Organisatorisches Geschick war gefragt
Mit dem SV Steinbach auf Tortur
Warum also an einem Mittwochabend die beschwerlichen 167,2 Kilometer vom heimischen Mühlengrund bis ins Hoppecketalstadion aufnehmen? Richtig: Zum Fußballspielen – abends um 19.30 Uhr, damit der Tross auch ja erst nach Mitternacht wieder Heimatluft schnuppern darf. Früher wäre aber auch irgendwie doof, schließlich soll es in der Verbandsliga, immerhin sechsthöchste Spielklasse in Deutschland, tatsächlich noch Fußballer geben, die sich ihren Lebensunterhalt eben nicht mit der Kickerei verdienen.
Und daher muss der Abfahrtszeitpunkt in Steinbach wohl kalkuliert sein. 16 Uhr hatte Coach Kalle Müller angepeilt, um möglichst alle Spieler mitzukriegen. Klappen sollte das nicht ganz: Sebastian Bott und Alex Terentew mussten passen. Und pünktlich ging es auch nicht los: Petr Paliatka machte in Fulda um 15.45 Uhr Feierabend, schaffte die akademische Viertelstunde gerade so.
Dann konnte es endlich losgehen, um in Bad Hersfeld schon wieder zu halten: Nicolas Kochanski und Jonas Krimmel mussten am Bahnhof eingeladen werden. Kosten und Mühen dürfen eben nicht gescheut werden, um am Ende alle Spieler mitzubekommen: "Was bei mir die letzten zwei Tage das Handy geklingelt hat", stöhnte Müller ob des organisatorischen Drahtseilaktes.
Das Ziel wurde letztlich auch erreicht. Genau 65 Minuten blieben, um sich vor Ort in aller Ruhe auf das Spiel vorzubereiten, alle Widrigkeiten auszublenden, und um dabei nicht zu vergessen, den aufgestauten Frust den Gegner spüren zu lassen. Das klappte dann auch. So wie beim letzten Mal, als es im August 2011 unter der Woche einen 5:2-Sieg in Wilingen zu feiern gab. Die vom Spielplan in dieser Saison ohnehin schon arg gebeutelten Steinbacher können sich zumindest glücklich schätzen, dass sie diese exorbitant anmutende Reise nicht jedes Jahr unter der Woche antreten müssen.