Neue Tiefe in der Breite
Als die Frankfurter Fußballattraktion Hugo Ekitiké in der Partie gegen die TSG Hoffenheim das Spielfeld nach 65 Minuten verlassen musste, genoss er zwar sichtlich den tosenden Applaus von den Rängen, doch die Auswechslung an sich schien der Eintracht-Stürmer nicht ganz so prickelnd zu finden. Eher missmutig und freudlos klatschte er die Trainer und Kollegen auf der Bank ab, ehe er dann selbst Platz nahm. Irgendwie bockig.
Vielleicht hätte er gerne noch das eine oder andere Kunststück gezeigt und noch ein, zwei Törchen geschossen, so genau weiß man es nicht. Der 22-Jährige selbst gab hinterher jedenfalls zu, durchaus „sauer und angestachelt“ gewesen zu sein, aber nicht wegen seines Austauschs, sondern weil „ich nicht die Effizienz hatte, wie ich es wollte“. Das ist dann doch erstaunlich, sehr viel mehr Effizienz ist zwar möglich, aber nicht besonders wahrscheinlich an solch einem famosen Nachmittag, an dem der Franzose ein Tor selbst machte und ein anderes brillant vorbereitete.
So oder so: Für Ekitiké kam Igor Matanovic aufs Feld, so etwas wie der Gewinner der Vorbereitung, der aber dann in allen drei Pflichtspielen zunächst auf der Bank Platz nehmen musste. In Braunschweig im Pokal machte er nach seiner Einwechslung aber gleich sein Tor, natürlich per Kopf, was bei der Körpergröße von 1,94 Meter nicht sonderlich verwundert.
Auch im ersten Spiel in Dortmund sorgte er für Belebung, hätte in der Schlussminute fast noch einen Strafstoß rausgeholt, wenn Ramy Bensebaini bei seiner riskanten Rettungstat mit voller Intensität und höchstem Einsatz nicht eben noch den Ball berührt hätte.
Und auch gegen Hoffenheim arbeitete der nach seiner Leihe vom Karlsruher SC zurückgekommene Mittelstürmer mit Verve an seinem persönlichen Erfolgserlebnis, das aber ausbleiben sollte. Seine beste Chance vergab Matanovic, weil er einfach zu lange zögerte. Das geht in der Bundesliga eben nicht, das wird er noch lernen müssen.
Fakt ist aber, dass der Deutsch-Kroate aus Hamburg sicher alsbald sein Tor machen wird, das liegt nahe. Er kommt oft in vielversprechende Situationen, hat viele Abschlüsse, bewegt sich gut, steht oft richtig. Der Angreifer, der zurzeit erstmals bei der kroatischen Nationalmannschaft weilt, ist ein gänzlich anderer Stürmertyp als die Kollegen Ekitiké und Omar Marmoush, die ja eher über Tempo, Dribblings und Raffinesse kommen. Matanovic ist der klassische Mittelstürmer alter Prägung.
Und er ist ein ganz gutes Beispiel dafür, dass die Eintracht in dieser Saison doch mehr Möglichkeiten hat, entweder auf Spielstände zu reagieren oder aber auch die Startformation mal zu verändern, ohne dass der Qualitätsverlust signifikant wäre. Klar, momentan hat sich eine erste Elf gefunden, und es gibt für Trainer Dino Toppmöller auch wenig Anlass, an ihr zu rütteln – außer vielleicht in Nuancen. Doch die Saison ist lang und die Eintracht wieder einmal in drei Wettbewerben vertreten. Da wird sicher Substanz aufgebraucht, die mit neuen Kräften zu füllen sein könnte.
Gegen den insgesamt harmlosen Gegner Hoffenheim brachte Coach Toppmöller noch Fares Chaibi, Ansgar Knauff und Can Uzun ins Spiel. Das sind qualitativ durchaus hochwertige Spieler, auch wenn etwa der aus Nürnberg gekommene Uzun dringend an seiner Arbeit gegen den Ball arbeiten muss, will er mal ein Startelfkandidat werden.
Sportvorstand Markus Krösche nimmt den hochveranlagten Youngster in Schutz. „Can ist ein richtig guter Junge, der unglaubliche gute Qualitäten hat. Aber der Sprung von der zweiten in die erste Liga ist nicht so leicht.“ Alles eine Frage der Zeit also. Unisono loben alle Verantwortlichen seine Abschlussstärke. „Wenn er vorm Tor ist, ist der Ball meistens drin“, betont Coach Toppmöller.
Gegen Hoffenheim auf der Bank saßen zudem noch die durchaus begabten Aurele Amenda und Jean-Matteo Bahoya. Nathaniel Brown und Krisztian Lisztes schafften es gar nicht in den Kader, beide brauchen noch etwas Zeit. Brown nicht so viel wie Lisztes, der die Diskrepanz zwischen der ungarischen und der deutschen Liga zu spüren bekommt. Das wird noch dauern, zurzeit holt er sich Spielpraxis in der U21. Er soll sich in Frankfurt akklimatisieren.
Schneller ging das bei Oscar Hojlund, der nahe dran war an der ersten Elf, dann aber von einem Mittelfußbruch gestoppt wurde. „Ihm gehört die Zukunft“, sagt Sportchef Krösche dennoch. Jetzt ist aber erst mal auch noch Mo Dahoud da. Alternativen genug.
Die neue Tiefe in der Breite des Kaders könnte ein Faustpfand werden in dieser Saison. „In der Kaderbreite sind wir sehr gut aufgestellt“, findet Bauemeister Krösche. Man habe auch „Flexibilität“ schaffen wollen, um taktisch variabel zu sein und in „unterschiedlichen Systemen“ auftreten zu können.
Ein Faktor könnte dann auch wieder Eric Dina Ebimbe werden, der es zweimal nicht ins Aufgebot geschafft hatte und mit dem Kopf nicht mehr so ganz bei der Sache war. Der Franzose trug sich mit Wechselabsichten, der Leistung war das nicht förderlich. Sportboss Krösche betonte, dass der Verein ihn nicht abgeben wollte. „Wir haben den Markt nicht aktiv sondiert.“
Ebimbe ist zweifellos ein sehr talentierter Spieler mit vielen Fähigkeiten, aber eben auch Flausen im Kopf. Nun, da klar ist, dass er in Frankfurt bleibt, sollte er wieder einen anderen Fokus haben. Coach Toppmöller findet, dass der Spieler schon wieder klarer wirke.
Im Training deutet er das auch an. Und auch Krösche öffnet dem Enfant terrible die Tür. „Er war jetzt in einem kleinen Tief. Jetzt muss er Konstanz in seine Trainingsleistungen bringen. Er ist ein guter Junge mit hoher individueller Qualität.“
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