FCK-Keeper

Otto möchte fester Teil des Drittliga-Teams werden

Gersfelder spielte für Kaiserslautern zuletzt Mitte September

07. April 2020, 07:50 Uhr

Lorenz Otto bei einem Lehrgang des DFB. Foto: Volker Barth

Mehr als ein halbes Jahr ist es nun schon her, dass Lorenz Otto zuletzt in einem Pflichtspiel im Tor stand. Der Gersfelder in Diensten des 1. FC Kaiserslautern wurde erst von einer Sperre, dann von einer Verletzung und nun von der Corona-Epidemie ausgebremst.

Anstatt momentan auf dem Betzenberg dem Ball hinterher zu fliegen, muss Lorenz Otto Kreativität beweisen. Bei seinen Eltern in Gersfeld-Rengersfeld ist der 19-Jährige seit wenigen Wochen, da auch in Kaiserslautern momentan kaum an Fußball zu denken ist. Stattdessen arbeitet er Tag für Tag einen Trainingsplan ab, macht Läufe, Stabilisations- und Kräftigungsübungen. "Vor kurzem hat unser Athletiktrainer auch einen Live-Stream eingeführt. Ansonsten bin ich froh, dass ich etwas außerhalb in einem Dorf wohne. Hier habe ich alle Möglichkeiten", berichtet Otto, der auf dem kleinen Sportplatz im 150-Einwohner-Ort von seinem Vater in Sachen Torwarttraining gefordert wird.

Die Sehnsucht nach einer Rückkehr in den normalen Alltag ist aber auch deshalb so groß, weil das letzte Pflichtspiel im FCK-Dress schon mehr als ein halbes Jahr her ist. Im U19-Bundesliga-Spiel in Ingolstadt spielte Otto außerhalb des Strafraums "alles oder nichts", erwischte seinen Gegenspieler dabei auf Kopfhöhe. Die Rote Karte und vier Spiele Sperre waren die Folge. Und kurz bevor der ehemalige Nachwuchsakteur des JFV Viktoria Fulda wieder eingreifen durfte, zog er sich eine Oberschenkelverletzung zu.

Verletzung bringt Positives und Negatives

"Zunächst war unklar, was überhaupt los war. Es stellte sich dann als Knochenmarködem heraus, sprich eine Wasseranlagerung im Knochen. Das ist zwar nichts Weltbewegendes, war aber eine langwierige Geschichte", erklärt Otto, der daraufhin drei Monate zuschauen musste. Bitter: Gerade in dieser Phase verletzte sich der Ersatztorwart der Drittliga-Mannschaft, Avdo Spahic – der 19-Jährige hätte sich also berechtigte Hoffnungen machen dürfen, in einigen Spielen als Ersatzkeeper bei den Profis mit dabei zu sein.

"Unter anderem den DFB-Pokal-Sieg gegen Nürnberg hätte ich dann miterlebt, das wäre sicherlich ein tolles Erlebnis gewesen. Aber so etwas kommt hoffentlich noch", sagt Otto, der seiner Verletzung auch etwas Positives abgewinnen konnte. In Sachen Abiturprüfungen ist Rheinland-Pfalz nämlich besonders früh an der Reihe, so dass genug Zeit blieb, um für die schriftlichen Prüfungen im Januar zu pauken. "Das war ganz gut, ich bin nämlich kein Einstein", so der Gersfelder schmunzelnd, der das Abitur inzwischen in der Tasche hat. Vor einigen Wochen wurde nämlich auch der mündliche Teil erfolgreich abgeschlossen.

Planinsolvenz? "Bislang hat es der FCK immer hingekriegt"

So kann der Fokus künftig voll auf den Fußball gelegt werden. Schon vor gut anderthalb Jahren wurde Lorenz Otto vom Traditionsverein mit einem Profivertrag bis 2022 ausgestattet, der FCK plant langfristig mit seinem Nachwuchstalent. Daran ändern wohl auch jüngste Gerüchte, der viermalige deutsche Meister müsse aufgrund seiner langjährigen finanziellen Probleme eine Planinsolvenz eingehen, nichts. "Ich bin da relativ entspannt. Als Spieler bekommt man das zurzeit sowieso nur durch die Medien mit. Bisher hat es der FCK immer irgendwie hingekriegt, ich denke, das wird er auch dieses Mal wieder schaffen", ist Otto optimistisch.

Dem 19-Jährigen, der im September und Oktober bei zwei DFB-Lehrgängen mitwirken durfte, winkt jedenfalls eine Beförderung im Sommer. Da es den aktuellen Stammtorwart der Pfälzer, Lennart Grill, diversen Medienberichten zufolge zu Bayer Leverkusen zieht, könnte Otto in der Rangordnung zum zweiten Torhüter der ersten Mannschaft aufrücken. "Besprochen ist noch nichts, ich denke, das wird die Vorbereitung im Sommer zeigen. Mein Ziel ist es aber, Teil der Drittliga-Mannschaft zu werden."

"Wir haben ein cooles Torwartteam"

Einer, der dabei kein Mitspracherecht mehr haben wird, ist Gerry Ehrmann. Die Lauterer Torwarttrainerlegende, die Schlussmänner wie Roman Weidenfeller, Tim Wiese oder Kevin Trapp geformt hat, wurde im Februar entlassen – unter anderem aufgrund Differenzen mit Cheftrainer Boris Schommers. Äußern darf sich Otto, der 2017 von Rot-Weiss Erfurt nach Kaiserslautern gewechselt ist, zu diesem Thema von Vereinsseiten aus nicht.

Der Gersfelder wird nun von Sven Höhn torwartspezifisch weiterentwickelt. "Unter ihm habe ich schon im Nachwuchsleistungszentrum trainiert", erklärt Otto. Nicht nur das Verhältnis mit dem Coach, auch das zwischen den Keepern untereinander sei derweil exzellent: "Wir haben ein cooles Torwartteam, das sich wirklich sehr gut versteht."

Autor: Steffen Kollmann