Omar Marmoush macht Eintracht Frankfurt froh
Pünktlich zur Mittagszeit setzte Eintracht Frankfurt das erste Ausrufezeichen am sogenannten Deadline Day. Nein, es ging nicht um einen prominenten Zugang, dafür um eine Nachricht, die nicht wenige als deutlich wichtiger erachten als einen neuen Spieler. Per Videobotschaft wendete sich nämlich Stürmer Omar Marmoush an die Öffentlichkeit und verkündete seine Entscheidung, auch in der neuen Spielzeit für den hessischen Bundesligisten aufzulaufen. Grinsend wie ein Honigkuchenpferd sprach er auf dem Rasen des Waldstadions direkt nach dem Abschlusstraining vor der Heimpartie am Samstag (15.30 Uhr/Sky) gegen die TSG Hoffenheim in die Handykamera: „Ich freue mich sehr auf diese Saison. Die Liebe, die ich in den letzten Tagen gespürt habe, hat mich sehr berührt. Ich freue mich sehr, hier zu sein. Lasst uns zusammen neue Erinnerungen schaffen.“ Gut gebrüllt, Omar. Das hören eingefleischte Fans gerne.
Für die Eintracht ist das sehr wohl eine wichtige Kunde, der ägyptische Nationalspieler mauserte sich in der abgelaufenen Saison zum absoluten Leistungträger, entpuppte sich als die Überraschung und avancierte zeitweise zur Frankfurter Lebensversicherung. Ganz nebenbei auch noch zum besten Torschützen, 17 Pflichtspieltreffer machte er.
Dass am Freitag eigens verkündet wurde, dass der Angreifer an Bord bleibt, zeigt aber auch, wie knapp die Entscheidung letztlich war. Denn ein Wechsel in die Premier League stand im Raum, bis zuletzt buhlte Nottingham Forest um die Dienste des Publikumslieblings. Doch zum einen erfüllten die Engländer nicht die Frankfurter Forderung, die bei 35 Millionen Euro lag. Und zum anderen war das Marmoush-Management zwar darum bemüht, den Spieler auf die Insel zu transferieren, doch der Profifußballer selbst wurde mit Nottingham nicht so wirklich warm. Forest gehört nun wahrlich nicht zu den Schwergewichten in England. Also weiter Eintracht Frankfurt, mindestens ein weiteres Jahr.
Sportvorstand Markus Krösche hätte einem Transfer unter bestimmten Umständen zugestimmt, äußerte sich nun aber auch zufrieden über die jüngste Entwicklung: „Wir haben immer gesagt, dass Omar ein wichtiger Bestandteil unserer Mannschaft ist“, kommentierte er. „Er hatte nie die Absicht, uns zu verlassen und ist fokussiert auf unsere Aufgaben und Ziele. Diese stehen auch im Vordergrund, und wir geben Spieler auch nicht um jeden Preis ab. Daher ist es dahingehend ein wichtiges Zeichen, dass Omar auch in dieser Saison für uns spielen wird.“
Durch den Verbleib des wuseligen Stürmers ist aber auch klar, dass die Eintracht nicht mehr über die finanziellen Mittel verfügt, um auf der Position im zentralen Mittelfeld einen Hochkaräter zu verpflichten. Deshalb griff Sportchef Krösche eher ins mittlere Regal und zog schon einen Überraschungskandidaten aus dem Hut. Mo Dahoud, einst als Überflieger gehypt, wird in Zukunft wohl die Farben der Eintracht tragen. Der Mittelfeldspieler, eher Achter als Sechser, kommt quasi zum Nulltarif vom englischen Premier-League-Klub Brighton & Hove Albion, bei dem er keine Rolle mehr spielte. Eine offizielle Bestätigung fehlte bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe freilich noch.
Die Karriere des früheren Bundesligaprofis und zweifachen deutschen Nationalspieles war in den vergangenen beiden Jahren gehörig ins Stocken geraten. Nach seinem Vertragsende bei Borussia Dortmund schloss sich der Deutsch-Syrer 2023 Brighton an, schaffte aber nicht den Durchbruch. Im vergangenen halben Jahr spielte er auf Leihbasis für den VfB Stuttgart, ohne Spuren zu hinterlassen: 15 Einsätze, einer von Beginn an. Binnen eines Jahres rauschte sein Marktwert in den Keller, von 14 Millionen Euro auf deren sechs.
Dahoud ist wirtschaftlich sicher kein riskanter Transfer, sportlich aber mit Fragezeichen zu versehen. Fraglich, ob der 28-Jährige noch mal in die Form kommt, um auf gehobenem Bundesliganiveau zu performen. Der frühere Mönchengladbacher, der am Niederrhein seine beste Zeit hatte, wird zunächst eine Ergänzung sein und auch nicht die Entwicklung des derzeit verletzten Talents Oscar Hojlund blockieren. Auf den mit einem Mittelfußbruch für zehn Wochen auf Eis liegenden Dänen hält Coach Dino Toppmöller große Stücke. „Er hat sich super schnell integriert, war schon auf dem Weg wie Hugo Larsson.“ Der Schwede startete vor einem Jahr ohne Anlaufschwierigkeiten voll durch.
Mo Dahoud wird auch im Heimspiel gegen Hoffenheim noch keine Rolle spielen. Im Gegensatz zu Marmoush, der von den Fans frenetisch abgefeiert wird. Der Ägypter steht beim Anhang hoch im Kurs, weil er sein Herz auf dem Platz lässt und sich zur Eintracht bekannt hat. Das wissen die Menschen zu honorieren.
Und auch Dino Toppmöller erhofft sich von der jetzt geklärten Zukunft einen gewaltigen Schub. Der Fußballlehrer präsentierte sich der Presse am Freitag aufgekratzt, fast schon euphorisiert. Er freue sich extrem, dass Marmoush weiterhin den Adler tragen wird. „Er passt wie die Faust aufs Auge zu uns“, sagte er. „Das ist eine geile Sache, eine tolle Nachricht für alle.“ Der Trainer ist ja ein gebranntes Kind, gleich bei seiner ersten Trainerstation in der Bundesliga ist ihm vor einem Jahr in einer Nacht-und Nebelaktion der beste Stürmer, Randal Kolo Muani, abgeholt worden. Das bleibt ihm jetzt erspart. Toppmöller ahnte aber schon, dass es Marmoush nicht unbedingt in die Ferne zieht. „Ich hatte ein super Gespräch mit ihm, in dem er mir sagte, dass er die Wertschätzung der Kabine und die Liebe der Fans spüre. Das ist dann mehr wert als der eine oder andere Euro.“
Und weil Marmoush mit seiner Entscheidung einen wahren Stimmungsbooster zündete, versprach der Fußballlehrer fürs erste Heimspiel gleich mal ein Feuerwerk. Also explizit hat das Toppmöller so nicht formuliert, aber im übertragenen Sinne schon: „Wir haben alle richtig Bock auf das Spiel. Du hast das Gefühl, dass jeder Spieler danach lechzt, sich zu belohnen. Also gibt es Vollgas von der ersten Minute.“ Mit Marmoush, gar keine Frage.