uhr standen 13 Tore auf der Anzeigetafel. Vielmehr verwunderte allerdings die Reihenfolge der Treffer.

Nach 26 Minuten schien die Begegnung schon gelaufen. 4:0 führten die Gäste zu diesem Zeitpunkt – und kaum einer der Zuschauer am Machtloser Sportplatz rechnete noch mit einem Heimsieg des Tabellenzweiten. Auch nicht Trainer Willi George, der allerdings eher dachte, "dass die Zuschauer gleich abwandern werden. Ich selbst konnte es selbst kaum glauben, habe von der Seitenlinie irgendwie versucht etwas zu machen, aber da kommt ja nichts am Feld an. Wir waren im festen Tiefschlaf und wussten mit den langen Bällen von Heimboldshausen nichts anzufangen."

Nach und nach berappelte sich die Spielgemeinschaft – und kam noch vor der Pause zu zwei Toren. "Das war eine Art Befreiung für uns. Die Spieler haben gemerkt, dass doch noch etwas möglich ist. Spätestens mit dem Anschlusstreffer Sekunden nach der Pause war dann jeder hellwach und mit dem Ausgleich war es dann logisch, dass wir dieses Spiel gewinnen werden", weiß George. Nachdem in der Anfangsphase gar nichts für die Hausherren lief, ging fortan alles zusammen. Die Gäste waren moralisch zusehens am Ende und der Tabellenzweite schraubte das Ergebnis in regelmäßigen Abständen nach oben.

"In Machtlos auf dem Platz kam es schon das ein oder andere Mal zu komischen Ergebnissen. Deshalb war es im Nachhinein gar nicht so verwunderlich, dass ein 0:4 aufgeholt wurde. Mir selbst ist das allerdings auch noch nie in meiner Laufbahn passiert - und diese ist ja bekanntlich etwas länger", scherzt George. Der SG-Coach gibt jedoch auch zu, dass er in der Halbzeitpause etwas lauter werden musste, wie beispielsweise zu seinem Top-Torjäger Mike Riemenschneider (17 Treffer): "Ich habe zu ihm gesagt, dass ich ihn bislang überhaupt noch nicht auf dem Platz gesehen habe." Riemenschneider antwortete prompt mit vier Treffern, "wobei sogar zwei davon mit dem Kopf waren. Mike ist nicht der größte Stürmer, weshalb das schon etwas besonderes ist", sagt der aus Kleinensee stammende Coach. Und weil es gerade so gut lief, trafen sogar Leute, die sonst weniger im Vordergrund stehen. Beim 9:4 erhielt Daniel Gillmann den Ball, tanzte gleich vier Gegenspieler aus und netzte ein. "Der hat noch nie ein Tor geschossen", kann es George gar nicht glauben.

Glatz musste nochmal auf das Ergebnis schauen

Sein Gegenüber Andre Glatz, der mittlerweile das Amt vom gesundheitlich ausgeschiedenen Sascha Baumert übernommen hat, war derweil einzig mit den ersten 40 Minuten seiner Mannschaft zufrieden. "In dieser Phase haben wir den Gegner an die Wand gespielt. Was dann danach passierte, kann ich immer noch nicht glauben. Ich musste am Montagmorgen nochmal nachschauen." Innerhalb kürzester Zeit mussten neben dem spielenden Übungsleiter selbst auch der bis dahin zweifache Torschütze Dominik Arnold und Keeper Nils Frank verletzungsbedingt passen.

"Wir konnten dann nichts mehr entgegensetzen. Zumal beim 4:3 und dem Ausgleich dann merklich die Köpfe runtergingen. Iba/Machtlos war nicht unbedingt besser, doch wir konnten nichts nachlegen", sagt Glatz. Für den 40-Jährigen gilt es nun im Training seine Mannen wieder aufzubauen. Da kommt es gelegen, dass die folgenden sechs Spiele alle auf dem heimischen Sportplatz Werrainsel ausgetragen werden, denn dort kassierte der VfL erst eine Niederlage.

Autor: Tobias Konrad

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