Nur Hünfeld holte den Pokal nach Osthessen

30. April 2024, 06:38 Uhr

Ein Bild aus 1993: Fuldas Trainer Uli Sude und Cliff Michel spielten mit Borussia Fulda im DFB-Pokal. © Charlie Rolff

Osthessen und der Hessenpokal – das ist bislang eine sehr kurze Erfolgsgeschichte. Mit dem Hünfelder SV konnte im Jahr 1963 erst ein einziges Mal ein Team aus der Region den Pott in den Händen halten. Ganze viermal schaffte es nach dem zweiten Weltkrieg ein „Fuldaer“ Club bis ins Endspiel.

1963 war für unsere Region das Highlight in diesem Wettbewerb, denn der Pokal wanderte in die Vitrine des Hünfelder SV. Im Endspiel auf dem Gelände des VfL Lauterbach traf der HSV auf Eintracht Stadtallendorf und setzte sich vor 2000 Zuschauern knapp mit 2:1 durch. Das Hünfelder Team bestand damals aus Leuten wie Bernd Ebert, Karli Kircher, Siggi Wagner, Norbert Fladung, Bernie Jansen, Jürgen Wittrowski, Jochen Hohler, Albert Kruse, Gerd Siemerling, Othmar Schwalbach, Torwart Hans Odenwald, Edmund Jochum und Ralf Drübbisch. Zu dieser Zeit gab es zwischen dem Hessen- und DFB-Pokal noch den Süddeutschen Pokal als Zwischenrunde, in der die Hünfelder scheiterten.

Hessenpokal: Nur der HSV holte den Titel nach Osthessen

Ansonsten war für die Fuldaer Vereine spätestens im Finale des Hessenpokals Schluss. Borussia Fulda (zwei Teilnahmen) und Flieden zogen in ihren Endspielen jeweils den kürzeren. So wie beim letzten Mal im Jahr 1999. Am Aschaffenburger Schönbusch verlor Borussia Fulda mit 0:4 (0:1) gegen Darmstadt 98. Die Tore für Darmstadt schossen damals Goran Skeledzic (36., 55.), der Ex-Fuldaer Steffen Bury (76.) und Amaechi Ottiji (85.). Trainer Jörg Meinhardt setzte Cesar Thier; Levante Czik, Eldar Hasic, Benjamin Bunzenthal, Kai Möller, Oliver Happ, Kelvin King, Andreas Wischermann, Murat Anli, Dominik Weber, Harry Yildiz, Jürgen Kreß, Johannes Richter und Olivier Djappa ein.

1993 verlor Borussia Fulda das Endspiel in Steinau an der Straße gegen den heutigen Gegner Kickers Offenbach mit 2:3. Dabei hatte Fulda nach Toren von Cliff Michel und Jacques Goumai schon 2:0 geführt. Die Niederlage war allerdings nicht ganz so bitter, denn weil es in diesem Jahr zwei Vertreter Hessens gab, hatte man sich auch so für den DFB-Pokal qualifiziert.

Am 25. August 1993 gab es somit das bis heute letzte DFB-Pokalspiel mit osthessischer Beteiligung. Borussia musste zum damals drittklassigen Oberligisten Spvgg. Marl ins Ruhrgebiet nahe Recklinghausen. Nur 900 Zuschauer interessierten sich für die Partie, die die Borussia mit 2:3 (0:1) verlor. Frank Schlieck sah Rot, die Tore erzielten erneut Michel und Goumai. Trainer Uli Sude setzte Leute wie Ralf Fladung, Werner Dreßel, Heiko Liebers, Jens Poppowitsch, Michael Drube, Uwe Abel, Marc Diegmüller und Jörg Meinhardt ein.

Auch 1980 gab es zwei Startplätze für Hessen im DFB-Pokal, wovon damals Buchonia Flieden profitierte. In der zweiten Verbandsliga-Saison der Geschichte wuchs Flieden über sich hinaus und schmiss im Hessenpokal die damaligen Top-Vereine Rot-Weiß Frankfurt (4:2) und SG Egelsbach (3:2 n. V.) aus dem Wettbewerb. Im Endspiel traf man in Grünberg auf das nächste Spitzenteams RSV Würges. 0:2 verlor Flieden und freute sich dennoch auf die erste Runde im DFB-Pokal. Gegner war Ende August 1980 der Zweitligist ESV Ingolstadt. 2500 Zuschauer waren an den „Weiher“ gekommen und die sahen, wie Flieden mal wieder über sich hinaus wuchs und bekannte Spieler wie Dieter Schwemmle (vorher VfB Stuttgart, AC Bellinzona/Schweiz, FC Twente/Niederlande) mächtig forderte. Manfred Hüttl hatte den zwischenzeitlichen Ausgleich geschossen. Durch zwei späte Treffer gewann Ingolstadt letztlich noch deutlich mit 4:1. Fliedens Mannschaft bestand damals aus Akteuren wie Peter Kreß, „Berti“ Müller, Gerhard Röhrig, Martin Stumpf, Wolfgang Schäfer, Erwin Koppel und Karl-Heinz Bunzenthal. Trainer war Lothar Klimek.

Borussia Fulda beim Vorgänger des DFB-Pokal dabei

Auch die SG Bad Soden darf sich „Teilnehmer am DFB-Pokal“ nennen. Am 5. August 1978 zogen die Sodener den VfL Neustadt/Weinstraße als Gegner. 900 Besucher an der Bornwiese sahen das frühe Führungstor durch Peter Stolberg (13.), am Ende aber eine 1:3-Heimniederlage. Unter den Torschützen der Neustädter war auch der spätere Trainer der Bayern München Amateure, Udo Bassemir. Damals gab es ein noch riesig aufgeblähtes Feld mit 128 Teilnehmern. Heute spielen nur noch 64 Teams in der ersten Hauptrunde mit. Allein Hessen stellte beispielsweise in diesem Jahr mit dem VfR Bürstadt, VfB Schrecksbach, SSV Dillenburg, Viktoria Sindlingen, dem Melsunger FV 08 und der SG Bad Soden sechs Amateurteams.

Übrigens: Erst seit 1963 wird der uns heute bekannte DFB-Pokal ausgespielt. Vorläufer war der Tschammer-Pokal, der 1935 eingeführt und nach dem Reichssportführer Hans von Tschammer benannt wurde. Hier kann Borussia Fulda in den Jahren des Zweiten Weltkriegs drei Teilnahmen verzeichnen. Jeweils war nach der ersten Runde bereits Endstation. Im August 1941 setzte es ein 3:5 (0:1) auf dem Ernst-Abbe-Sportfeld in Jena. Der Verein hieß damals noch 1. Sportverein Jena. Ein Jahr später folgte am 19. Juli 1942 die 1:6 (0:1)-Heimniederlage vor 700 Zuschauern gegen Westende Hamborn. 1942/43 ging es dann zum Dresdner SC. 1:13 verloren die Fuldaer im Heinz-Steyer-Stadion. Sechsfacher Torschütze war der spätere Bundestrainer Helmut Schön. Die hohe Niederlage war keine Schande, denn in dieser Saison wurde DresdenDeutscher Meister.