Nach Niederlage in Leverkusen im Brennpunkt: Eintracht-Kapitän Kevin Trapp
Gut gedacht, schlecht gemacht: Torwart Kevin Trapp verlängert den Ball unglücklich mit dem Fuß auf den Torschützen Victor Boniface. © IMAGO/Team 2
Nach der erwarteten, aber sich anders anfühlenden Niederlage in Leverkusen, der elften in Serie, hat sich Eintracht-Torwart Kevin Trapp an den Rand der Mixed Zone im Untergeschoss des Bayer-Stadions gestellt und sich im Fernsehen den K.o.-Treffer zum 1:2 angeschaut. Da stand er, der Frankfurter Ballfänger, die Arme verschränkt, ernster Blick, doch äußerlich ruhig. Dabei wird er schon gewusst haben, dass ein paar lästige Fragen auf ihn warten. Kevin Trapp im Brennpunkt.
Denn in jener Szene aus Minute 72, die zur neuerlichen Pleite der Eintracht unterm Bayer-Kreuz führte, hatte der Schlussmann seine Aktien, wie die Sky-Fieldreporterin Britta Hofmann richtig feststellte. Trapp hatte sich in dieser Situation dazu entschieden, die abgefälschte Flanke von Florian Wirtz unkonventionell mit dem Fuß abzuwehren, was als Torwart im eigenen Fünfmeterraum allemal seltsam erscheint. Er erwischte den Ball, doch er landete am langen Pfosten beim Leverkusener Stürmer Victor Boniface, der zum 2:1 einköpfte. Die Entscheidung. Reporterin Britta Hofmann fragte bei Trapp nach, hartnäckig, das hörte sich so an:
Britta Hofmann: „Was waren Ihre Gedanken in dem Moment?“
Kevin Trapp: „Das ist ein Querpass, den ich versuche zu klären.“
„Mit dem Fuß?“
„Ja, das kommt als Torwart auch mal vor.“
„Würden Sie wieder so entscheiden?“
„Ja.“
„Erklären Sie uns, warum?“
„Es ist als Außenstehender immer schwer, das verstehe ich. Aber im Spiel gehen solche Dinge sehr schnell. Der Ball wird vorher kurz abgefälscht, ich versuche ihn mit dem Fuß zu klären. Dass er so hochgeht und hinten jemand steht, der nur einnicken muss, ist sehr unglücklich und sehr bitter. Wenn da keiner steht, ist alles in Ordnung und es redet keiner drüber.“ Klarer Fall von: Wenn das Wörtchen wenn nicht wär.
So aber ist genau das geschehen, was der 34 Jahre alte Torwart und die Eintracht unbedingt vermeiden wollten: Es wird diskutiert über den Nationaltorwart, besser gesagt: den Ex-Nationaltorwart. Kevin Trapp war ja nach fünfwöchiger Verletzungspause erst wieder in den Kasten zurückgekehrt, und alle Augen richteten sich auf ihn, weil der Keeper nicht die beste Phase seiner Karriere durchlebt und er während seiner Abwesenheit von Kaua Santos gut vertreten wurde. In Frankfurt riefen nicht wenige die Wachablösung aus. Fakt ist: Der Druck auf Trapp hat zugenommen. Und dann dieser Patzer, diese falsche Entscheidung.
Für Trapp doppelt bitter, denn: Davor und danach hat er hervorragend gehalten, sogar einen (lasch geschossenen) Strafstoß von Boniface. Die Verantwortlichen stärken ihrem Spielführer den Rücken, was nicht nur logisch, sondern richtig ist. Die von außen hereingetragene und in den Sozialen Netzwerken tobende Diskussion um die Nummer eins können sie zwar nicht eindämmen, aber sie können die Reihen schließen und dem sensiblen Spieler Vertrauen schenken.
Umgang nicht immer fair
Alles andere wäre absurd, einen geschwächten Kapitän und eine wankende Stammkraft kann nicht im Interesse des Klubs sein. „Er hat ein richtig gutes Comeback gegeben“, sagte Dino Toppmöller. Und auch jene spielentscheidende Szene bewertete der Cheftrainer nachsichtig: „Er entscheidet sich, so hinzugehen. Er muss diese Entscheidung im Bruchteil einer Sekunde treffen.“
Die Debatte um den Torwart ist insofern nicht fair, weil Trapp erst dreieinhalb Bundesligaspiele absolviert hat und kaum Möglichkeiten hatte, sich auszuzeichnen. Und zur Wahrheit gehört auch, dass Vertreter Kaua Santos zwar zwei überragende Partien ablieferte, aber schon mehrfach patzte. Das wird gerne unterschlagen. Klar ist, dass Santos die Zukunft gehört. Wann diese beginnt, wird sich weisen und hängt natürlich auch von den Leistungen der Frankfurter Institution Trapp ab.
Bei ihm ist zu spüren, dass die (teils tatsächlich unfaire) Begleitung in den Medien nicht spurlos an ihm vorbei gegangen ist. „Ich würde lügen, wenn ich sagen würde: Das macht mir alles nichts aus“, sagte er. „Es ist in den letzten acht Monaten sehr, sehr viel über mich gesprochen worden.“ Zusätzlichen Druck, sagt er, verspüre er nicht, aber ordentlich behandelt fühlt er sich nicht. „Man kann es nicht vermeiden, Dinge mitzubekommen. Ich versuche, es nicht zu lesen und mich nicht davon beeinflussen zu lassen. Aber es scheint sich gut zu verkaufen.“ An einem Profisportler, bekundet er fast trotzig, müsse so etwas aber „abprallen.“ Leicht gesagt, gar nicht so leicht umzusetzen.