Niclas Rehm die tragische Figur

Verbandsliga: Emotionen kochen im Chattenloh über

21. April 2018, 16:25 Uhr

Zwar nicht mehr im Besitz der Kapitänsbinde, aber zurück auf dem Platz: Niclas Rehm. Foto: Siggi Larbig

Das war nichts für schwache Nerven, denn in einem ohnehin emotionsgeladenen Spiel kochten nach Abpfiff die Gemüter so richtig über. Vorher hatten sich der SV Adler Weidenhausen und Verbandsliga-Spitzenreiter Hünfelder SV mit 2:2 (1:2) getrennt, wobei der HSV rund 70 Minuten in Unterzahl auskommen musste.

Grund für die Aufregung nach Spielende? Fünf Minuten zuvor hatte Hünfelds Nicolas Häuser Weidenhausens Lebensversicherung Sören Gonnermann von den Beinen geholt, der danach nicht mehr von allein aufstehen konnte, weil er einen dicken Knöchel davontrug. Allen voran Weidenhausens Sportlicher Leiter und Platzsprecher Stefan Stederoth schäumte vor Wut, war kaum noch zu beruhigen. War ein Brandherd gelöscht, entstand wenige Meter später ein neuer. Absicht, wie es nicht wenige Häuser unterstellten, konnte aber jeder, der die Szene gesehen hatte, sofort von der Hand weisen. Hünfelds Innenverteidiger Steffen Witzel brachte Häuser ins Straucheln, der dann mit dem Knie unglücklich in Gonnermanns Knöchel rauschte.

Weidenhausens Kapitän Jan Gonnermann, Bruder des Verletzten, versuchte die Emotionen zu beruhigen, unterstellte Häuser keineswegs Absicht, entschuldigte sich für die Aufregung und fasste zusammen, „dass ich trotz allem Hünfeld wünsche, dass sich der Verein sich die Meisterschaft nicht mehr nehmen lässt“. Selbst müssen die Adler ihre Erwartungen nach unten schrauben, denn Platz zwei rückt in immer weitere Ferne, auch weil die 70-minütige Überzahl nicht genutzt wurde. Doch der Reihe nach.

Auch in Überzahl ist Sieg möglich

Not macht bekanntlich erfinderisch und nicht anders durfte der geübte Verbandsliga-Zuschauer die Aufstellung des HSV verstehen: Denn Trainer Dominik Weber stellte ob seines Innenverteidiger-Mangels (drei von vier Stammkräften fehlten im Chattenloh) auf Dreierkette um und beförderte seinen Co-Trainer Niclas Rehm zum Abwehrchef. Niclas Rehm? Ja, der ehemalige Kapitän lief das erste Mal seit seinem Kreuzbandriss in der Eschweger Nachbarschaft im HSV-Jersey auf. 574 Tage waren seit seinem bis dato letzten Einsatz vergangen. Ein Außenstürmer gab also den Abwehrchef und auch sonst war das 3-5-2-System überaus offensiv formiert.

Das machte sich gut 20 Minuten bezahlt (Jan Gonnermann: „Da haben wir kein Land gesehen“). Hünfelds Christoph Neidhardt vergab schnell einen Foulelfmeter gegen Weidenhausens besten Mann, Johannes Klotzsch, und trotzte dem Nackenschlag mit zwei frühen Toren durch Kevin Krieger (Vorlage Sebastian Schuch) und Maximilian Fröhlich (Vorlage durch Lukas Budenz). Alles lief nur in eine Richtung, doch dann trat zweimal Sören Gonnermann im Duell mit Rehm auf den Plan. Zweimal gab’s Gelb für den Hünfelder Abwehrchef, beim zweiten Foul gar Elfmeter, der zum Anschlusstreffer durch Jan Gerbig führte (25.). „Da ist Sören Gonnermann eben ein saucleverer Hund. Die erste Gelbe Karte ist nie im Leben eine, da hakt er sich bei Nicki ein und beim zweiten Mal macht er es nicht viel anders“, haderte HSV-Coach Weber mit den Schiedsrichterentscheidungen Lukas Heinecks, der insgesamt nicht seinen besten Tag erwischt hatte, auch bei vielen Kleinigkeiten nicht immer souverän wirkte.

So musste Hünfeld in Unterzahl und bei schweißtreibenden Temperaturen die Adler bespielen – und machte genau das. „Ich muss sagen, dass die ersten 20 Minuten sehr gut waren und die Jungs in Unterzahl ein überragendes Spiel gemacht haben“, lobte Weber die deutliche Steigerung zum Mittwoch und sieht das Spiel als Mutmacher für das Topspiel am kommenden Samstag auf der Sander Höher. Dennoch sprang kein Dreier raus, weil der ganz starke Maximilian Fröhlich bei seinen Abschlüssen kein Glück hatte und Sebastian Körner Sekunden nach seiner Einwechslung noch nicht auf Betriebstemperatur schien (69.). Gerbig hingegen ließ die erste große Chance zum Ausgleich vom Elfmeterpunkt liegen, weil Dennis Theisenroth stark reagierte, zwei Minuten später Sören Gonnermann aber nicht energisch gut verteidigt wurde (63.).

Die Statistik:

SV Adler Weidenhausen: Klotzsch – Pfliegner, Hammer, J. Gonnermann, Beng – Renke (46. Görs), Göbel – Ewald (73. Zindel), T. Gonnermann, Gerbig – S. Gonnermann (87. Steinmetz).
Hünfelder SV: Theisenroth – Häuser, Rehm, Witzel – Neidhardt (69. Körner), Rohde, Bambey, Budenz, Fröhlich (90.+1 Wenzel) – Schuch, Krieger (90. Bublitz).
Zuschauer: 400.
Tore: 0:1 Kevin Krieger (6.), 0:2 Maximilian Fröhlich (16.), 1:2 Jan Gerbig (25., Foulelfmeter), 2:2 Sören Gonnermann (63.).
Verschossener Foulelfmeter: Christoph Neidhardt (Hünfeld) scheitert an Johannes Klotzsch (4.).
Verschossener Handelfmeter: Jan Gerbig (Weidenhausen) scheitert an Dennis Theisenroth (61.).
Gelb-Rote Karte: Niclas Rehm (Hünfeld) wegen wiederholtem Foulspiels (24.).

Autor: Johannes Götze

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