Melina Mehler
Profi-Debüt in der Provinz
Nach ihrem Debüt kam Melina Mehler (gelb) auch gegen Bielefeld in der zweiten Bundesliga zum Einsatz. Foto: Karim El Boujdaini
28. April 2021. Es ist 15.27 Uhr. Berghofen. Ein Stadtteil in Dortmund. Carl Zeiss Jena führt in der 72. Spielminute mit 2:0. An der Außenlinie macht sich Melina Mehler bereit. Einmal noch die Stutzen richten, dann ist es soweit. Die aus Ried aus der Rhön stammende 18-Jährige wird eingewechselt. Profi-Debüt. Mit Carl Zeiss Jena. Es ist der Lohn für drei Jahre harte Arbeit.
Rückblick: 2018 entschließt sich die damals 15-Jährige, den nächsten Schritt zu gehen. Juniorinnen-Bundesliga lautet das Ziel. Zuvor ist die Offensiv-Allrounderin für die TSG Lütter in der Hessenliga auf Torejagd gegangen. Im Sportinternat in der Lichtstadt büffelt sie seitdem morgens für die Schule. Am Mittag steht Mannschaftstraining auf dem Programm. Zwei Jahre möchte sie noch die Schulbank drücken. Dann steht das Abitur an. Und das nächste Etappenziel wäre erreicht. Aber zurück nach Berghofen, zum Profi-Debüt. „Ich war nicht so aufgeregt, wie ich es im Vorfeld erwartet hätte“, gesteht sie. Der Grund: Die Atmosphäre. Ein Sportplatz, wie auf dem Dorf. Zuschauer waren ohnehin nicht zugelassen. Einem Profi-Debüt unwürdig. Eigentlich. Denn Corona hin oder her: Das Debüt für Jena ist der Lohn für drei Jahre harte Arbeit.
In den verbliebenen 18 Minuten hatte Mehler noch einige gute Aktionen, ein direkter Abschluss aufs Tor sollte ihr nicht mehr gelingen. Ihr Auftritt aber hat Spuren hinterlassen. In den darauffolgenden zwei Spielen gegen Bielefeld (2:1) und Potsdam (3:0) sammelte Mehler weitere sechs Punkte mit ihrem Verein und ist auf einmal Favorit auf den Aufstieg in die Bundesliga.
Vieles deutete auf einen Zweikampf mit Güterloh hin. Jena führt mit einem Punkt Vorsprung die Tabelle an, der Verfolger aber hat ein Spiel weniger. Nun ließ vor wenigen Tagen Gütersloh verlauten, dass sie im Falle des Aufstiegs verzichten würden. Bei fünf verbliebenen Spielen hat Carl-Zeiss demnach sieben Punkte Vorsprung auf den Dritten Leipzig. „Wenn wir so weitermachen, ist der Traum Bundesliga nicht unrealistisch“, zeigt sich Mehler kämpferisch. Der Aufstieg sei allerdings kein Muss.
Deutlicher formuliert sie indes ihre eigenen Ambitionen. „Ich möchte so viele Spiele wie möglich bestreiten.“ Langfristig lautet das Ziel Startelf – am besten schon in der kommenden Spielzeit. Ein Ziel, das die Offensivkraft gerne früher in Angriff genommen hätte. Zu Beginn dieser Saison brachte eine Bandscheibenprotrusion Mehler aus dem Tritt. Fünf Wochen musste die 18-Jährige pausieren, ehe sie sich für ihr Profi-Debüt empfehlen konnte.
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