Regression zur Mitte: HSV-Höhenflug beendet
Vor dem 0:1 trat Hünfelds Leon Zöll (links) über den Ball und ermöglichte Hanaus Marco Ferukowski das Tor. Es war der erste grobe individuelle Fehler des HSV. © Charlie Rolff
In der Statistik gibt es den Fachterminus „Regression zur Mitte“, der beschreibt, dass nach einem extrem ausgefallenen Messwert die nachfolgende Messung wahrscheinlich wieder näher am Durchschnitt liegt. Der HSV hat bis vor drei Wochen ein Fußballjahr über den Verhältnissen gespielt. Souverän die Verbandsliga-Meisterschaft geholt, plötzlich die Hessenliga-Spitze aufgemischt. Nun musste der HSV aufgrund von vier, allesamt vermeidbaren Pleiten abreißen lassen. Er hat sich dem erwartbaren Niveau angenähert.
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Und doch war insbesondere das jüngste Spiel exemplarisch, dass das Trainerteam um Johannes Helmke keinesfalls am eingeschlagenen Weg zweifeln darf. Denn nach vorne spielte Hünfeld auch am Samstag stark auf, presste früh, zwang den Gegner zu Fehlern und erspielte sich Chance um Chance. Nur fehlt aktuell die Kaltschnäuzigkeit vor dem gegnerischen Tor. Beispiel Jemal Kassa, der nicht nur einen Elfmeter vergab, sondern freistehend nur Pfosten und Latte traf. Oder David Brähler, der beim Stande von 3:4 ein todsicheres Ding vergab.
Und auf der anderen Seite warf sich Hünfeld selbst aus der Bahn. Nicht etwa mannschaftstaktische Fehler führten zu den fünf Gegentoren. Nein, es waren fast ausschließlich grobe individuelle Fehler. Einmal trat Linksverteidiger Leon Zöll über den Ball, einmal spielte Innenverteidiger Nils Witte dem Torschützen das Spielgerät in die Füße. Mindestens einen, wenn nicht zwei Gegentreffer musste HSV-Keeper Bendikt Kaiser auf seine Kappe nehmen und Abwehrchef Marcel Dücker war auch nicht ohne Fehl und Tadel, weil er einmal zu lange mit dem Schiedsrichter diskutierte, der Gegner aber den Ball schnell einwarf und so freie Fahrt genoss.
Es war ein Fußballspiel, in dem Hünfeld bereits zur Pause haushoch hätte führen müssen. Helmke, selbst Innenverteidiger gewesen, war nachher „genervt und mega enttäuscht“ von der neuerlichen Pleite und haderte mit zu vielen Gegentoren. Doch sein mitunter wild wirkender Spielstil passt zu seinem Team, bietet Spektakel und hat für ein ordentliches Polster nach unten gesorgt. Kein Hünfelder sollte zweifeln.