„Wir haben heute viel zu wenig Laufbereitschaft gezeigt. Und bei den zwei Gegentoren haben wir kapitale Fehler gemacht“, versucht Kapitän Patrick Schaaf die Niederlage zu erklären. Die Binde übernahm der 25-Jährige von Kevin Steudter, der aufgrund einer Zerrung nicht mitspielen konnte. Einer dieser individuellen Fehler passierte direkt in der siebten Minute. Nach einem unnötigen Ballverlust von Sebastian Bartel kam Kevin Jung an das Spielgerät und schloss aus 20 Metern ab. Bitter für Torwart Aykut Bayar, der erneut das Vertrauen von Henry Lesser bekam, dass der Ball noch unhaltbar zum 0:1 abgefälscht wurde. Nachdem sich der TSV nach einiger Zeit von dem Schock des Gegentors erholt hatte, kam Lehnerz zu einigen Chancen. Lessers Schuss vom Strafraumeck war jedoch keine große Hürde für Keeper Robin Schwarz (12.). Ein Freistoß von Lesser (28.) und ein Schuss von Dominik Rummel im Sechzehner (31.), nachdem er den Ball mit der Brust annehmen konnte, gingen beide drüber. Danach passierte gegen tief stehende Griesheimer nicht mehr viel und so ging es mit dem 0:1-Rückstand in die Pause.

Alle guten Vorsätze für die zweite Hälfte wurden jedoch schon in der Anfangsphase zunichte gemacht. Kemal Sarvan, der für Steudter auf der Doppelsechs spielte, ging bei einem Luftkampf mit dem Ellenbogen zu Werke und sah von Schiedsrichter Wissam Awada (Kassel) glatt rot (48.). Nicht die einzige zweifelhafte Schiedsrichterentscheidung an diesem Nachmittag. Auch Griesheim konnte die Partie nicht mit zehn Mann beenden, da Jean Marie Starck nach einem eher harmlosen Foul an Patrick Lesser seine zweite gelbe Karte sah (62.). „Der Schiedsrichter hatte heute fragwürdige Entscheidungen auf beiden Seiten“, bestätigt Schaaf. „Da sollte man sich schon hinterfragen, das war eine der schlechtesten Referee-Leistungen in dieser Saison.“

Das Gegentor zum 0:2 fiel jedoch noch bei der Konstellation „10 gegen 11“ aus Lehnerzer Sicht. Erneut war es Kevin Jung, der aus 20 Metern den Schuss abgab. Diesmal konnte Aykut Bayar parieren, ließ den Ball jedoch nach vorne abklatschen - direkt vor die Füße von Yannik Brehm, der ohne Mühe die Führung ausbauen konnte (57.). Anschließend kam von Lehnerz fast überhaupt nichts mehr, bis in die Schlussphase gab es keine einzige echte Torchance in der zweiten Hälfte. Dann jedoch verpasste erst Dominik Rummel per Kopf den Anschluss (83.), ehe selbiger nur eine Minute später den Ball nur noch ins Tor schieben musste. Innenverteidiger Sebastian Kress spielte einen schönen Doppelpass mit Renato Tusha, war frei vor Torwart Schwarz und legte den Ball quer auf den Toptorjäger des TSV. Wer von den 270 Zuschauern jedoch ein Aufbäumen des Tabellendritten erwartet hatte, wurde bitter enttäuscht. Ohne eine weitere Torgelegenheit pfiff Schiedsrichter Awada die Partie kurz darauf ab.

„Selbst nach dem Anschluss waren wir nicht in der Lage, nur ein einziges Mal gefährlich zu werden“, stellte Schaaf ernüchternd fest. „Dass wir die fußballerisch bessere Mannschaft sind, daran besteht kein Zweifel. Die Leidenschaft hat jedoch gefehlt, und Griesheim hat dann zur richtigen Zeit die Tore gemacht.“ Ähnlich sieht das Co-Trainer Adam Wielogorski: „Der Einsatz und der Kampf war bei uns heute nicht ausreichend. Griesheim hat das taktisch aber auch sehr gut gemacht.“ Ersatz-Kapitän Schaaf prangerte dagegen seine eigene Mannschaft an: „Der Gedanke muss aus den Leuten verschwinden, dass wir auch mit 80 Prozent ein Spiel gewinnen können. Da haben wir einfach gezeigt, dass wir noch kein Spitzenteam sind.“ /kol

Lehnerz: Bayar - Odenwald, Kress, Bartel, Breunung - Schaaf, Sarvan - Mistretta (65. Wollny), Tusha, Lesser (65. Vogt) - Rummel
Griesheim: R. Schwarz; Hinterschied, Brehm (68. Matsuda), Jung (80. Stork), Bilgin, Starck, Jourdan, M. Schwarz (75. Herper), Barletta, Walter, Haeder
Tore: 0:1 Kevin Jung (7.), 0:2 Yannick Brehm (57.), 1:2 Dominik Rummel (84.)
Zuschauer: 270
Rote Karte: Kemal Sarvan (Lehnerz, 48.), grobes Foulspiel; Gelb-Rote Karte: Jean Marie Starck (Griesheim, 62.)